Wenn Anasztazia Ruzsilla über ihre Arbeit im Jugendreferat Markdorf spricht, ist ihr eine Sache ganz wichtig: „Die Jugend will gehört werden“. Während ihres Studiums der sozialen Arbeit hat die 26-Jährige im Jugendreferat schon auf ehrenamtlicher Basis gearbeitet, seit September ist sie fest angestellt. Ruzsilla übernimmt die Stelle der Jugendreferentin, die seit dem Weggang ihres Vorgängers David Lemkamp im Sommer 2023 vakant gewesen war. Ihre Arbeit sei um die Themenfelder Jugendbeteiligung und mobile Jugendarbeit sehr vielfältig aufgebaut, im Grunde gehe es aber vor allem darum, Kontakt zu den Jugendlichen aufzubauen. „Das ist das Herzstück unserer Arbeit.“
Ein Ort zum Sein
In der täglichen Arbeit mit den Jugendlichen höre Ruzsilla immer wieder heraus, dass diese vielfältige Wünsche und Bedürfnisse haben. „Da kann es um ganz simple Dinge gehen, wie gut funktionierendes WLAN auf öffentlichen Plätzen. Aber auch komplexere Themen werden angesprochen“, fügt die Jugendbeauftragte Alina Metzler hinzu. So werde oft der Wunsch genannt, dass es mehr Unterstützung für sozial Schwächere oder Wohnungslose geben sollte.
Es sei aber auch völlig verständlich, wenn die Jugendlichen einfach nur einen Raum suchen, an dem sie sein können. „Die Gesellschaft stellt heutzutage so viele Ansprüche an junge Menschen, dazu kommen die Herausforderungen des alltäglichen Lebens – wir wollen einen Ort bieten, der eine Auszeit von alldem darstellt“, sagt Metzler.
Neue FSJlerin wird von den Jugendlichen um Rat gefragt
Häufig komme es vor, dass die Mitarbeiterinnen des Jugendreferats von den Jugendlichen um Rat gefragt werden. Für die 20-jährige Xenia Reis aus Friedrichshafen ist das eine ganz neue Erfahrung. Sie absolviert seit September ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Jugendreferat, ist durch ihr Alter noch ein bisschen näher an den Jugendlichen dran: „Ich war mir von Beginn an bewusst, dass ich bei vielen Themen vielleicht eine ähnliche Sicht habe, aber dadurch, dass ich diesen Lebensabschnitt schon verarbeitet habe, weiterhelfen kann.“ Für Reis sei es schön zu erleben, wenn sich jemand öffne und ihr Vertrauen schenke – und ein spannend zu beobachtender Prozess.
Reis unterstützt Alina Metzler und Anasztazia Ruzsilla, hilft ihnen bei der Planung von Veranstaltungen oder dem Ferienprogramm und betreut das Jugendcafé Zepp. Sie kann sich gut vorstellen, nach ihrem FSJ soziale Arbeit zu studieren und in dem Bereich der Jugendarbeit zu bleiben.

Alina Metzler verlässt das Jugendreferat
Mit dem Schulstart ging für die Drei der reguläre Betrieb im Jugendcafé und Jugendclub Skates Open wieder los, auch die Planungen für das nächste Jahr haben begonnen. Die im vergangenen Dezember gegründete Mädchengruppe soll weiter erhalten bleiben, ein Flohmarkt ist geplant, am 17. Januar soll im Jugendclub Skates Open eine Party stattfinden. In die Planungen ist Alina Metzler noch eingebunden, in die Umsetzung dann nicht mehr, sie verlässt das Jugendreferat Markdorf zum Ende des Jahres.
Seit 1. Januar 2023 ist sie Jugendbeauftragte, damals noch im Team mit Jugendreferent David Lemkamp und Azubi Raffaele Mazzitelli. Die beiden Männer verließen das Jugendreferat im Sommer 2023 – Metzler stemmte daraufhin mit FSJler Gabriel Joos die Arbeit. Dieser Mehraufwand hat nun unter anderem zu ihrer Entscheidung geführt, sich eine neue berufliche Aufgabe zu suchen. Ihre Stelle ist bereits ausgeschrieben.
Mit Stolz blickt sie zurück auf das Erreichte in den vergangenen zwei Jahren: „Jugendtreffs, Stand beim Stadtfest, Skate-Wettbewerb, Ferienprogramm im Sommer, Spray-Event, die Zusammenarbeit mit den Schulen wurde intensiviert. Wir hätten uns am Anfang wahrscheinlich nicht vorstellen können, dass wir so viel erreichen.“ Das attraktive Angebot des Jugendreferats habe sich mittlerweile auch über die Grenzen Markdorfs herumgesprochen, sogar Jugendliche aus Friedrichshafen würden kommen, wenn der dortige Jugendclub geschlossen habe, so Metzler.

Jugendliche möchten unter sich bleiben
Die gute Arbeit habe sogar für Zwickmühlen gesorgt. So sei das Bedürfnis, in das Jugendcafé zu kommen, auch bei den Jüngeren gestiegen. „Darüber freuen wir uns natürlich in erster Linie, wir müssen aber aufpassen, dass das Jugendcafé weiter ein sicherer Ort auch für ältere Jugendliche bleibt, wo sie unter sich sein können“, erklärt Alina Metzler. Deswegen hätten sie sich für einen Kompromiss entschieden, so dürfen nun Jugendliche ab zwölf Jahren bis 18 Uhr im Café bleiben, ab 14 Jahren bis 19.30 Uhr.
Den Zuspruch von Jugendlichen aus allen Altersklassen sieht Alina Metzler als Bestätigung für die tägliche Arbeit ihres Teams. „Es zeigt, dass der ständige Austausch mit den Jugendlichen das Wichtigste an der Arbeit ist – und das wird mir auch am meisten fehlen“, sagt Metzler mit Blick auf ihren Abschied vom Jugendreferat Markdorf.