Im September 2024 attackierten zwei Unbekannte in der Ravensburger Straße einen 27-Jährigen völlig unvermittelt auf offener Straße mit Pfefferspray. Zudem traten sie auf ihr am Boden liegendes Opfer ein, entwendeten Smartphone und Geldbeutel. Erst als unbeteiligte Zeugen einschritten, ließen sie von ihm ab und flüchteten mit einem unweit geparkten Fahrzeug. Die Fahndungsmaßnahmen führten schnell zum Erfolg. Noch am selben Tag konnte einer der Täter festgenommen werden, der zweite am Folgetag. Beide stammen aus Friedrichshafen, sind 24 und 30 Jahre alt. Eine justizielle Entscheidung steht noch aus.

Dies ist der einzige Fall, der in der Chronik des Sicherheitsberichtes 2024 des Polizeipräsidiums Ravensburg, aus Markdorf aufgeführt wird. Sowohl im Gesamtbereich des Polizeipräsidiums als auch im Bodenseekreis ist die Gesamtzahl der Straftaten gesunken und auch Markdorf reiht sich in diese Entwicklung ein.

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526 Straftaten sind für 2024 registriert

Hatte sich die Kriminalstatistik 2023 mit 572 Straftaten im Vergleich zu 2022 mit 900 Straftaten wieder auf normalem Niveau einpendelt, so sinkt die Zahl auch 2024. Insgesamt 526 Straftaten weist die Statistik auf. Der Fünfjahresvergleich und die Häufigkeitszahl sind Werte, an denen man sich orientieren kann. Im Fünfjahresvergleich liegt der Schnitt für Markdorf bei 633 Straftaten pro Jahr. Bei der Häufigkeitszahl wird die Zahl der Straftaten auf 100.000 Einwohner hochgerechnet und ermöglicht so eine Vergleichbarkeit der Sicherheitslage von Kommunen. Im Gebiet des Polizeipräsidiums Ravensburg liegt die Häufigkeitszahl bei 4174, im Bodenseekreis bei 4180, in Markdorf beträgt sie 3651. Das Land Baden-Württemberg liegt bei 4882 der Bundesdurchschnitt bei 6995 Straftaten.

„In Markdorf haben wir in fast allen Deliktfeldern eine sinkende Tendenz“, sagt Claudia Jäger, kommissarische Leiterin des Polizeipostens Markdorf, als sie gemeinsam mit Oliver Weißflog, Pressesprecher Polizeipräsidium Ravensburg, die lokale Kriminalitätsstatistik vorstellt. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache und zeigen, dass die objektive Sicherheitslage deutlich besser ausfällt als die gefühlte Sicherheit. Dies zeigt auch die Aufklärungsquote, die leicht gestiegen ist und bei 63,5 Prozent (2023: 59,8 Prozent) liegt. „Bei der Aufklärungsquote kommt es auch immer darauf an, welche Art von Straftaten vorliegen“, so Jäger. Die Steigerung der Quote zeige, dass gute Polizeiarbeit geleistet werde. Der Landesdurchschnitt liegt bei 62,6 Prozent.

Polizeistatistik 2024 für Bermatingen und Deggenhausertal

Bild 1: Polizeistatistik 2024: Polizei meldet Rückgang bei Straftaten in Markdorf, doch Gewalt steigt leicht an
Bild: Schönlein, Ute

Konflikte können laut Polizei häufiger eskalieren

Wirft man einen Blick auf die einzelnen Deliktfelder, dann gibt es zwei Straftaten gegen das Leben. Die Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung sinken um drei Fälle auf 15, darunter neun mit Gewalt/Abhängigkeit/Belästigung, eine Vergewaltigung und fünf Fälle sexueller Belästigung. Bei den Körperverletzungen gibt es einen leichten Anstieg von 87 Fälle auf 95, davon 26 schwer. Oliver Weißflog, ordnet das so ein, dass in Teilen der Bevölkerung möglicherweise Konflikte heutzutage häufiger eskalieren und in Tätlichkeiten ausarten.

Im Juni wurde ein 14-jähriger Schüler des Markdorfer Bildungszentrums von drei gleichaltrigen Mitschülern in Friedrichshafen verprügelt und in einem Gebüsch zurückgelassen. Dieser Fall führte zu einem öffentlichen Diskurs rund um das Thema schulische Gewalt und wurde auch im Gemeinderat behandelt. Jäger betont, dass das Bildungszentrum kein Brennpunkt sei und es immer wieder zu Auseinandersetzung im schulischen Kontext komme. „Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Schule“, so Jäger.

Am Bildungszentrum war im Juni 2024 die Attacke der drei 14-Jährigen auf einen Mitschüler ein Thema.
Am Bildungszentrum war im Juni 2024 die Attacke der drei 14-Jährigen auf einen Mitschüler ein Thema. | Bild: Jörg Büsche

123 Diebstahldelikte, 34 Beleidigungen, ein Wohnungseinbruch

Es gibt acht Fälle von Nötigung und 26 Bedrohungen. Die Diebstahldelikte gehen von 141 auf 123 Fälle zurück. Darunter fallen 33 Ladendiebstähle, 16 Fahrraddiebstähle und ein Wohnungseinbruch. Bei Gewalt gegen Polizeibeamte liegt bei drei Fällen, 2023 waren es zwei. Die Rauschgiftkriminalität ist von 34 auf 20 gesunken, was auch im Zusammenhang der Cannabis-Teillegalisierung liegen dürfte. Sonstige Straftatbestände sind mit 137 Fällen gleich geblieben. Dazu zählen unter anderem 34 Beleidigungen und 72 Sachbeschädigungen.

Die Vermögens- und Fälschungsdelikte sind von 95 auf 83 Fälle gesunken. Dazu zählen Betrugsdelikte wie „falsche Polizisten“, „Gewinnversprechen“, „Schockanrufe“ und „Enkeltrick“, aber auch neue Maschen mit künstlicher Intelligenz. Hier ist es Claudia Jäger wichtig, weiter zu sensibilisieren und aufzuklären.

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Unterstützung der Bevölkerung wichtig

Abschließend sagt Claudia Jäger, dass die Menschen hier in einer Region leben, in der sie sich sicher fühlen können. „Natürlich ist es unter Ziel, die Zahlen nach unten zu bekommen“, so Jäger. Aber dies funktioniere nur mit Unterstützung der Bürger – sei es beispielsweise mit Zivilcourage oder Zeugenhinweisen.