Größtes Lob hat Bürgermeister Georg Riedmann nun den Mitarbeitern von Bauhof und städtischem Forst, aber auch den Freiwilligen der Markdorfer Feuerwehr ausgesprochen. In der Gemeinderatsitzung nach dem Starkregen- und Überschwemmungswochenende Anfang Juni informierte Riedmann die Räte über die Leistungen der durch die Wassermassen stark geforderten Stadtangestellten.
Ihr Dauereinsatz habe Schlimmeres verhindert. „Wir sind noch mit einem hellblauen Auge davon gekommen“, so Riedmann. Überflutungen wie vor einigen Jahren im Ortsteil Wangen seien nicht passiert. Schäden habe es gleichwohl gegeben. Den Umfang demonstrierte der Bürgermeister anhand einiger Fotos, die die Forstmitarbeiter im Stadtwald beziehungsweise auf privaten Waldstücken aufgenommen haben.


Beherztes Baggern war gefordert
Die Nachricht kam am frühen Freitagabend des 31. Mai, erzählt Forstmitarbeiter Bernhard Brutsch beim Treffen mit dem SÜDKURIER vor einigen Tagen. Ein Jäger habe ihn aus dem Wald angerufen. Gewaltige Wassermassen strömten zu Tal, rissen Holz, rissen Geröll mit und furchten tiefe Rinnen in die Waldwege. Brutsch war sofort klar, dass weit mehr drohte als „nur“ beschädigte Wanderwege, die es anschließend wieder zu flicken galt. Denn erst im vergangenen Herbst hatten starke Regenfälle am Gehrenberghang zu einer Rutschung geführt, ein etliche Meter langes Wegstück in die Tiefe gerissen. „Ich hab also gleich für Samstag den Bagger bestellt“, erklärt Brutsch.
Dem Wasser den Weg abgegraben
Und noch am Freitagabend hatte er sich mit dem eigenen Traktor auf in den Wald gemacht, um Furchen zu graben oder provisorische Dämme, um das talwärts flutende Wasser umzulenken. Teils sollte das die überspülten Wanderwege retten. Teils sollte das weitere Stauungen verhindern. Stauungen, die – wie die Starkregenfälle von November 2023 gezeigt hatten – geeignet waren, ganze Bodenbretter fortzureißen.
So geschehen am Muldenweg zwischen Möggenweiler und Hepbach, den Bernhard Brutsch als eine der besonders gefährdeten Stellen ansah. Zurecht, wie sich dann am Samstag herausstellen sollte. Nach der Hangrutschung im vergangenen Herbst war der Weg ein Stück zum Hang hin verlegt worden. „Zur Sicherheit werden wir ihn jetzt wohl weiter zum Hang hin verschieben müssen“, erklärt Brutsch, während er auf den tiefen Riss im Erdreich hinweist – mitten im Weg.

Nasser Boden nimmt nichts mehr auf
An einigen Stellen hatte sich das Wasser bereits wieder hoch angestaut, als am Morgen des 1. Juni der Bagger anrückte. „Bei Niederschlagsmengen von rund 80 Liter pro Quadratmeter bestand da keine Chance, dass der Boden das Wasser aufnimmt“, erinnert Peter Ummenhofer, ebenfalls Mitarbeiter im städtischen Forstamt. Den Grund erläutert Ummenhofer auch: „In den letzten Wochen hat es soviel geregnet, dass der Boden einfach zu nass ist und nichts mehr aufnimmt.“

Wanderweg mit Seeblick
Das Schlimmste – fortgespülte Wanderwege, weitere Hangrutschungen – habe man gerade noch verhindern können, erklären die Forstmitarbeiter. Doch manchen Weg haben sie absperren müssen. Besteht dort doch weiterhin die Gefahr, dass sich Hangstücke in Bewegung setzen. „Leider halten sich längst nicht alle daran – gehen einfach weiter, trotz des rot-weisen Flatterbands“, so Brutsch. Die Premiumwanderwege am Gehrenberg seien weitestgehend verschont geblieben. Betroffen seien vor allem die Nebenwege. Hier müssen die zum Teil recht tiefen Ausspülungen wieder aufgeschüttet werden.

Hangrutschungen sind jederzeit möglich
„Hangrutschungen sind eigentlich am gesamten Gehrenberg jederzeit möglich – zumindest in den Steillagen“, erklärt Peter Ummenhofer, „das liegt an der besonderen Bodenbeschaffenheit.“ Er sagt da an einer Stelle im Wald, an der vom Weg aus nur dicht stehende Bäume zu sehen waren. Heute hat das Auge freien Blick auf den See. Über eine schroff abfallende Senke hinweg, in der aufgrund ihrer schweren Erreichbarkeit ein weiteres Stück Gehrenbergwald zum Urwald wird – wie so viele Stellen an Markdorfs Hausberg.