Markdorf Was haben Taschenmeldeempfänger, Kronkorken und Flusspferde miteinander gemein? Im Grunde nichts, außer, dass sie sich sammeln lassen. Wobei die Zeiten, da Fürsten auch exotische Tiere beziehungsweise deren Präparate in ihre Wunderkammer-Sammelsurien eingliederten, längst vorbei sind – und es sich bei den Nilpferden, die Reinhard Nedela schon seit etlichen Jahren sammelt, um Nilpferd-Abbildungen oder Nilpferd-Figuren handelt. Gleiches gilt für die Eulen-Bilder und Eulen-Figuren aus der Sammlung von Ingrid Niederkron. Sammeln lassen sich auch alte Werkzeuge – gleich ob medizinische Instrumente oder jene Werkzeuge, mit denen die Fernmeldetechniker der Post einst die Telegrafenleitungen montierten.
Am Wochenende waren Exponate von acht Markdorfer Sammlern im Ulrich 5 ausgestellt, im Werkraum der Möglichkeiten, wie sich der Bürgertreff an der Ulrichstraße auch nennt. Es war eine Idee von Claudius Beck, dem Programmplaner des Ulrich 5, Sammler einzuladen, ihre Schätze der Öffentlichkeit zu präsentieren. Warum er die Ausstellung „Leidenschaft im Koffer“ genannt hat, erklärt der ehemalige Kulturamtsleiter von Rheinfelden mit dem Zwang zur Beschränkung. „Es gibt ja auch Leute, die Großes sammeln – zum Beispiel Motorräder oder Landmaschinen. Das auszustellen, würde unsere räumlichen Möglichkeiten sprengen.“

Darum sollten die im Ulrich 5 zu zeigenden Exponate möglichst in einen Koffer passen. Was der Werkzeugsammler Peter Blumauer streng befolgte. Nur dass er seine Zangen, Scheren, Schneid- und Greifhilfen in einem recht großen Koffer mitbrachte. In einem alten Reisekoffer, der die Ausstellungsbesucher gewissermaßen zu einer Zeitreise einlud, sie etwa in die Phase zurückversetzte, als Schnellzügen noch Postwagen angehängt waren, in denen Postbeamte nächtens die Brieffracht sortierten. „Und die verschlossenen Postsäcke wurden mit solch einem speziellen Messer geöffnet“, erklärte Peter Blumauer am Sonntagnachmittag Inge und Clemens Rid. Rid, obgleich studierter Ingenieur, geriet ins Staunen. „Hier begegnet man Werkzeugraritäten, die man sonst wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen hätte.“
Überraschend auch der Einblick in die Mikro-Elektronik. Etwa ins Innere eines Mikroprozessors, den Reinhard Nedela „mit Gewalt geöffnet hat“, wie er erläuterte. Flusspferde sind schließlich nicht das einzige Steckenpferd Nedelas. Und fast noch größer scheint seine Sammelleidenschaft für Mikroprozessoren zu sein. Wen wundert‘s, er war beruflich viele Jahre unterwegs auf diesem Gebiet. Geduldig skizziert er den mit der Materie weniger Vertrauten die Entwicklung zu immer kleineren und immer schneller arbeitenden Elektronikbauteilen. Und mit Kundigen tauschte der Prozessor-Experte Erinnerungen an die frühen Erfahrungen in der Welt der Datenverarbeitung aus.

Auch bei Dietmar Bäder war es der Beruf, der ihn zum Sammeln brachte. Er habe Funkgeräte und Meldeempfänger repariert – vor allem solche, „die von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsauftrag“ eingesetzt wurden. Repariert habe er die Geräte auch in seiner Freizeit: Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr kümmerte er sich darum, dass seine Kameraden auf Empfang bleiben konnten.
Keinen beruflichen Hintergrund hat hingegen die Sammelleidenschaft von Dagmar Bäder. Sie sammelt alte Stadtansichten von Markdorf. Und ihre historischen Ansichtskarten waren denn wohl auch die Sammelobjekte, die von den Besuchern am eingehendsten betrachtet wurden.

„Ich wohne ja erst seit 1970 hier“, sagte Rosemarie Schempp, während sie auf eine Karte aus den 1950ern zeigte, „Da hat sich doch schon einiges verändert.“ Zum Beispiel der Kirchturm von St. Nikolaus. Die Veränderungen im Markdorfer Stadtbild interessierten Andreas Ehlerding besonders. „In Markdorf hat sich im Laufe der Jahrzehnte doch einiges verändert – und an manchen Stellen ist die Stadt auch schöner geworden“, befand Edith Weiß. Sie war auch ganz begeistert von Ingrid Niederkrons Eulen.