Andrea Kern aus Stockach und Nicole Klopfer aus Überlingen haben Glück. Sie haben Plätze in der ersten Reihe ergattert und damit freien Blick auf den Chorraum. Auf den Bereich in der Markdorfer St.-Nikolaus-Kirche, den die Sängerin Anita Hofmann gleich zu ihrer Bühne machen wird. „Hautnah“ lautet der Titel ihres Konzerts. Und von Nähe ist auch oft in ihren Texten die Rede. In dem rund zweistündigen Programm der Sopranistin erklingen Songs, Chansons, Schlager, Musical-Hits und Gospels.

Warten auf den Star des Abends
Doch noch ist es nicht so weit. Zunächst tritt Christian Filip, Anita Hofmanns Ehemann, auf. „Einen wunderschönen Abend“ kündigt er an. Und er weiß, wovon er redet. Darf er doch schon seit Wochen mit anhören, was seine Frau hier in der Kirche singen wird. Christian Filip klingt wirklich begeistert. Dann bittet er das Publikum mit dem lockeren Charme des Rundfunk-Profis, zunächst keine Handys zu zücken, die besondere Atmosphäre dieses Abends nicht zu stören.
Gesichter als Spiegel
Endlich kommt sie. „Hier bin ich“, singt sie. Ganz in Weiß schreitet Anita Hofmann über den Gang zwischen den Bankreihen. Ihr Kleid hat eine lange Schleppe, die das Scheinwerferlicht im Dunkel des Kirchenschiffs zum Strahlen bringt. Das Mikrofon in der Linken fährt Anita Hofmann fort mit dem Schlagertext. Von langem Warten und von großer Sehnsucht ist darin die Rede. Aber auch von Erfüllung, von glücklichem Zusammentreffen. Das Warten hat ein Ende. Und das zeigen auch so viele Gesichter im Publikum, in denen sich das freudige Strahlen der Sängerin widerzuspiegeln scheint.
Sie kommt im nächsten Jahr wieder
Zusätzlich verlängert worden war das Warten noch durch Christian Filip. Der hatte bei seiner Anmoderation noch Jens Neumann auf die Stufen zum Chorraum gebeten, der maßgeblich zum Zustandekommen des Konzerts beigetragen hatte. Jens Neumann konnte den Anita-Hofmann-Fans dann auch direkt eine freudige Nachricht mitteilen. Die Künstlerin wird im nächsten Jahr erneut in Markdorf auftreten.
„Anita Hofmann kommt dann am 2. Dezember zu uns – wieder hier in die Kirche“, kündigte Neumann an. Und schon bald beginnt der Kartenvorverkauf. Dass der Abend in St. Nikolaus überhaupt zustande gekommen sei, so merkte Christian Filip an, das wäre das glückliche Ergebnis der Begegnung beim Überlinger „Sound-Beach-Festivals“, zu dessen Veranstaltern Jens Neumann gehört – und auf dem Anita Hofmann aufgetreten ist.

Warum ein Konzert in der Kirche?
„Für mich ist das heute ein historischer Abend“, erklärte Anita Hofmann nach ihren ersten Liedern des Abends. Mit ihrem Konzert in der St.-Nikolaus-Kirche erfülle sich für sie ein lang gehegter Traum, „eine Vision“. Den Kirchen seien für sie ganz besondere Orte. Orte, die für jeden mit besonderen Erinnerungen verknüpft seien – an Taufen, an Hochzeiten, an die Kommunion. „Ich muss hier gerade an meine eigene Hochzeit denken – vor zweieinhalb Jahren.“
Die Begegnung mit „Herzensmenschen“
Das Persönliche zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend. Immer wieder kommt die Sängerin auf eigene Erlebnisse, Erfahrungen zu sprechen. Wie schön es für sie gewesen sei, dass sich bei ihrer Trauung in Meßkirch außer den Verwandten und Freunden auch so viele Fans eingefunden hätten. „Herzensmenschen“, die sich gegenseitig immer und unbedingt beistehen. Auf die man sich verlassen kann. So die Botschaft des nächsten Lieds.

Anita Hofmann, die Vielseitige
Sie singt. Sie lächelt. Sie strahlt. Sie geht auf ihr Publikum zu, umarmt dort Menschen. Sie liest auch einmal vor. Eine von ihr selbstgeschriebene heiter-ironische Geschichte – vom Weihnachtsmann und der Wärmepumpe. Das Miteinander wieder zu entdecken ist das andere große Thema des Abends. Es bindet sich ans Weihnachtsfest. Und aus eigenen Kindheitstagen weiß ein jeder, was das Eigentliche, das Wichtige daran ist. Anita Hofmann singt, bläst Trompete, bläst auch Alphorn.
Und bei einigen Liedern holt sie sich Daniela Weiss, Florian Tobisch und Johannes Tress an ihre Seite. Etwa bei Händels „Hallelujah“ – oder bei jenen Gospelsongs, die große Teile des Publikums von den Bänken reißen. Aus dem Mitsingen, Mitschwingen wird später dann das begeisterte Aufstehen, Klatschen, werden stehende Ovationen. Doch bis dahin ist es noch eine ganze Weile. Die für die Fans wie im Fluge vergeht. Und die die Künstlerin offensichtlich keinerlei Anstrengung kostet. Sie sprüht die ganze Zeit vor Energie – und gibt anschließend auch noch Autogramme.