Der Gemeinderat hat beschlossen, wie und wo die Anwohner des geplanten Neubaugebietes Klosteröschle künftig ihre Fahrzeuge abstellen können: Vier denkbare Parkkonzept-Alternativen hatte zuvor Thomas Schüler vom Düsseldorfer Büro Thomas Schüler Architekten Stadtplaner dem Gremium vorgestellt. Sein Büro ist im vergangenen November als Sieger aus dem Planungswettbewerb Klosteröschle hervorgegangen und wurde von der Stadt mit einem städtebaulichen Vorplanungskonzept für das rund 27.000 Quadratmeter große Areal im Markdorfer Südosten beauftragt.

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Knapper Entscheid für Tiefgaragen-Konzept

Die Entscheidung fiel verhältnismäßig knapp aus. Bei einer Enthaltung stimmten zwölf Stadträte für jene Variante, die den Bau von Tiefgaragen vorsieht. Erstellt werden sollen diese unter den fünf Gebäudeeinheiten, auf denen Investoren Wohn-, aber auch einige Gewerbegebäude errichten sollen. Die vom Planungsbüro ins Spiel gebrachte zweite Variante hätte die Stellplätze der Anlieger in eine Quartiersgarage gelegt – ein etwa zehn Meter hohes Gebäude, das auf dreieinhalb Ebenen Raum für 260 Fahrzeuge anbieten könnte. Für dieses Konzept hatte indes nur eine Minderheit von acht Stadträten votiert. In den Tiefgaragen ist Platz für nur 230 Fahrzeuge. Insgesamt kosten sie allerdings das Doppelte der für die Quartiersgarage veranschlagten 3 Millionen Euro. Vorteil der zentralen Garage wäre die Autofreiheit im Quartier, großer Nachteil: Sie beansprucht ein Baufeld, das der Stadt keinen Ertrag mehr bringt.

Das geplante Baugebiet Klosteröschle soll auch über die Muldenbachstraße angebunden werden.
Das geplante Baugebiet Klosteröschle soll auch über die Muldenbachstraße angebunden werden. | Bild: Jörg Büsche

Weniger Wohneinheiten, weniger Einnahmen

„Die Vorteile liegen auf der Hand“, befürwortete Jens Neumann von den Feien Wählern die Tiefgaragen-Lösung. Den finanziellen Vorteil für die Stadt brachte sein Fraktionskollege Dietmar Bitzenhofer auf den Punkt: „Kommt eine Quartiersgarage ins Areal, bedeutet das, dass weniger Wohneinheiten entstehen können. Weniger Wohneinheiten bringen aber auch weniger Liquidität.“ Eben darum befürwortete auch Bitzenhofer das Tiefgaragen-Konzept, das der Stadt mehr Einnahmen sichert.

Über die Bushaltestelle unterhalb der St.-Jodokus-Kirche ist das Klosteröschle an den ÖPNV angebunden.
Über die Bushaltestelle unterhalb der St.-Jodokus-Kirche ist das Klosteröschle an den ÖPNV angebunden. | Bild: Jörg Büsche

Erich Wild (CDU) argumentierte ebenso. „Unsere Priorität sollten wir auf den Bau von möglichst vielen Wohneinheiten legen, ein zentrales Parkhaus kann da nicht zielführend sein.“ Rolf Haas (FDP) sprach sich gleichfalls für Tiefgaragen aus. „Eine Quartiersgarage würde das gesamte Konzept nur abwerten.“ Überhaupt zeigte sich Haas skeptisch, insbesondere mit Blick auf den im Klosteröschle geplanten sozialen Wohnungsbau: „Ich will dort keine Slumbildung, die Friedrichshafener Solarstadt ist da ein warnendes Negativbeispiel.“

An die Nordseite der Kreisstraße 7742 nach Raderach kommt ein Streifen für den Fahrradverkehr.
An die Nordseite der Kreisstraße 7742 nach Raderach kommt ein Streifen für den Fahrradverkehr. | Bild: Jörg Büsche

UWG: Tiefgaragen widersprechen Klimaleitbild

Für eine zentrale Garage im neuen Baugebiet hatten sich die Fraktionen Umweltgruppe (UWG) und die SPD/Die Grünen ausgesprochen. UWG-Sprecher Joachim Mutschler verwies auf die ungleiche Emissionsbilanz von Tiefgaragen und Quartiersgarage. Er erinnerte an das vom Rat beschlossene Klimaleitbild – und an das von Markdorfs Klimaschutzmanagerin Eva Glöggler vorgerechnete Kostenszenario, wonach eine Tonne CO2 jährliche Kosten in Höhe von 695 Euro erzeuge. „Wenn man davon ausgeht, dass ein Tiefgaragenstellplatz ungefähr zehn Tonnen CO2 produziert, landen wir bei zwischen 1000 und 2500 Tonnen CO2 – je Variante.“ Die sich daraus ergebenden Folgekosten bezifferte Mutschler mit rund 1,4 Millionen Euro im Jahr. Kosten, die spätere Generationen zu tragen hätten, so Mutschler.

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Er vermisste bei dem nun vorgelegten Stellplatzkonzept die sonst übliche Emissionsbilanz. „Ohne eine Emissionsbilanz fehlt aus unserer Sicht aber eine wichtige Entscheidungsgrundlage.“ Deshalb beantragte er, die Abstimmung zu verschieben. Dem schloss sich auch Uwe Achilles an. „Das ist keine Aufschieberitis“, sagte der SPD-Sprecher. Vor dem Hintergrund der angestrebten Klimaneutralität bat er darum, dass die Zahlen zur CO2-Bilanz noch nachgeliefert werden. Und er monierte: „Mich würde schon interessieren, ob Menschen, die ihr Geld im Lebensmitteleinzelhandel verdienen, sich die Wohnungen im Klosteröschle leisten können, wenn die durch die Tiefgaragen noch zusätzlich verteuert werden.“ Der Antrag auf Vertagung wurde jedoch mehrheitlich abgelehnt.