Soll der Markdorfer Wochenmarkt künftig auf die Hauptstraße umziehen? Honar Naser hält es für „keine gute Idee“. Er ist der Inhaber des Fahrradgeschäfts in Markdorfs Marktstraße. „Die Geschäfte in der Hauptstraße haben auch so schon viele Kunden“, sagt er. Das Proma, Markdorfs Einkaufszentrum, und das Gesundheitszentrum brächten ihnen Tag für Tag Laufkundschaft. Die aber gebe es in der Marktstraße inzwischen nur noch am Donnerstag, wenn Markttag ist. Und noch ein Argument bringt Fahrradhändler Naser ins Spiel. „Hier in der Altstadt mit ihren alten Häusern ist einfach die richtige Umgebung für einen Wochenmarkt.“


Der Wochenmarkt ist ein Frequenzbringer
Buchhändlerin Nicola Benz sieht das ganz ähnlich. „Wenn ich morgens in die Buchhandlung gehe, freue ich mich jeden Tag über die schöne Atmosphäre – und an Markttage sogar noch ein bisschen mehr.“ Sie befürchtet: „Die Verlagerung des Wochenmarkts in die Hauptstraße, wird den Einzelhandel in der Marktstraße schwächen – da pulsiert das Leben derzeit ohnehin nicht wirklich.“

Beatrice Strauch, Inhaberin der Parfümerie mit Fotogeschäft in der Marktstraße, dürfte das aus der Seele sprechen. „Für uns hier ist der Wochenmarkt ein Frequenzbringer.“ Eine Wochenmarktverlegung müsse sich einfach auswirken. „Im Winter anders als im Sommer“, wenn die Eisdiele geöffnet ist, wenn ohnehin Touristen in die Altstadt kommen. Eines aber wundert Beatrice Strauch: „Im Gegensatz zur Marktstraße ist in der Hauptstraße die Enge offensichtlich überhaupt kein Thema.“

Mehr Überblick übers Marktangebot
Sonja Strunk von „Rahmen und Kunst“ in der Hauptstraße denkt vor allem an die Markthändler. „Für die würde es doch viel besser laufen, wenn sie alle beisammen wären – hier in der Marktstraße.“ Die Marktkunden hätten einen besseren Überblick, für sie fiele dann auch das lästige Von-oben-nach-Unten-Laufen von der Marktstraße in den Schlossweg fort.

Neue Offenheit im Rathaus
Im Zuge der derzeit pausierenden Pflastersanierungsarbeiten ist jedoch Bewegung ins Marktgeschehen gekommen. Die Händler mussten mit ihren Ständen für einige Wochen auf den Marktplatz ausweichen. Viele zeigten sich zufrieden, freuten sich über die neue Übersichtlichkeit und darüber, dass sie nun alle beieinander sein durften.
Andere sahen den Marktplatz-Standort eher kritisch, klagten zum Beispiel übers Gefälle der Fläche sowie übers marode Pflaster auf dem Parkplatz. Ein weiteres – vielleicht noch wichtigeres – war, dass die Marktplatz-Wochenmarkt-Lösung neben allen anderen Markdorf-Besuchern auch den Marktkunden die Abstellmöglichkeit für ihr Auto nehmen würde. Weshalb Gartenbauer Gregor Eber vom Winkelhof in Deggenhausertal, der Stadtverwaltung den Vorschlag machte, den Wochenmarkt in die Hauptstraße verlegen. Hatte er mit seinem Gemüsestand doch durchaus gute Erfahrungen gemacht, als – ebenfalls im Zuge der Pflastersanierung – die Händler im November für einen Donnerstagvormittag mit ihren Wagen und Ständen eben dorthin umziehen mussten. Im Rathaus zeigte man sich unerwartet offen. Seitens der Verwaltung gelte es zunächst zu prüfen, ob die Hauptstraßen-Lösung praktikabel sei, wie sie sich aufs Parken auswirke und auf die „Belange des Einzelhandels“.

Einzelhändler wägen ab
Marion und Helmut Schweizer von „des & sell“ in der Marktstraße sehen den Markt auf der Hauptstraße kritisch. „Für uns ist der Wochenmarkt ein Frequenzbringer“, erklärt Marion Schweizer. Denn die Marktkunden blieben keineswegs nur stehen, um frisches Obst oder Käse zu kaufen. Sie schauten sich auch die Postkarten, Hüte und Geschenkartikel, die vor „des & sell“ ausgestellt sind.

Ganz ähnlich geht es an Markttagen im Juwelier-Geschäft Wielath an der Ecke Ulrichstraße/Marktstraße zu. „Das bring uns dann doch immer einige Kunden in den Laden“, berichtet Renata Varga, Mitarbeiterin in „Uhren & Schmuck Wielath“.

Und die Verkäuferin Tina aus dem Modegeschäft Simply in der Hauptstraße zeigt Verständnis für die Bedenken der Einzelhändler zwischen Obertor und Rathausplatz. „Dort steppt ja nicht gerade der Bär – für die gesamte Oberstadt wäre das ein ziemlicher Verlust, wenn der Markt hier in die Hauptstraße kommen würde.“ Sie denke da nicht nur an die schönen Geschäfte, sondern gerade auch an die Gastronomen. Maria Chatzi Bei aus dem Unverpackt-Laden „Marias Heimatliebe“ kämen die Marktstände in der Hauptstraße gelegen. „Das würde sicherlich auch mein Geschäft beleben.“