Wo ist welches Stück wie groß? Das war die Frage, auf die die Besucher des Informationsabends in der Stadthalle wohl am meisten interessiert hat. Sie schauten genau hin, wie der Energiemix in ihrer Wohnumgebung aussah. Machte in Ittendorf oder Riedheim, aber auch im Süden der Stadt, die Biomasse die größeren Teile der auf einen Stadtplan eingezeichneten Kuchendiagramme aus, so zeigten die bunten Kuchensegmente im Zentrum der Stadt fast nur noch Außenluft, Geo- sowie Solarthermie als mögliche Energiequellen an.
„Markdorf plant die Wärmeplanung“, lautete die Überschrift. Die Stadt wollte den Markdorfern Orientierung bieten – auf dem Weg hin zur CO2-armen Wärme- und Kälteerzeugung in ihren Häusern beziehungsweise Wohnungen. Und es waren deutlich mehr Bürger gekommen, als Bürgermeister Georg Riedmann erwartet hatte, wie er bei seiner Begrüßung der über 100 Zuhörer im Saal gestand.

Ein Abend vieler Fragen
Welche Heizungstechnologie für wen infrage kommt? Besteht die Anschlussmöglichkeit an ein Wärmenetz? Wie lässt sich der beschlossene verbindliche Übergang hin zur dekarbonisierten Zukunft sinnvoll gestalten? Das waren Fragen, auf die Lucy Kraus und Boris Mahler von der Stuttgarter ESG-plan Ingenieurgesellschaft, die vor zwei Jahren mit der Wärmeplanung für Markdorf beauftragt worden war, Antworten geben sollten. Ebenso wie Mark Kreuscher, Leiter des Geschäftsbereichs Netze beim Stadtwerk am See, der die Zukunft der Gasversorgung in der Region skizzierte.

Riedmann: Klima liegt in der Hand der Bürger
Eines aber nahm Riedmann bereits vorweg: „Wie wir in Markdorf von der fossilen Energie wegkommen, das liegt vor allem in der Hand der einzelnen Bürger.“ Zumal die in der Stadthalle aufgehängte Karte nicht nur die in bestimmten Wohnbereichen denkbaren Energiequellen anzeigten, sondern auch die sinnvolle Art der Energieversorgung. Die entweder zentral geschehen kann, etwa durch Wärmenetze, oder dezentral. Und die auf dem Plan orange angelegten Flächen, die für dezentrale Energieversorgung standen, überwogen.
Geothermie als Konzept für Markdorf?
Es war ESG-plan-Ingenieur Boris Mahler, der auf das große Gewicht der Wärmeerzeugung in Privathaushalten und Unternehmen hinwies. Sie mache 50 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs aus. Vor dem Hintergrund der bis 2045 angestrebten Klimaneutralität in Deutschland – und der in Markdorf bereits für 2035 beschlossenen Klimaneutralität – gelte es Bürgern, Unternehmen, aber auch der Stadt Orientierung zu bieten: für notwendige Investitionen. „Mit unserer Wärmeplanung wollen wir Wissen schaffen und helfen, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln.“

Nächster Schritt sei die genauere Betrachtung von Sanierungsgebieten. Mahlers Kollegin Lucy Kraus schlug vor, statt weiterhin viel Geld für klimaschädliches Erdgas und Öl auszugeben, möglichst früh Abschied von diesen fossilen Energieträgern zu nehmen „und das Geld in die erneuerbaren Energiequellen in und um Markdorf zu investieren“. Zum Beispiel in Geothermie oder in Solarthermie. Bis 2035 ließen sich laut Zielszenario bereits 62 Prozent des Markdorfer Energiebedarfs durch den Einsatz von dezentralen Geothermiesonden abdecken.

Wasserstoff ist kein Thema in der Region
„Das Gasnetz bleibt bestehen“, erklärte Mark Kreuscher vom Stadtwerk am See. Bis auf Weiteres müssten sich die Markdorfer keine Sorgen um die Gasversorgung machen. Mit der Verwandlung von Wasserstoff in Strom sei in der Region derzeit hingegen eher nicht zu rechnen, so Kreuscher. Angedacht sei aber, vorhandene Gasleitungen für den Wasserstofftransport aus anderen Gebieten zu nutzen.
Konkrete Orientierungshilfe für Hausbesitzer bot Michael Maucher von der Energieagentur Oberschwaben. Er brachte die künftig zu erwartenden Preisaufschläge für Öl sowie für Erdgas ins Spiel und beschrieb die Förderszenarien für die Heizungssanierung.