An der Rezeption stehen keine Gäste. Überall hängen Hinweise zu Abstandsregeln oder kleben auf dem Boden. Ein Desinfektionsmittelspender fällt im Eingangsbereich als erstes ins Blickfeld. Es ist sehr ruhig.

Kein ungewohnter Anblick mehr: Taschentücher, Desinfektionsmittel und der Hinweis, Abstand zu halten.
Kein ungewohnter Anblick mehr: Taschentücher, Desinfektionsmittel und der Hinweis, Abstand zu halten. | Bild: Julia Leiber

„Die Mittagszeit ist die schönste Zeit. Dann sind die Urlauber unterwegs und ich habe Zeit, Mails abzuarbeiten und das Haus wieder herzurichten“, sagt Thomas Dreher, Inhaber des Hotels Garni Buchberg in Bermatingen. Normalerweise wäre er über diese Ruhe froh. Momentan wünscht er sich sehnlichst, mehr Gäste in seinem Hotel zu empfangen.

Langsamer Aufschwung im Tourismus

Der Tourismus komme erst langsam wieder in Fahrt, sagt Dreher. Früher hätten viele Holländer auf der Durchreise übernachtet. Jetzt kämen die meisten aus Deutschland.

Das Hotel Buchberg in Bermatingen.
Das Hotel Buchberg in Bermatingen. | Bild: Julia Leiber

Geschäftsleute seien momentan keine da.

„Viele Geschäftsleute sind noch in Kurzarbeit oder machen Home-Office. Die Unternehmen wollen Geld für Dienstreisen sparen. ...
„Viele Geschäftsleute sind noch in Kurzarbeit oder machen Home-Office. Die Unternehmen wollen Geld für Dienstreisen sparen. Konferenzen sind jetzt digital möglich“, erläutert Dreher. | Bild: Julia Leiber

Umsatzverluste nicht zu kompensieren

Der Hotelier bringt die Situation auf den Punkt: „Es ist eine Katastrophe.“ Der Umsatz liege deutlich unter den Erwartungen im Vergleich zum Vorjahr. Die Kurzarbeit laufe erst mal bis zum Herbst weiter.

„Ich bin aber optimistisch, dass ich diese dann beenden kann“, sagt der Inhaber des Drei-Sterne-Hotels. Gewöhnungsbedürftig sei nicht nur das fast leere Haus, sondern auch die Maskenpflicht. „Der Kontakt und der Austausch mit den Gästen fehlt“, sagt Dreher.

Doch er sieht auch positive Effekte der Krise. „Wir lernen, den Moment mehr zu genießen. Zum Beispiel, in einem schönen Hotel zu übernachten und dieses Erlebnis wertzuschätzen.“

Blick auf die Weinreben von der Außenanlage vom Hotel Buchberg.
Blick auf die Weinreben von der Außenanlage vom Hotel Buchberg. | Bild: Julia Leiber
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Nicht nur Nachteile

Durch die Vorschriften ergeben sich nicht nur Nachteile. Da das Frühstücksbuffet verboten ist, wird es auf Tabletts direkt zu den Zimmern gebracht. „Da jedes unserer Zimmer einen eigenen Balkon hat, genießen das die Paare sehr“, erzählt Dreher.

Thomas Dreher beim Vorbereiten des Frühstücks in seinem Bermatinger Hotel Buchberg. Die Gäste freuen sich über den Service.
Thomas Dreher beim Vorbereiten des Frühstücks in seinem Bermatinger Hotel Buchberg. Die Gäste freuen sich über den Service. | Bild: Julia Leiber

Je nach Wetterlage sei das auch auf der Terrasse möglich.

Auf der idyllischen Terrasse können die Gäste im Grünen speisen.
Auf der idyllischen Terrasse können die Gäste im Grünen speisen. | Bild: Julia Leiber

Damit keine Menschenansammlungen entstehen, fragt Dreher die Gäste bei der Anreise, zu welcher Zeit sie frühstücken möchten. Drei Zeitfenster stehen zur Auswahl.

Frühstück zu vorgegebenen Zeiten im Speisesaal. Auch besteht die Möglichkeit, dass die Gäste ihr Frühstück auf dem Zimmer einnehmen können.
Frühstück zu vorgegebenen Zeiten im Speisesaal. Auch besteht die Möglichkeit, dass die Gäste ihr Frühstück auf dem Zimmer einnehmen können. | Bild: Julia Leiber

Ortswechsel zum Wirthshof

Das Frühstück serviert zu bekommen, finden auch die Stammgäste vom Hotel Wirthshof in Markdorf toll, sagt Claudius Wirth, einer der drei Geschäftsführer. „Ein paar Hotelgäste meinten, dass wir es beibehalten sollen“, sagt der 33-Jährige und lacht.

Claudius Wirth leitet mit seiner Mutter Maria Wirth und seinem Bruder Andreas Wirth den Wirthshof.
Claudius Wirth leitet mit seiner Mutter Maria Wirth und seinem Bruder Andreas Wirth den Wirthshof. | Bild: Julia Leiber

25 Prozent des Umsatzes fehlen

Wenn er einen Blick auf die Belegung des Vier-Sterne-Hotels wirft, ist ihm hingegen nicht zum Lachen zumute. „Durch den Ausfall im April und Mai fehlen uns schon 25 Prozent des Jahresumsatzes“, sagt Wirth. Genauer könne er es aber erst am Ende des Jahres sagen. Zusätzlich bleiben wie auch im Hotel Buchberg die Geschäftsreisenden aus. „Von ihnen leben wir fast zu 80 Prozent.“ Diesen Verlust merke er deutlich.

Hinweis am Eingang zur Rezeption des Hotels Wirthshof
Hinweis am Eingang zur Rezeption des Hotels Wirthshof | Bild: Julia Leiber

Am 25. Juni waren die 23 Zimmer zum ersten Mal dieses Jahr alle belegt. Er schätzt, dass 90 Prozent der Urlauber aus Deutschland kommen. Er hofft, dass langsam wieder mehr Normalität in den Hotelbetrieb kommt.

Noch ist der Abstand beim Frühstück Pflicht: Zwischen den Tischen ist 1,5 Meter Platz. Den Hotelgästen werden vorher Tische zugewiesen, ...
Noch ist der Abstand beim Frühstück Pflicht: Zwischen den Tischen ist 1,5 Meter Platz. Den Hotelgästen werden vorher Tische zugewiesen, damit keine Menschenansammlungen entstehen. | Bild: Julia Leiber

Herausfordernde Zeit

Herausfordernd sei, insgesamt die richtige Balance zu finden. Wirth sagt:

„Wir machen weniger Umsatz bei gleichbleibenden Personalkosten. Trotzdem müssen die Gäste zufrieden sein und die Mitarbeiter ...
„Wir machen weniger Umsatz bei gleichbleibenden Personalkosten. Trotzdem müssen die Gäste zufrieden sein und die Mitarbeiter müssen mehr leisten, da die Hygieneregeln aufwendig und zeitintensiv sind.“ | Bild: Julia Leiber

Auf dem Höchsten

Nicht nur viele Urlauber scheinen in diesem Jahr das eigene Land zu entdecken, sondern auch Hotelbesitzer Hans-Peter Kleemann war während der Schließung seines Berggasthofs Höchsten viel in der Natur unterwegs. Er habe „ganze Gegenden mit seiner Frau abgewandert“, erzählt der Hotelier. Nach drei Wochen habe er die Gäste vermisst.

Lange Zeit konnte er nicht von den Gästen bewundert werden: Der Blick über den Bodensee vom Berggasthof Höchsten auf der Terrasse.
Lange Zeit konnte er nicht von den Gästen bewundert werden: Der Blick über den Bodensee vom Berggasthof Höchsten auf der Terrasse. | Bild: Julia Leiber

Derzeit laufe es besser, als er befürchtet hat.

Dass er seine Gäste nicht umarmen oder ihnen die Hand geben kann, koste ihn Überwindung. Die offene Kommunikation komme bei seinen mehr als 80 Mitarbeitern ebenfalls zu kurz, da in getrennten Schichten gearbeitet wird.

Servicekraft Sylwia Moog hinter dem Frühstücksbuffet im Berggasthof Höchsten. Da keine Selbstbedienung erlaubt ist, wird das Essen ...
Servicekraft Sylwia Moog hinter dem Frühstücksbuffet im Berggasthof Höchsten. Da keine Selbstbedienung erlaubt ist, wird das Essen jeweils auf dem Teller für die Gäste serviert. | Bild: Julia Leiber

Mit der Belegung der 36 Zimmer sei er zufrieden, aber die lange Schließung gehe nicht spurlos an ihm vorbei. Kleemann sagt:

„Im Vergleich zum Juni 2019 erwirtschaften wir gerade ungefähr 75 Prozent des Umsatzes.“
„Im Vergleich zum Juni 2019 erwirtschaften wir gerade ungefähr 75 Prozent des Umsatzes.“ | Bild: Julia Leiber

Wenn er neben dem Restaurant das Hotel nicht hätte, „würde es uns schlechter gehen. Die Übernachtungen retten uns“, ist sich Kleemann sicher.

In den Zimmern des Berggasthof Höchsten ist von der anhaltenden Corona-Zeit nicht viel zu spüren. Auch davor wurde sehr viel Wert auf ...
In den Zimmern des Berggasthof Höchsten ist von der anhaltenden Corona-Zeit nicht viel zu spüren. Auch davor wurde sehr viel Wert auf Hygiene gelegt, sagt Betreiber Hans-Peter Kleemann. | Bild: Julia Leiber
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Der Hotelier hat noch Großes vor

Seine optimistische Art helfe ihm, nach vorne zu schauen. Er hat dieses Jahr noch viel vor. Er steht auf dem Balkon und blickt auf die Fläche, wo etwas Neues entstehen soll.

„Ich möchte bald mit dem Anbau des Hotels beginnen. Es sind 50 Zimmer und ein großer Wellnessbereich geplant“, sagt Kleemann. Corona sei für ihn kein Hindernis.

Das Deggenhausertal und die Umgebung des Berggasthofs Höchsten mit Hotelbetrieb lädt zum Wandern und Entspannen in der Natur ein.
Das Deggenhausertal und die Umgebung des Berggasthofs Höchsten mit Hotelbetrieb lädt zum Wandern und Entspannen in der Natur ein. | Bild: Julia Leiber