An der Rezeption stehen keine Gäste. Überall hängen Hinweise zu Abstandsregeln oder kleben auf dem Boden. Ein Desinfektionsmittelspender fällt im Eingangsbereich als erstes ins Blickfeld. Es ist sehr ruhig.

„Die Mittagszeit ist die schönste Zeit. Dann sind die Urlauber unterwegs und ich habe Zeit, Mails abzuarbeiten und das Haus wieder herzurichten“, sagt Thomas Dreher, Inhaber des Hotels Garni Buchberg in Bermatingen. Normalerweise wäre er über diese Ruhe froh. Momentan wünscht er sich sehnlichst, mehr Gäste in seinem Hotel zu empfangen.
Langsamer Aufschwung im Tourismus
Der Tourismus komme erst langsam wieder in Fahrt, sagt Dreher. Früher hätten viele Holländer auf der Durchreise übernachtet. Jetzt kämen die meisten aus Deutschland.
Geschäftsleute seien momentan keine da.

Umsatzverluste nicht zu kompensieren
Der Hotelier bringt die Situation auf den Punkt: „Es ist eine Katastrophe.“ Der Umsatz liege deutlich unter den Erwartungen im Vergleich zum Vorjahr. Die Kurzarbeit laufe erst mal bis zum Herbst weiter.
„Ich bin aber optimistisch, dass ich diese dann beenden kann“, sagt der Inhaber des Drei-Sterne-Hotels. Gewöhnungsbedürftig sei nicht nur das fast leere Haus, sondern auch die Maskenpflicht. „Der Kontakt und der Austausch mit den Gästen fehlt“, sagt Dreher.
Doch er sieht auch positive Effekte der Krise. „Wir lernen, den Moment mehr zu genießen. Zum Beispiel, in einem schönen Hotel zu übernachten und dieses Erlebnis wertzuschätzen.“
Nicht nur Nachteile
Durch die Vorschriften ergeben sich nicht nur Nachteile. Da das Frühstücksbuffet verboten ist, wird es auf Tabletts direkt zu den Zimmern gebracht. „Da jedes unserer Zimmer einen eigenen Balkon hat, genießen das die Paare sehr“, erzählt Dreher.

Je nach Wetterlage sei das auch auf der Terrasse möglich.
Damit keine Menschenansammlungen entstehen, fragt Dreher die Gäste bei der Anreise, zu welcher Zeit sie frühstücken möchten. Drei Zeitfenster stehen zur Auswahl.

Ortswechsel zum Wirthshof
Das Frühstück serviert zu bekommen, finden auch die Stammgäste vom Hotel Wirthshof in Markdorf toll, sagt Claudius Wirth, einer der drei Geschäftsführer. „Ein paar Hotelgäste meinten, dass wir es beibehalten sollen“, sagt der 33-Jährige und lacht.

25 Prozent des Umsatzes fehlen
Wenn er einen Blick auf die Belegung des Vier-Sterne-Hotels wirft, ist ihm hingegen nicht zum Lachen zumute. „Durch den Ausfall im April und Mai fehlen uns schon 25 Prozent des Jahresumsatzes“, sagt Wirth. Genauer könne er es aber erst am Ende des Jahres sagen. Zusätzlich bleiben wie auch im Hotel Buchberg die Geschäftsreisenden aus. „Von ihnen leben wir fast zu 80 Prozent.“ Diesen Verlust merke er deutlich.
Am 25. Juni waren die 23 Zimmer zum ersten Mal dieses Jahr alle belegt. Er schätzt, dass 90 Prozent der Urlauber aus Deutschland kommen. Er hofft, dass langsam wieder mehr Normalität in den Hotelbetrieb kommt.

Herausfordernde Zeit
Herausfordernd sei, insgesamt die richtige Balance zu finden. Wirth sagt:

Auf dem Höchsten
Nicht nur viele Urlauber scheinen in diesem Jahr das eigene Land zu entdecken, sondern auch Hotelbesitzer Hans-Peter Kleemann war während der Schließung seines Berggasthofs Höchsten viel in der Natur unterwegs. Er habe „ganze Gegenden mit seiner Frau abgewandert“, erzählt der Hotelier. Nach drei Wochen habe er die Gäste vermisst.

Derzeit laufe es besser, als er befürchtet hat.
Dass er seine Gäste nicht umarmen oder ihnen die Hand geben kann, koste ihn Überwindung. Die offene Kommunikation komme bei seinen mehr als 80 Mitarbeitern ebenfalls zu kurz, da in getrennten Schichten gearbeitet wird.

Mit der Belegung der 36 Zimmer sei er zufrieden, aber die lange Schließung gehe nicht spurlos an ihm vorbei. Kleemann sagt:

Wenn er neben dem Restaurant das Hotel nicht hätte, „würde es uns schlechter gehen. Die Übernachtungen retten uns“, ist sich Kleemann sicher.

Der Hotelier hat noch Großes vor
Seine optimistische Art helfe ihm, nach vorne zu schauen. Er hat dieses Jahr noch viel vor. Er steht auf dem Balkon und blickt auf die Fläche, wo etwas Neues entstehen soll.
„Ich möchte bald mit dem Anbau des Hotels beginnen. Es sind 50 Zimmer und ein großer Wellnessbereich geplant“, sagt Kleemann. Corona sei für ihn kein Hindernis.