Auch wenn aktuell aufgrund weiterer Lockerungen der Corona-Verordnungen ein Silberstreif der Hoffnung zu erkennen ist, bleibt die wirtschaftliche Situation für die heimische Reisebranche insgesamt kritisch. Vielerorts gehen die Umsätze in weiten Teilen weiter gegen Null, während die Betriebskosten gnadenlos weiterlaufen. Zudem unterliegt das zögerliche Wiederhochfahren einzelner Branchenteile strengen Auflagen, die einen Normalbetrieb nach wie vor nicht ermöglichen.

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Vor allem für die Reisebusunternehmen wird die wirtschaftliche Lage unterdessen immer existenzbedrohender, denn während Reisebüros und Ferienwohnungsinhaber sich mittlerweile über einen Anstieg bei den Buchungen freuen können, müssen die Reisebusse infolge der Hygiene- und Abstandsregelungen sowie fehlender Konzepte weiterhin in den Depots bleiben. So auch bei Wegis-Reisen aus Bermatingen-Ahausen.

Bei Wegis-Reisen herrscht Frust

Der Großteil der Belegschaft befindet sich weiterhin in Kurzarbeit. Eine Situation, die für Geschäftsführer Christian Wegis frustrierend ist: „Für uns Reisebusunternehmen gibt es immer noch keine Perspektive, da noch nicht klar ist, wann wir wieder fahren dürfen und auch unter welchen Auflagen.“

Christian Wegis
Christian Wegis | Bild: Jan Manuel Heß

Gerade Busreisen böten seiner Ansicht nach die besten Voraussetzungen, um Fahrgäste in überschaubaren Gruppen und unter genau definierten Bedingungen sicher an ihr Ziel zu bringen. „Es gibt für mich keinen nachvollziehbaren infektionsschutzrechtlichen Grund, Bahnreisen in der Gefährdungslage anders einzustufen als Busreisen“, kritisiert Wegis.

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Sylvia Westermann, Geschäftsführerin der Tourismusgemeinschaft Gehrenberg-Bodensee, sieht die aktuellen Entwicklungen insgesamt positiv: „Ich denke, dass Sommerurlaub, auch im Ausland, möglich sein wird – jedoch mit Auflagen und Einschränkungen. Unserer Meinung nach werden sich viele Urlauber überlegen, ob sie unter diesen Umständen via Flugzeug verreisen wollen.“

Sylvia Westermann
Sylvia Westermann | Bild: Helga Stützenberger

Vor allem Fernreisen werden ihrer Ansicht nach dieses Jahr mit Sicherheit weniger gebucht, denn das Thema der sogenannten „erdgebundenen Reisen“ dominiere derzeit. Allerdings werden Zug und Bus nicht in dem Maß wie vor der Krise frequentiert werden können. Also sei zu erwarten, dass die Urlauber wieder mehr mit dem Auto anreisen.

Viele planen Urlaub in der Region

„Die Belegungen steigen derzeit rasant an. Unsere Region hier am und überm See wird profitieren, weil sich die Urlauber auf Ziele in Deutschland stürzen und See und Berge einen hervorragenden Urlaubsgenuss bieten“, zeigt sich Westermann überzeugt. Moderate Preise, eine gute gesundheitliche Versorgung und ein vielfältiges Naturerlebnis seien dabei für viele ausschlaggebende Argumente.

Was bei der Reiseplanung beachtet werden sollte

So werbe man aktuell mit dem Slogan „Auf in die Ferien…bei uns ist der See – mit Abstand – am schönsten“ in den Sozialen Medien, per E-Mail sowie auf Bussen rund um und in Stuttgart. „Diesen Slogan hatten wir vorher schon und jetzt kommt er uns zugute“, freut sich die Touristikerin.

Ingrid Lippmann-Köybasi fühlt sich im Stich gelassen

Für Ingrid Lippmann-Köybasi, Inhaberin des gleichnamigen Reisebüros in Markdorf, ist die derzeitige Situation alles anderes als rosig, besonders die Politik hat in ihren Augen versagt: „Die Regierung hat mit ihren Aussagen die Menschen so sehr verängstigt, dass dieses Jahr, auch wenn Lockerungen kommen, keine Buchungen mehr kommen. Die Leute wollen nicht mal umbuchen, sondern ihr Geld zurück. Ich bin über die Aussagen der Regierung sehr erbost, denn das Virus wurde über alles gestellt.“

Ingrid Lippmann-Köybasi.
Ingrid Lippmann-Köybasi. | Bild: Jörg Büsche

Sie ist sich sicher, dass die Geschäfte nicht mehr laufen werden, bis diese Maskenpflicht aufgehoben wird. „Wir selbstständigen Reisebüros sind total im Stich gelassen worden von der Regierung. Da helfen auch keine 9000 Euro Überbrückungsgeld, wenn man keine Einnahmen auf unbestimmte Zeit hat. Die großen bekommen Unterstützung in Milliardenhöhe und wollen auch noch für unsere getätigte Arbeit und Stornierung die Provisionen zurück“, schimpft sie.

Julia Wieland hofft auf Neustart in einigen Ländern um den 1. Juli

Anders erlebt die Situation die Reisebüroinhaberin Julia Wieland. Sie sei vorsichtig optimistisch und richte ihren Blick nach vorn: „Ich verfolge die aktuellen Entwicklungen und setze auf einen Neustart in einigen Ländern um den 1. Juli. Ich selbst möchte dann eine Woche nach Griechenland fliegen, um vor Ort zu schauen, wie die Verhältnisse sind.“ Aktuell böten viele Veranstalter eine kostenlose Storno-Möglichkeit bis 14 Tage vor Anreise an. „Das ist für verunsicherte Kunden eine sichere Sache, denn so kann man aktuell schon buchen und wenn die Lage sich wieder verschlechtern sollte, kommt man ganz einfach wieder aus dem Vertrag“, meint Wieland.

Julia Wieland
Julia Wieland | Bild: Jan Manuel Heß

Momentan sei die Nachfrage noch gering, denn sie empfehle ihren Kunden, bis Mitte Juni noch nicht zu buchen. Dass die Hygienekonzepte in den Urlaubsländern gut ausgearbeitet sein werden, daran hat Julia Wieland kaum Zweifel. „Ich denke nach Griechenland, Portugal, auf die Balearen und Kanaren wird man super fliegen können.“

Im Herbst für 2021 buchen

Derzeit bekomme sie viele Nachfragen zu Urlaub in Österreich oder Kroatien. „Viele verschieben aber auch den Urlaub komplett auf nächstes Jahr. Wichtig ist hier, dass man mit den Frühbucherpreisen für 2021 bucht. Der beste Frühbucherzeitpunkt für den Sommer 2021 wird zwischen September und Dezember 2020 sein“, zeigt sich die Unternehmerin optimistisch.