an Manuel Hess

Großes Aufatmen herrscht bei vielen Händlern, nachdem die Corona-Beschränkungen für den Einzelhandel zu Beginn vergangener Woche gelockert wurden. Ganz anders sieht es für die Reisebranche aus. Neben Reisebüros und Hotels haben die Corona-Beschränkungen besonders die Reisebusunternehmen hart getroffen.

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So auch das in Ahausen ansässige Unternehmen Wegis-Reisen, wie Geschäftsführer Christian Wegis dem SÜDKURIER gegenüber erzählt. „Das war sehr schlimm, von hundert auf null war alles weggebrochen. Wir standen in den Startlöchern für die Frühjahrsreisen nach Mailand oder zu den Straßenmärkten rund um den Lago Maggiore, alles musste storniert werden.“ Für zusätzlichen Schaden sorgte außerdem die Umstellung des Linienverkehrs auf Ferienbetrieb. „Uns blieb dann keine Wahl. Wir mussten den gesamten Betrieb in Kurzarbeit schicken. Bis auf die wenigen Linienbusse steht der Betrieb still“, so Christian Wegis.

Christian Wegis ist Kunden dankbar

Große Dankbarkeit empfindet er gegenüber seinen Kunden, die die Stornierungen insgesamt verständnisvoll hingenommen hatten. „Das hat mir schon viel bedeutet, zumal nicht Wenige ihre Treue uns gegenüber versichert haben und gleich wieder mit an Bord sein möchten, wenn das Reisen wieder möglich werden sollte.“

Das Fischerdorf Marsaxlokk ist ein beliebtes Frühjahrsreiseziel bei Wegis. Doch auch dieser Termin musste abgesagt werden.
Das Fischerdorf Marsaxlokk ist ein beliebtes Frühjahrsreiseziel bei Wegis. Doch auch dieser Termin musste abgesagt werden. | Bild: Wegis-Reisen

Beim Thema Gutscheine hat Wegis eine geteilte Meinung, so erhielten einerseits alle Kunden, deren Reisen storniert werden mussten, anstatt von Wertgutscheinen ihr Geld zurück. „Ich meine, dass es unter den derzeit herrschenden Umständen besser ist, den Leuten ihr Geld zurückzugeben, keiner weiß, ob er es nicht bald dringend brauchen wird.“ Andererseits sieht er in Reisegutscheinen, die die Kunden bei ihm kaufen können, ein wichtiges Mittel, um etwas Umsatz zu generieren und um mehr Liquidität zu schaffen. „Gutscheine sind ein sehr, sehr wichtiges Mittel, um generell den Einzelhändlern über diese Zeit zu helfen“, betont der Geschäftsführer.

„Hilfen werden nicht reichen“

Ob der Familienbetrieb mit seiner mehr als 60-jährigen Geschichte die Krise überstehen wird, vermag Christian Wegis aktuell noch nicht zu sagen. „Wir haben derzeit eigentlich keine Einnahmen, die gewährten Hilfen werden nicht ewig reichen. Uns bleibt momentan nichts anderes übrig als auf Sicht zu fahren und die aktuellen Entwicklungen zu verfolgen.“ Doch das, was von der Politik aus Berlin zu hören ist, macht ihm nicht sonderlich viel Mut. Etwa die Entscheidung der Regierung, das Kurzarbeitergeld nach einigen Monaten zu erhöhen.

Geld werde dringend jetzt benötigt

„Eine wirklich blödsinnige Entscheidung, die Mitarbeiter brauchen das Geld jetzt – und nicht erst nach vier oder sieben Monaten.“ Man wisse doch gar nicht, wie sich die Lage bis dahin entwickle, so Wegis weiter. Auch die großzügig angepriesenen Hilfskredite sind in seinen Augen unnütz: „Kredite muss man zurückzahlen, aber wie sollen die Unternehmen der Reisebranche, deren Umsatz derzeit bei nahezu null liegt, das bewerkstelligen?“

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Denn während für viele Branchen immer intensiver über Lockerungen verhandelt wird, sieht er für seine Branche kein Licht am Horizont. Dies bekam er jüngst durch eine Aussage von Außenminister Heiko Maas bestätigt, als dieser sich dahingehend äußerte, dass internationaler Urlaub seiner Ansicht nach auf absehbare Zeit nicht möglich sein werde. Daher hofft Christian Wegis darauf, dass man sich möglichst bald in Berlin ernsthaft Gedanken über Entschädigungen für die Reisebranche machen wird.

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„Wir sind ein so starker Wirtschaftszweig für Deutschland, beschäftigen viele Menschen und uns ist in der Corona-Krise schlicht die Existenzgrundlage entzogen worden, man kann uns doch nicht einfach alle untergehen lassen.“ Was dieses Jahr betrifft, möchte sich Christian Wegis keinen Illusionen hingeben: „Innerlich habe ich das Reisejahr 2020 abgeschlossen und ich kann nur auf kommendes Jahr hoffen, wenn es uns dann noch gibt.“

Schulstart ist ein kleiner Lichtblick

Der anstehende Schulstart am kommenden Montag stellt für ihn und seine Fahrer einen kleinen Lichtblick dar, denn dann werden zumindest die Schulbusse wieder fahren können. Und solang lediglich die wenigen Abschlussklassen befördert werden müssen, macht er sich keine Gedanken über mögliche Probleme bei der Einhaltung des Hygieneabstands, doch sollten nach und nach mehr Klassen wieder an die Schulen zurückkehren, sieht die Sache ganz anders aus.

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„Normalerweise passen insgesamt gut 80 Schüler in einen Bus, davon haben 40 einen Sitzplatz. Beschränke ich aber die Anzahl auf ein Kind pro Sitzplatz, sind wir bei 20 in einem Bus, wir bräuchten dann also die vierfache Menge an Schulbussen. Ich bin gespannt, wie das dann geregelt werden wird.“ Von offizieller Seite habe er jedenfalls bislang noch keine entsprechenden Informationen erhalten.