Blauer Himmel, satt grün tänzelndes Blattwerk, drüben die Schweizer Alpen, da vorn der im Sonnenlicht gleißende See. Und Sarah Auer macht ein Foto davon. Doch wenn sie hier oben, ganz in der Nähe des Gehrenbergturms, unterwegs ist, dann fotografiert und filmt sie keineswegs nur zum reinen Vergnügen. Denn Sarah Auer ist Mitarbeiterin der Touristengemeinschaft Gehrenberg-Bodensee. Sie ist vor allem mit der Aufgabe betraut, Tipps und Anregungen in die sozialen Netzwerke einzustellen. „Ich mache aktuelle Bilder, zum Beispiel von der Apfelblüte“, erklärt die junge Frau. Wer sich auf den Weg nach Markdorf macht oder nach Bermatingen oder ins Deggenhausertal, um dort auf einem der drei Premiumwege zu wandern, der soll auch sehen, was ihn aktuell erwartet.

Tourismusbranche klagt über deutliche Umsatzeinbußen
Die Tourismusbranche klagt derzeit auch über deutliche Umsatzeinbußen. Schließlich bescheren die anhaltenden Reisewarnungen für außereuropäische Länder dem Wirtschaftszweig erhebliche Verluste. Urlaubsportale werden weit weniger befragt als im Vorjahr. Die Angst vor Infektion, die Sorge um Versorgung und Virus-Folgen reist mit. Kein Wunder, wenn Umfragen zeigen, dass es die Deutschen derzeit überwiegend im eigenen Land hält.
Das freut Sylvia Westermann. Die Geschäftsführerin der Tourismusgemeinschaft Gehrenberg-Bodensee beobachtet eine „anhaltend gute Nachfrage“. Von krisenbedingten Rückgängen der Besucherzahlen könne in Markdorf, Bermatingen und dem Deggenhausertal keine Rede sein. Welche Rolle dabei Sarah Auer in den sozialen Medien veröffentlichten Filme und Fotos spielen, scheint ungewiss. So ungewiss wie eh und je, welche Hälfte von Werbeinvestitionen „herausgeworfenes Geld“ sei. Immerhin lassen sich heute die Klicks zählen. Und die sprechen für Sarah Auers Aktivitäten im Internet.

Werbung nicht mehr nach dem Gießkannen-Prinzip
Überhaupt, berichtet Touristikerin Westermann, sei sie inzwischen längst dazu übergegangen, sehr zielgerichtet zu werben – „nicht mehr nach dem herkömmlichen Gießkannen-Prinzip“. „Auf in die Ferien“ prangt etwa in großen Lettern auf dem Heck eines Linienbusses des Stadtverkehrs in Stuttgart. „Beim Thema Urlaub, Ferien, Reisen fühlen sich alle gleich angesprochen“, erklärt Westermann die psychologische Wirkung bestimmter positiv besetzter Reize. Gibt es dann noch einen gezielten Tipp im Netz wie etwa den auf den Schaukelweg im Deggenhausertal, schnellen die Klickzahlen rasant nach oben. „Insbesondere das jüngere Publikum fühlt sich von dieser Art der Werbung angesprochen“, beobachtet Sylvia Westermann.
Irritation schafft Aufmerksamkeit
Und diese Art, um im Netz nach Aufmerksamkeit zu heischen, sei überaus günstig. „Mit 50 Euro ist da schon viel erreicht“, erklärt Westermann. Freilich dürfe solche Werbung nicht brav daher kommen. „Ein bisschen Frechheit kann nicht schaden“ – Irritation schaffe Aufmerksamkeit. Das gehe inhaltlich, das gehe auch durch die Form. Eine der Kampagnen der Tourismusgemeinschaft wendete sich per Brötchentüte an mögliche Gäste. Statt des Bäckers um die Ecke grüßte die Bodenseelandschaft auf dem Frühstückstisch. Ein Wink, der überaus gut angekommen sei, sagt Sylvia Westermann. Die Rückmeldung hier: die Prospektanforderungen steigen.
Wanderwege am Gehrenberg sind beliebt
Keine Werbung braucht‘s in der Region. Hier hat sich längst herumgesprochen „wie wunderbar die Wege hier sind“, wie Kriemhild Herrmann aus Friedrichshafen findet. Mit ihrem Mann, Udo Herrmann, kommt sie regelmäßig hoch zum Gehrenberg. „Früher haben wir das mit dem Mountainbike gemacht“, erklärt Udo Herrmann. Nun, als Rentner, nutzen sie die Wanderwege, gerne auch die „Landgänge„. Eine Übung im „aufrechten Gang“ mit stärkender Wirkung – und fabelhaften Ausblicken auf die Bodenseelandschaft. Bei den Strecken handelt es sich um Rundwanderwege.
Landgänge
Im Rahmen des „Landgänge“-Programms bietet die Tourismusgemeinschaft Gehrenberg-Bodensee drei Premium-Wanderwege an. In Markdorf ist das der „Gehrenberg GuckinsLand“, in Bermatingen sind das die „Bermatinger Waldwiesen“ und im Deggenhausertal die „Bergtour Höchsten“. Das „Landgänge“-Projekt des Gemeindeverwaltungsverbands, Oberteuringen eingeschlossen, war vor etwa einem Jahrzehnt die Reaktion auf den noch ungebrochenen Trend zum Wandern. Insbesondere junge Menschen suchten den Weg in die Natur und zeigten stetig wachsendes Interesse am Bodensee-Hinterland. Vom Deutschen Wander-Institut zertifiziert und wiederholt mit dem Deutschen Wandersiegel prämiert, unterliegen die Landgänge einer ständigen Qualitätskontrolle. Forstleute und die Bauhöfe der fünf Verbandsgemeinden sorgen dafür, dass die Strecken stets in gutem Zustand bleiben. sind. Immer wieder gelobt – von Erholungssuchenden aus der Region wie von Touristen – wird der Abwechslungsreichtum der drei Halbtags- und Tagesstrecken. Verlaufen gilt als ausgeschlossen. Große Portaltafeln an den Startpunkten und die vielen Zwischen-Markierungen sorgen für Orientierung.http://www.gehrenberg-bodensee.de