Eva Glöggler, die Klimaschutzmanagerin in der Stadtverwaltung, sprach in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates zum aktuellen Stand der Energie- und Treibhausgas-Bilanzierung, außerdem zur „Einstiegs- und Orientierungsberatung Klimaschutz“. Letztere wird von externen Anbietern umgesetzt. Im Falle Markdorfs ist es die Netze BW, die im Ratssaal durch Jörg Scholtes vertreten war.
Scholtes hat im vergangenen Herbst den Informationsabend zum örtlichen Klimaschutzkonzept moderiert. Er präsentierte nun ein umfangreiches Papier zur „Einstiegs- und Orientierungsberatung“, die vom Berliner Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Und soll – in ihrer weiteren Ausarbeitung – dann die Grundlage für jene strategischen Überlegungen bilden, die notwendig sind, um die von der Stadt gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Es reicht noch nicht, aber es ist auch noch nicht zu spät
Die von Klimaschutzmanagerin Glöggler vorgelegte Beratungsunterlage sagt es klar: Die bis her ergriffenen Maßnahmen genügen nicht, um die Klimaneutralität zu erreichen. Daher sind weitere Schritte notwendig. Eva Glöggler kündigte an, dass nun zusätzliche Analysen zu machen sind. Die sollen die Handlungsspielräume ausloten, Handlungsperspektiven zeigen – und vor allem zu einer sinnvollen Handlungsstrategie führen.

Jörg Scholtes Botschaft war eindeutig: „Seine klimapolitischen Ziele kann Markdorf noch erreichen.“ Voraussetzung dafür aber seien konsequente Maßnahmen wie etwa der Ausbau der Freiflächenphotovoltaik, mehr Gebäudedämmung, die Umstellung möglichst vieler Heizungen auf elektrische Wärmepumpen – insgesamt ein „Ersatzbrennstoff-Szenario“. Positiv merkte Scholtes an, dass die kommunale Wärmeplanung bereits in Angriff genommen worden sei.
Wie sind die Bürger zu gewinnen
CDU-Stadtrat Erich Wild forderte den Blick auf die Gesamtstadt ein, zumal „die kommunalen Gebäude ja nur einen geringen Anteil am Gesamtenergieverbrauch von Markdorf haben“. Wild fragte: „Wie wollen wir die privaten Eigentümer zum Maßnahmen bewegen, wenn das mit zusätzlichen Kosten verbunden ist, die dicht an den Wert ihres Eigentums herankommen?“
Dietmar Bitzenhofer, Fraktionssprecher der Freien Wähler, schaute auf die städtischen Gebäude. „Im Pflegeheim stehen jetzt Sanierungen an – geschieht das auch nach energetischen Gesichtspunkten“, erkundigte er sich. Bürgermeister Georg Riedmann antwortete ihm. „Dann wäre die Sanierung überhaupt nicht zu machen“, verwies er auf die dann anfallenden Mehrkosten für die Seniorenanlage. Ob es denn einen Sanierungsfahrplan im städtischen Haushalt, erkundigte sich Uwe Achilles, Fraktionssprecher von SPD und Die Grünen. Energiemanagerin Eva Glöggler verneinte. Beschlossen haben die Räte dann aber, dass fürs Alte Schulhaus, das Ittendorfer Bürgerhaus und andere Gebäude der Stadt Sanierungskonzepte in Auftrag gegeben werden.

Reichen Netz und Speicher?
Grundsätzliche Skepsis zeigte Rolf Haas. Wer über erneuerbare Energie spricht, der muss auch über die Grundlastfähigkeit reden“, erklärte der FDP-Stadtrat. „Wir müssen dringend auf die Speicherfähigkeit schauen“, so Haas weiter, „gerade vor dem Hintergrund, dass hier in Markdorf regelmäßig das Stromnetz zusammenbricht.“ Umweltgruppen-Fraktionssprecher Joachim Mutschler mahnte, die Dinge auseinander zu halten: Das Stromnetz breche nicht zusammen, weil vermehrt Photovoltaikanlagen installiert werden. Er jedenfalls begrüße grundsätzlich, wenn der Anteil der erneuerbaren Energie am Stromverbrauch steigt.

Bürgermeister Georg Riedmann griff das Thema Stromnetz auf. „Unser Stromnetz muss dringend ausgebaut werden“, forderte er. Dies vor dem Hintergrund des erkennbaren Interesses an neuen Agri-Photovoltaikanlagen. Riedmann wies überdies darauf hin, dass Markdorf dringend ein neues Umspannwerk brauche. „Da stehen wir vor einem riesen Problem, wenn hektarweise neue Photovoltaikanlagen ans Netz gehen sollen.“