Die Stadt Markdorf strebt Klimaneutralität an. Diese soll in einer der nächsten Gemeinderatsitzungen beschlossen werden. In der jüngsten Sitzung wurde beraten, zu welchen Klimazielen sich die Stadt bekennen möchte. Markdorf soll möglichst bis zum Jahr 2030, spätestens bis 2040 klimaneutral sein.

Um das zu erreichen, soll die Verwaltung ein Büro damit beauftragen, ein Klimaschutzkonzept zu entwickeln. Weitere Themen beziehungsweise Ergebnisse der Vorberatung waren: Die Verwaltung weist künftig in ihren Beratungsunterlagen für die Gemeinderatssitzungen die Klimakosten aus. Es wird eine befristete Stelle eingerichtet, um das Ziel der klimaneutralen Stadtverwaltung zu erreichen. Außerdem will die Stadt dem Klimaschutzpakt Baden-Württemberg beitreten.

Fotovoltaik-Anlagen auf den städtischen Gebäuden sind ein Beitrag zum Klimaschutz.
Fotovoltaik-Anlagen auf den städtischen Gebäuden sind ein Beitrag zum Klimaschutz. | Bild: Jörg Büsche

Gemeinderat ist sich bei der Diskussion einig

Diese Punkte wurden zuvor ausführlich beraten. Bürgermeister Georg Riedmann merkte anschließend an, dass die Diskussion anders verlaufen sei als erwartet – in gutem Einvernehmen, nicht kontrovers. Riedmann hatte an seine Antrittsrede im Herbst 2021 erinnert. Darin hatte er von einer notwendigen Geschlossenheit gesprochen, wenn die großen Herausforderungen des Klimaschutzes bewältigt werden sollen.

In seiner Antrittsrede hatte er aber auch auf ein grundsätzliches Problem hingewiesen: Der Beitrag der Kommune könne nur gering sein – im Vergleich zum Anteil, den private Haushalte und Unternehmen an der Treibhausgasemission haben. Gleichwohl sieht Georg Riedmann die Verwaltung in der Pflicht, allen in der Stadt klar zu machen, wie rentabel Investitionen in den Klimaschutz seien. Riedmann verwies auf Fördertöpfe, schränkte aber ein, dass diese nicht leer sein dürften, wenn Privathaushalte zu Investitionen in den Klimaschutz motiviert werden sollen.

Für privaten Besitz kann die Stadt zunächst nur Anreize geben. Verbindlicher Klimaschutz ist dort noch nicht möglich.
Für privaten Besitz kann die Stadt zunächst nur Anreize geben. Verbindlicher Klimaschutz ist dort noch nicht möglich. | Bild: Jörg Büsche
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Gemeinden sollen zeigen, was beim Klimaschutz möglich ist

Die städtische Energiemanagerin Eva Glöggler stellt dar, dass Kommunen Vorbild sein können. Wenn sich Gemeinden anstrengen, die von ihnen verantworteten Treibhausgasemissionen zu reduzieren, zeigen sie den Bürgern, aber auch der Wirtschaft, was möglich ist. Sie bieten Anhaltspunkte, Orientierungshilfen, die zum Nachahmen anregen. Wie wichtig das sei, das führten die jüngsten Entwicklungen drastisch vor Augen. Eva Glöggler nannte die Milliardenschäden, die Starkregen und Hagelstürme 2021 verursacht haben und die als Folgeerscheinungen des Klimawandels betrachtet werden.

Energiemanagerin Glöggler: Bisherige Anstrengungen reichen nicht hin

Erste Schritte habe die Stadt bereits unternommen, blickte die Energiemanagerin zurück. Doch würden diese Anstrengungen nicht ausreichen, um in zwei Jahrzehnten Klimaneutralität zu erreichen. Es bedarf deshalb eines Klimaschutzkonzepts, das zeigt, wo die Verwaltung klimaschädliche Treibhausgase einsparen kann.

Einfluss nehmen kann die Stadt in den eigenen Gebäuden, aber auch dort, wo sie die Planungshoheit besitzt. So kann die Stadt überall dort Rahmen setzen, wo gebaut wird. Jenseits dieser beiden Bereiche kann die Stadt nur Hinweise geben. Für das Klimaschutzkonzept und für die befristete Personalstelle veranschlagt Glöggler rund 40.000 Euro.

Die Kommune will Vorbild sein beim Klimaschutz.
Die Kommune will Vorbild sein beim Klimaschutz. | Bild: Jörg Büsche

UWG-Chef Mutschler äußert Kritik am Zeitrahmen

Joachim Mutschler, Fraktionsvorsitzender der Umweltgruppe, vermisste die „graue Energie“. In seiner Stellungnahme zu Eva Glögglers Darlegungen lobte er, dass Energieverbrauch und Emissionen der Kommune sorgfältig aufgelistet seien. Grundsätzlich kritisierte er den vorgeschlagenen Zeitrahmen. Es sei inzwischen „fünf vor Zwölf“. „Ein solch unambitioniertes Vorgehen wird nichts dazu beitragen, die Markdorfer Bürger und die örtlichen Betriebe zu schnellem Handeln zu motivieren“, sagte Mutschler.

Zuspruch gab es seitens der CDU. Simon Pfluger nannte das skizzierte Vorgehen richtig. Die Stadt müsse dort handeln, wo die Dinge in ihrer Verantwortung liegen.

Joachim Mutschler, Fraktionschef der Umweltgruppe
Joachim Mutschler, Fraktionschef der Umweltgruppe | Bild: Joachim Mutschler
CDU-Stadtrat Simon Pfluger
CDU-Stadtrat Simon Pfluger
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Räte verweisen auf Vorbildfunktion der Stadt

„Wir gehen mit“, knüpfte Dietmar Bitzenhofer an die vom Bürgermeister geforderte Geschlossenheit beim Thema Klimaschutz an. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler erklärt, er halte es für denkbar, dass Klimaschutz selbst dann machbar sei, wenn keine Fördermittel in Aussicht stünden. Ganz ähnlich argumentierte auch SPD-Fraktionsvorsitzender Uwe Achilles. Anbetrachts des gestiegenen Handlungsdrucks gelte es auch unabhängig von Fördermitteln zu agieren. Achilles verwies auf die Vorbildfunktion der Stadt.