Die Open-Air-Konzerte auf dem Schlossplatz, mit denen Meersburg 2019 pausiert, sollen Ende Mai 2020 mit drei Veranstaltungen fortgesetzt werden. Welche Künstler kommen, steht noch nicht fest. Die Veranstalter-Firma Vaddi Concerts brauchte vor der Planung erst das Plazet des Gemeinderats. Dieser erteilte am Dienstag zwar mit großer Mehrheit seine Zustimmung, aber erst nach langer, kontroverser Diskussion.
Manche Räte fühlen sich nicht ausreichend informiert
Das Gremium hatte zwar bereits Anfang April grundsätzlich für drei Open Airs im Mai 2020 votiert. Doch einige, allen voran Markus Waibel (FW), fühlten sich seither nicht ausreichend von Tourismus-Chefin Iris Müller informiert und hatten von ihr gar ein komplett neues Konzept für sämtliche Meersburger Veranstaltungen erwartet.
Zweifel am grundsätzlichen Nutzen der Konzerte
Andere hatten Bedenken wegen des Termins. Die Open Airs sollen, statt wie früher im August, bereits am Pfingstwochenende stattfinden. Denn das Ziel ist, die Hochsaison im Sommer, wo auch andernorts Open Airs stattfinden, zu entzerren. Auch den Nutzen der Konzerte für die Stadt zweifelten etliche Räte an, sowohl was den Imagegewinn als auch die Wertschöpfung angehe. So meinte Michael Gilowsky (Umbo), die ansässige Gastronomie habe davon nichts. Boris Mattes (SPD) meinte gar: „Ich sehe nicht, dass wir als Stadt etwas davon haben.“ Wie sein Vorredner Peter Schmidt (CDU) forderte Mattes: „Wir brauchen ein neues Konzept, nicht nur ein neues Datum.“ Schmidt und Mattes waren sich einig, man benötige ein innovatives Veranstaltungsprofil und „kein ‚weiter so‘“.

Veranstalter: „So eine Diskussion habe ich noch nie erlebt“
Marc Oßwald von Vaddi Concerts betonte: „Das ganze Risiko liegt ja bei uns“ – dem privaten Veranstalter. Und jeder Termin sei schwierig, zumal man auch von den Tourplänen der Musiker abhängig sei. Oßwald stellte verwundert fest: „So eine Diskussion habe ich noch nie erlebt. Woanders sind wir immer willkommen, da bekommen wir sogar noch Geld.“
Einigen Räten waren aber selbst die 4500 Euro zu viel, die laut Iris Müller 2018 bei der Stadt für die Open Airs zu Buche schlugen, etwa für den Bauhof. Bürgermeister Robert Scherer hingegen stellte die Frage in den Raum: „Was bekommen Sie sonst für diese Summe, für ein Werbebudget von gerade mal rund 5000 Euro?“ Sicher könne man den monetären Profit nicht auf den Cent erfassen. „Aber es gibt einen Mehrwert“, ist Scherer überzeugt. Müller hatte vorgerechnet, pro Open-Air-Tag kämen rund 4000 Besucher in die Stadt, jeder Gast gebe durchschnittlich 37,50 Euro aus, das mache in der Summe 150 000 Euro. Hinzu komme ein Werbeeffekt, „den wir mit keiner anderen Veranstaltung erreichen“.
Scherer: „Kulturkonzept gibt es nicht von heute auf morgen“
Scherer betonte ferner: „Ein Kulturkonzept gibt es nicht von heute auf morgen.“ Aber weil es noch kein Kulturkonzept gebe, die Open Airs 2020 ausfallen zu lassen, „fände ich schade“. Ähnlich hatten sich auch einige Räte geäußert. So meinte Monika Biemann (Umweltgruppe): „Wenn wir nicht zustimmen, haben wir nächstes Jahr gar nichts: keine Open Airs und kein Kulturkonzept.“ Martin Brugger (CDU) betonte: „Ich bin sehr wohl für diese drei Konzerte.“ Die Stadt mache viel für die Jüngsten und die Ältesten, was gut sei. „Aber man muss auch mal an die denken, die zwischen 20 und 60 sind.“
Peter Köstlinger (CDU) hatte einen Vorschlag, wie „wir die Konzertbesucher besser in die Stadt binden“: indem man in die Tickets einen Zusatzbonus, wie den Besuch des Vineums, integriere. Müller notierte die Idee. Peter Krause (Umbo) schwebte ein anderer Veranstaltungsort als der Schlossplatz vor, etwa das Wetterkreuz. Doch so ein Wechsel bedeute zu viel Aufwand, sagte Müller.
Letztlich votierten nur Schmidt, Waibel und Mattes gegen die Open Airs 2020. Philipp Wurster (FW) enthielt sich der Stimme.

Open Airs
Die Reihe der Meersburger Open Airs auf dem Schlossplatz, die 1999 startete, soll 2020, voraussichtlich vom 29. bis 31. Mai, mit drei Konzerten fortgesetzt werden. Die Künstler stehen noch nicht fest. Ein Konzert soll bestuhlt werden mit maximal 1500 Sitzplätzen, für die anderen beiden Veranstaltungen gibt es jeweils maximal 3500 Karten. Die Ticktes sollen rechtzeitig vor Weihnachten im Handel sein, versprach Marc Oßwald von der in Freiburg ansässigen Veranstaltungsfirma Vaddi Concerts, die das ganze Risiko für die Veranstaltungen trägt.
Aus finanziellen Gründen sollen 2020 drei statt, wie früher meist üblich, zwei Konzerte stattfinden. Denn die Kosten für drei Tage sind laut Oßwald nur unwesentlich höher als für zwei Tage. In den vergangenen Jahren waren laut Tourismuschefin Iris Müller nur eine Handvoll Konzerte ausverkauft. Von 1999 bis 2018 fanden 30 Konzerte statt, etwa mit Stars wie den Simple Minds, den Skorpions, BAP, Chris de Burgh, Tom Jones oder Seal. (flo)