Der Ortschaftsrat hatte sich zuvor bereits dafür ausgesprochen sowie einige Änderungswünsche eingebracht, denen der Rat ebenfalls zustimmte. Dazu zählte auch der Passus: „Ferienwohnungen können als Ausnahme zugelassen werden“, für den das Ratsvotum aber ganz knapp ausfiel: Neun Ja- und acht Neinstimmen bei einer Enthaltung. Im Gebiet Priel werden künftig eine zwei- statt eingeschossige Bauweise und sowie Dachaufbauten möglich sein. Erlaubt sind künftig Dächer mit einer Neigung von bis zu 45 Grad.

Flexiblere Nutzung als Ziel

Planer Hornstein erläuterte vorab, dass es sich bei der Planfortschreibung um einen Sonderfall handle, da man ein Baugebiet betrachte, das in den 1970er Jahren entstanden sei. Für damalige Verhältnisse sei der Plan idealtypisch gewesen. Allerdings habe sich seither viel verändert, was die Wohnverhältnisse und den Umgang mit Grund und Boden betreffe. Heute gehe man von kleineren Grundstücken und einer dichteren Bebauung aus. So wäre es sinnvoll, gerade für Besitzer in fortgeschrittenem Alter, aus einem Haus zwei vollwertige Wohnungen zu machen, Stichwort: Mehrgenerationenwohnen. Hornstein versicherte aber, man wolle das bisherige grüne Wohnquartier am Ortseingang beibehalten und nicht komplett umkrempeln. „Das Ziel sind flexiblere Nutzungsweisen, ohne dass das Gebiet kippt“, so Hornstein. So wolle man trotz der Ermöglichung von Dachaufbauten „auch künftig eine ruhige Dachlandschaft.“

Ferienwohnungen umstritten

Darüber, dass eine behutsame Nachverdichtung sinnvoll sei, herrschte im Rat große Einigkeit vor allem angesichts des knappen, bezahlbaren Wohnraums – ein Thema, das auch in Meersburg Verwaltung und Gremien stark umtreibt. Monika Biemann (Umweltgruppe) startete dann mit Vollgas die Debatte um Ferienwohnungen. Sie betonte: „Unsere Intention war eigentlich, Wohnraum zu schaffen. Einem Bebauungsplan, der erlaubt, dass neue Ferienwohnungen entstehen, werde ich nicht zustimmen.“ Planer Hornstein unterstrich, Ferienwohnungen seien nur als Ausnahme zulässig. Er versicherte, Ziel der Plananpassung sei, „auf dem Raum mehr Familienwohnungen zu ermöglichen“.

 

Das Gebiet, das der Bebauungsplan Priel umfasst, aus der Luft gesehen: Die Nutzung der großen Grundstücke soll flexibler werden. Bild: ...
Das Gebiet, das der Bebauungsplan Priel umfasst, aus der Luft gesehen: Die Nutzung der großen Grundstücke soll flexibler werden. Bild: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg | Bild: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

Ortsvorsteher: Ferienwohnung helfen bei Finanzierung

Achim Homburger, Ortsvorsteher von Baitenhausen-Schiggendorf, sagte, dass es in Baitenhausen gerade mal rund ein Dutzend Ferienhäuser gebe. Einer jungen Familie biete eine Ferienwohnung auch eine Möglichkeit der Gegenfinanzierung von Baukosten. Außerdem daure die Saison in Baitenhausen sowieso nur acht bis zehn Wochen. Michael Gilowsky (Umbo) befürwortete ebenfalls diese Option und betonte: „Hochwertige Ferienwohnungen sind ganz wichtig für eine touristische Gemeinde wie Meersburg.“ Er unterstrich: „Gäste, die länger als eine Woche bleiben, sind ausschließlich in Ferienwohnungen.“

Boris Mattes (SPD) und Markus Waibel (FW) waren auf Biemanns Seite. Waibel sagte: „Mehrgenerationenwohnen ist der richtige Gedanke für so ein Wohngebiet.“ Mattes stöhnte: „Das Argument Gegenfinanzierung kann ich nicht mehr hören.“ Wenn die Saison eh nur so kurz sei, „dann ist ganzjährig vermieten doch wirtschaftlicher“, war er sich mit Waibel einig. Mattes sagte, er lehne Ferienwohnungen im Priel ab, betonte allerdings: „Wenn wir was verändern wollen, müssen wir’s in der ganzen Stadt tun.“

Peter Schmidt (CDU) griff diesen Gedanken auf und forderte: „Wir brauchen eine Richtlinie, die für alle nachvollziehbar ist.“ Wenn man aber jetzt im Priel Ferienwohnungen untersage, „dann entsteht ein Ungleichverhältnis, das man als Bevormundung auslegen könnte“. Genau deshalb, konterte Mattes, sollte man Ferienwohnungen im Priel nicht zulassen. Denn tue man es, „kriegen wir die offene Tür nicht mehr zu.“ Zuvor hatte bereits Alexandra Mahl (Umweltgruppe) die Sorge geäußert, lasse man erst Ausnahmen zu, schaffe man Präzedenzfälle. Peter Krause (Umbo) und Wilfried Wodsak (FW) fanden, man solle das Votum des Ortschaftsrates respektieren.

Mehr Bewohner, mehr Autos

Ferner äußerte Heinz Frey (FW) die Befürchtung, eine dichtere Bebauung könne zu Lasten des ländlichen Ortsbildes gehen. Hornstein versicherte, man wolle die „Nachverdichtung so behutsam wie möglich machen, aber es wäre gelogen zu sagen, dass sich nichts ändert“. Natürlich bedeuteten mehr Wohnungen auch mehr Einwohner und mehr Autos. Bürgermeister Robert Scherer versuchte, Frey zu beruhigen, indem er sagte: „Aus unserer Sicht wird es hinterher immer noch dörflichen Charakter haben.“