Die Pflegesätze des städtischen Altersheims, des Dr.-Zimmermann-Stifts, steigen im nächsten Jahr um rund 380 Euro pro Monat. Dies legte der neue Leiter des Stiftes, Matthias Engler, dem Stiftungsrat in der jüngsten Sitzung dar. Begründet wird die Erhöhung mit deutlichen Tariflohn- und Sachkostensteigerungen sowie mit den Veränderungen im Rahmen der Neuausrichtung der Pflege durch das Pflegestärkungsgesetz I und II.
„Das Stift arbeitet seit 2011 langfristig defizitär“
Der Heimbeirat habe zuvor der Erhöhung einstimmig zugestimmt, berichtete Engler. Ebenfalls seien die Angehörigen Ende November bei einem Angehörigenabend informiert worden. „Das Stift arbeitet seit 2011 langfristig defizitär“, erklärte Engler. „Es musste gehandelt werden, denn der Spitalfonds stößt irgendwann auch an seine Grenzen.“ Der Verlustausgleich durch den Spitalfonds habe im Jahr 2018 rund 214 000 Euro betragen.
Aufsichtsbehörde empfiehlt Entgeltanpassung seit 2016
Die zuständige Aufsichtsbehörde des Landratsamts habe bereits in ihren Stellungnahmen seit 2016 darauf hingewiesen, dass eine Entgeltanpassung notwendig sei, um zu verhindern, dass der Spitalfonds aufgezehrt werde, führte Engler weiter aus.

Platz fünf im Preisvergleich mit anderen Einrichtungen im Kreis
Die Erhöhung des Entgelts liegt bei 18,3 Prozent. Daraus ergeben sich je nach Pflegegrad Eigenanteile der Bewohner zwischen rund 2454 und 2805 Euro pro Monat. Trotz der Erhöhung sei das Dr.-Zimmermann-Stift im Vergleich mit 26 Pflegeeinrichtungen im Bodenseekreis immer noch eine der günstigsten und belege in dieser Kategorie den fünften Platz, sagte Engler.
Elf Betroffene künftig auf Sozialhilfe angewiesen
Monika Biemann (Umweltgruppe) meldete sich als erste zu Wort. „So eine dramatische Steigerung kann ich nicht tragen und auch nicht verstehen“, sagte sie. Die Steigerung um 380 Euro im Monat sei für das nächste Jahr festgesetzt, doch sie frage sich, wie es langfristig weitergehen werde. „Die Spirale endet nicht“, meinte Biemann und fügte an: „Durch die Erhöhung sind dann elf Personen auf Sozialhilfe angewiesen.“
Suche nach alternativen Möglichkeiten, den Spitalfonds aufzustocken
In Anbetracht sinkender Durchschnittsrenten bei steigender Altersarmut, gerade bei Frauen, frage sie sich, wie das in Zukunft finanziert werden solle. „Kann die Verwaltung eine Bürgerstiftung initiieren, um mit Spenden den Spitalfonds aufzustocken?“, fragte die Rätin.
Räte regen Spendenaufrufe an
Peter Schmidt, CDU, schloss sich dem Vorschlag von Monika Biemann an. Er sagte: „Die Aufmerksamkeit bei den Bürgern fehlt.“ Die vielseitige Arbeit des Spitalfonds müsse man nach außen hin klar machen, damit der Bürger bei Zuwendungen wisse, „dass unsere Stiftung auch Geld brauchen könnte“. Alexandra Mahl (Umweltgruppe) stimmte den Vorrednern zu und schlug vor, „es öffentlich kundzutun und Spendenaufrufe zu starten“. Christian Herter (Umbo) regte an, „man könnte doch Bäume aus dem Spitalwald verkaufen“.
Viel Zustimmung für Idee, Baumpatenschaften anzubieten
Die Idee von Baumpatenschaften fand viel Zustimmung. Peter Krause (Umbo) wollte wissen, ob die Bürger mit einer Art Versicherung in Vorleistung gehen könnten, wie es bei Modellen des betreuten Wohnens gehandhabt werde. „Die Spitalstiftung ist doch auch durch Pfründner gewachsen“, meinte er. Matthias Engler sah rechtliche Probleme. „Das betreute Wohnen hat andere Grundlagen“, sagte er.