Mit der revolutionären Architektur- und Kunstrichtung des Bauhauses, das vor 100 Jahren in Weimar entstand, bringt man das für seine barocken Anlagen berühmte Meersburg nicht unbedingt in Verbindung.

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Dabei stoßen Fähre-Passagiere gleich nach ihrer Ankunft auf ein Paradebeispiel dieses Stils: den ehemaligen Wartepavillon, heute Café Möwe. Der gebürtige Gelsenkirchener Hermann Blomeier, der am Bauhaus studiert hatte und 1933 nach Konstanz gezogen war, entwarf den 1951 errichteten Rundbau mit Flachdach und klarer Formensprache.

Tourismus erlebte Aufschwung

Trotz Dauerregens folgten am Denkmalsonntag bei zwei Führungen rund 80 Interessierte Peter Schmidt auf den „Spuren der Moderne in der Meersburger Unterstadt“. Auch der um 1933/34 errichtete Tanzpavillon beim früheren Hotel „Wilden Mann“ greift diese neue Ästhetik auf. Ab den 1920er Jahren erlebte der Tourismus in Meersburg einen enormen Aufschwung, angetrieben vom damaligen Bürgermeister Karl Moll, der zuvor in Bregenz Kurdirektor gewesen war und in Berlin Fremdenverkehr studiert hatte.

Ein weiterer Vertreter der neuen Ästhetik ist der frühere Tanzpavillon des mittlerweile geschlossenen Hotels „Wilder Mann“.
Ein weiterer Vertreter der neuen Ästhetik ist der frühere Tanzpavillon des mittlerweile geschlossenen Hotels „Wilder Mann“. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Während der NS-Zeit schwemmte die Organisation „Kraft durch Freude“ Ausflügler in die Stadt. Vor allem die Hotels und Gastronomen an der Promenade stellten sich mit entsprechenden Anreizen, etwa Weinproben auf Booten, auf den wachsenden Besucheransturm ein. Aber die Stadt beschloss auch den Bau eines Strandbades, der 1933, mit finanzieller Unterstützung des Industriellen Hermann Schwer, startete.

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In drei Monaten schütteten 22 Männer 10 000 Kubikmeter Erde zu einer Uferlänge von 200 Metern auf, erzählte Schmidt am Eingang des Strandbads: „Wo wir jetzt stehen, rechnen wir uns mal sechs Meter nach unten.“ Der ehemalige Hochbau im Bad, den man um 1980 abriss, war mit Materialien wie Glas, Stahl und Beton sowie seiner Schnörkellosigkeit inklusive kubistischem Anklang ebenfalls ein eindeutiger Vertreter der Moderne.

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Schmidt betonte, dass deren überschaubare Repräsentanz in Meersburg „keine Entwicklung des Bürgertums gewesen ist“. Vielmehr hätten die Gebäude, die in diesem Stil entstanden, allesamt nicht-privaten Zwecken gedient.