Die Diagnose Krebs stellt das Leben von Erkrankten und deren Angehörigen oft von heute auf morgen auf den Kopf. Der Verein Frauenselbsthilfe nach Krebs Meersburg/Westlicher Bodenseekreis bringt sich hier seit zwölf Jahren unterstützend und beratend ein. Die Angebotspalette ist vielfältig und reicht von Gruppentreffen über Einzelgespräche und Vorträge bis hin zur Kindergruppe Hand in Hand für Kinder krebserkrankter Eltern. Neu im Repertoire sind maltherapeutische und Bewegungsangebote. Die zuständigen „Selbsthelfer“ berichten über eigene Erlebnisse und das zusätzliche Angebot.
Angebote als Ergänzung zur medizinischen Behandlung
Ursel Hefler erinnert sich an ihren ersten Besuch in der Meersburger Selbsthilferunde. „Was, du auch“, habe eine ihr bekannte Teilnehmerin sie begrüßt. Erst da habe sie bekannte Gesichter bemerkt. „Das Gefühl, ich bin nicht allein, hat mir sehr geholfen“, sagt Hefler rückblickend. In einem der beiden neu gegründeten Kreativangebote für frisch an Krebs erkrankte Menschen ist sie mittlerweile selbst Ansprechpartnerin. Die Maltherapie unter kunsttherapeutischer Begleitung bezeichnet Hefler als „Komplementärmedizin“. Ergänzend zur medizinischen Betreuung helfe sie, einen Weg im Umgang mit der Krankheit und in Richtung Genesung zu finden. Denn das Ziel ist klar: „Ich will ja heil werden“, unterstreicht die langjährige Grundschulrektorin. Dabei geht es laut Hefler nicht darum, schöne Bilder zu malen, sondern „die Seele durch Bilder sprechen zu lassen“.
Gruppenstunde als Wohltat für die Seele
Vorstandsfrau Rosi Munding, die die zweite Malgruppe leitet, beschreibt die guten Gefühle nach der Gruppenstunde. Wenn sie hinkomme, habe sie den ganzen Alltag im Gepäck. Nach zwei Stunden erreiche sie einen „Zustand wie glücklich schwebend“. Munding ist vor zehn Jahren zur Selbsthilfegruppe gestoßen, um Gleichbetroffene zu finden. „Ich wollte die Familie nicht so sehr belasten“, erklärt sie. Auch die Fachvorträge seien für sie erhellend gewesen. Dass Munding ziemlich bald als Kassiererin ins Vorstandsgremium aufrückte und mittlerweile auch im Landesvorstand aktiv ist, findet sie in Ordnung. „Es ist mir wichtig, das in der Gruppe erlebte Aufgefangensein zurückzugeben.“
Praktische Tipps und gegenseitiger Austausch
Auch Helga Kienle und Gabi Beck wollen sich einbringen. Beck will ab November ein stilles Wandern mit Atem- und Achtsamkeitsimpulsen in Überlingen anbieten. Kienle lädt immer am Mittwochmorgen zu einer Bewegungsrunde am Salemer Schlosssee. Sport und Bewegung im Freien hält die Gruppenleiterin für äußerst wertvoll. Sie habe selbst gemerkt, „wie mich das richtig kräftig macht“. Aus Erfahrung weiß Kienle, dass zusätzlich zum rein physiologischen Prozess des Laufens auch die Gespräche sprudeln. Da gehe es darum, wie die betroffenen Frauen mit der Diagnose umgehen können. Genauso gebe es praktische Tipps zum Beispiel zur Stärke der Kompressionsstrümpfe. Was schließlich entstehe, sei ein tragendes Gemeinschaftsgefühl als Säule der Selbsthilfearbeit.
„Es ist wichtig, die Krankheit zu verarbeiten“
„Es ist wichtig, die Krankheit zu verarbeiten und nicht in den Vordergrund zu rücken“, weiß Christa Hasenbrink als Vorsitzende von Ortsgruppe und Landesverband. Stetig sei das Hilfeangebot daher gewachsen. Ganz frisch Erkrankten legt Hasenbrink noch das vor zwei Jahren gegründete „Onko-Café“ im Überlinger Krankenhaus ans Herz.
Hilfsangebote:
- Frauen und Männer mit einer Krebserkrankung treffen sich jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat um 16 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus Meersburg, Von-Laßberg-Straße 3.
- Telefonischen Kontakt für vertrauliche Hilfe gibt es bei Christa Hasenbrink (0 75 53/918 48 44), Rosa Munding (0 75 51/59 51) oder Gertrud Gaus (0 75 51/53 71).
- Das komplette Programm der Frauenselbsthilfegruppe ist online einzusehen: www.frauenselbsthilfe-meersburg.de