Welche Partei würden Schüler bei der kommenden Bundestagswahl wählen? Auch wenn sie als unter 18-Jährige bei der offiziellen Wahl ihre Stimme noch nicht abgeben können, konnten die Schüler in Meersburg im Rahmen der bundesweiten Aktion U18-Wahl ihren Stimmzettel ausfüllen. Die U18-Wahl will Kindern und Jugendlichen die selbstbestimmte Meinungsbildung ermöglichen und die Auseinandersetzung mit dem politischen System.

Alle Jugendlichen der Stadt können ihre Stimme abgeben

An der Sommertalschule in Meersburg organisierte Schulsozialarbeiterin Andrea Lebek zum vierten Mal die Teilnahme an der Aktion. Bei den vergangenen Wahlen war stets die Jugendmusikschule als Wahllokal ausgewählt worden, damit auch die Schüler des Droste-Hülshoff-Gymnasiums in Meersburg teilnehmen konnten. Coronabedingt fand die Jugendwahl diesmal im Musikraum der Sommertalschule statt, aber alle Jugendlichen der Stadt waren eingeladen, ihre Stimme abzugeben.

Lotta, 9. Klasse: „Wir haben uns im Unterricht mit den Parteien beschäftigt, vorher hatte ich keine Ahnung, wer was vertritt.“
Lotta, 9. Klasse: „Wir haben uns im Unterricht mit den Parteien beschäftigt, vorher hatte ich keine Ahnung, wer was vertritt.“ | Bild: Lorna Komm

Das Wahllokal war bis 16 Uhr geöffnet. Bevor die Schüler an die Wahlurne gehen konnten, standen Informationen über Parteien und das Wahlsystems auf dem Stundenplan. Im Unterricht der 5. bis 10. Klasse wurde das Themen behandelt.

Maja, 9. Klasse: „Ich habe nicht wirklich eine Partei gefunden, mit der ich zufrieden bin.“
Maja, 9. Klasse: „Ich habe nicht wirklich eine Partei gefunden, mit der ich zufrieden bin.“ | Bild: Lorna Komm

„Wir haben uns im Unterricht mit den Parteien und ihren Zielen beschäftigt“, sagte die Neuntklässlerin Lotta, die am Wahltag auch als Wahlhelferin im Einsatz war. In Gruppenarbeit hätten sie ihren Mitschülern die Parteien vorgestellt. „Vorher hatte ich keine Ahnung, wer was vertritt.“ Ihre Klassenkameradin Maja erklärte: „Vorher sollten wir uns entscheiden, was für uns wichtig ist“, zum Beispiel Umwelt, Tiere oder Sicherheit, zählte sie auf. „Ich habe nicht wirklich eine Partei gefunden mit der ich zufrieden bin“, sagte die Neuntklässlerin. „Aus persönlichen Gründen wähle ich heute nicht.“

Celina, 9. Klasse: „Ich habe mich vorher nie richtig mit Politik beschäftigt, da man erst ab 18 Jahren wählen darf.“
Celina, 9. Klasse: „Ich habe mich vorher nie richtig mit Politik beschäftigt, da man erst ab 18 Jahren wählen darf.“ | Bild: Lorna Komm

Anders ihre Mitschülerin Celina: „Nach dem Ausschlussverfahren habe ich eine Partei gefunden, mit der ich zufrieden bin.“ Auch sie erklärte, sich erst im Rahmen der U18-Wahl die Parteiprogramm angesehen zu haben. „Ich habe mich vorher nie richtig mit Politik beschäftigt, da man erst ab 18 Jahren wählen darf.“

Achtklässler löchern Bürgermeister Robert Scherer interessiert mit vielen Fragen

Auf den Besuch von Bürgermeister Robert Scherer im U18-Wahllokal hatten sich die Achtklässler gut vorbereitet. Cen, Victoria, Tabea und Mohammed hatten einen ganzen Katalog mit Fragen an das Stadtoberhaupt dabei. Neben privaten Fragen zu den Hobbys Robert Scherers, zu dessen Lieblingsfußballverein und beruflichem Werdegang wollten die Achtklässler auch klare politische Aussagen des Bürgermeisters hören. Unter anderem fragten sie, ob er für das Wahlrecht ab 16 Jahren sei und ob er es unterstütze, dass man als Einwohner einer Stadt auch ohne deutschen Pass wählen dürfe.

Die Achtklässler Cen, Victoria, Tabea und Mohammed (von links) nutzen die Gelegenheit, Bürgermeister Robert Scherer politische und ...
Die Achtklässler Cen, Victoria, Tabea und Mohammed (von links) nutzen die Gelegenheit, Bürgermeister Robert Scherer politische und private Fragen zu stellen. | Bild: Lorna Komm

Auch der Bürgermeister hat Fragen an die Jugendlichen

Auch der Bürgermeister hatte Fragen an die Jugendlichen, unter anderem, ob sie später ihr Wahlrecht auch ausüben wollen. Cen antwortete stellvertretend für die Gruppe: „Es gibt auch schlimme Parteien und wenn man nichts dagegen tut, also nicht wählt, können diese an die Macht kommen.“ Scherer erfuhr auch, dass noch keiner der vier Achtklässler über eine aktive politische Mitgestaltung nachgedacht habe, zum Beispiel in einem Jugendgemeinderat.

Nächster Schritt ist ein Fragebogen für die Jugendlichen

Schulsozialarbeiterin Andrea Lebek sagte, die U18-Wahl sei nur einer der Bausteine in der politischen Bildung. Demnächst werde ein Fragebogen an die Jugendlichen herausgegeben und wenn die Schüler Interesse hätten, werde sie mit einer Gruppe eine Gemeinderatssitzung besuchen. Lebek erklärte: „Es wird mir hier von allen sehr leicht gemacht, sowohl von der Stadt als auch von dem Kollegium.“ Sie sei auch für die Schüler froh, denn das öffentliche Interesse an ihrer Teilnahme an der U18-Wahl sei für die Jugendlichen sehr wertschätzend.