Erstaunen löst eine kleine Gruppe Menschen aus, die am Samstagabend kurz vor dem Silbermond-Konzert das Meersburger Schloss betritt und die Treppe drinnen zielstrebig nach oben geht. Draußen läuft gerade der Soundcheck der Vorband um Michèl von Wussow, Silbermond hat diesen bereits hinter sich. Mindestens ebenso groß ist das Erstaunen auf den Gesichtern der Backstage-Gäste, als sie die Räumlichkeiten sehen. „Wir sind beeindruckt vom Schloss, das ist echt imposant“, fasst Jürgen Hugger die Blicke in Worte.
Seesicht hat selbst die Einsatzzentrale hier vorzuweisen, auch wenn der Ort für die weniger schönen Momente gedacht ist. „Hier kommen wir alle zusammen, wenn etwa ein Unwetter droht“, schildert Michaela Schneider, Geschäftsführerin von Allgäu Concerts. Einsatzkräfte und Vertreter aus ihrem Veranstaltungsteam würden dann Maßnahmen besprechen. Im schlimmsten Fall müsste der Platz geräumt werden.
Zugang zur Restaurant-Terrasse mit Seeblick
Die Führungsgäste nutzen die Gelegenheit auch für persönliche Fragen. Wie Schneider im Veranstaltungsbereich angefangen hat? „Ich mache das fast schon immer“, verrät sie, sie habe als Teenagerin mit Flyerverteilen begonnen.
Idyllisch geht es weiter: Der VIP-Bereich erlaubt nämlich den Zugang zur Restaurant-Terrasse mit Seeblick. Rund 50 Personen haben den Extraluxus diesmal gebucht. Schneider schildert, dass es gar Leute gebe, die dann gar nicht das Konzert besuchten – das sei schon ein wenig erstaunlich.
Auch sonst gibt es immer mal wieder etwas überraschende Momente im Veranstaltungsalltag. Ein Künstler habe darum gebeten, dass ein Katzenbild in seiner Garderobe aufgehängt werde. „Wir haben dann ein ganz kitschiges ausgewählt“, sagt sie. Häufiger seien Sonderwünsche nach ganz ausgefallenen Alkoholika, „von denen dann mehr als die Hälfte gar nicht getrunken werden“.

Und dann gebe es auch Künstler, die ganz ohne Extrawünsche auskämen. Ein Comedian habe einmal nur eine Semmel und ein Getränk verlangt: „Und er ist selbst mit dem Zug an- und abgereist. Das hatten wir noch nie sonst. Das war extrem unkompliziert.“ Doch auch mit der heutigen Band Silbermond sei es angenehm zu arbeiten: „Die sind alle ganz nett und auch das ganze Drumherum mit Management ist bei ihnen sehr unkompliziert.“
Insgesamt sei heute der ruhigste Abend für das Team. „Beim ersten Konzert einer Reihe ploppen noch relativ viele Sachen auf, die man irgendwie managen muss. Das sind eher Kleinigkeiten, aber die fallen eben erst dann im Verlauf auf.“ Beim letzten Konzert sei dann im Grunde alles so weit optimiert, dass es deutlich weniger zu regeln gebe. „Dennoch habe ich eigentlich den ganzen Abend etwas zu tun“, sagt Michaela Schneider. Da sie vor allem als „Leistelle“ zwischen unterschiedlichen Dienstleistern fungierten, gebe es immer etwas zu regeln.
„Wir mieten fast alles an: die Bühne, die Technik, da arbeiten wir mit festen Partnern zusammen“, schildert die Geschäftsführerin. Über die Jahre hätten sie allerdings auch schon einen Fundus an Garderobenmöbeln zusammenbekommen. „Wir besitzen inzwischen sehr viele Absperrzäune, das mieten wir kaum noch an.“ Wieso sie ausgerechnet Möbel und Zäune selbst gekauft haben, dafür gibt es eine einfache Erklärung: „Es war irgendwann klar, dass sich das wirtschaftlich lohnt.“
Ein ganz besonderer Abend
Für Petra Haberbosch ist der Abend etwas ganz Besonderes: „Ich bin zum allerersten Mal bei einem Konzert und, ehrlich gesagt, noch gespannt, ob ich das überhaupt bis zum Ende durchhalte.“ Eher aus Spaß hätten sie beim SÜDKURIER-Gewinnspiel mitgemacht, aber nun seien sie ganz positiv überrascht von allem. „Der Rundgang war sehr informativ“, sagt auch Christian Haberbosch. Nur ein ganz klein wenig enttäuscht seien sie, dass man der Band nicht begegnen konnte im Schloss. Die Musiker halten sich tatsächlich dort gar nicht auf, erklärt Schneider: „Sie sind gegenüber im Hotel.“

Auch Jürgen und Sandra Hugger sind ganz erfreut davon, einmal hinter die Kulissen blicken zu dürfen: „Die Führung war sehr locker, sehr menschlich. Es wurden alle Fragen beantwortet. Und gerade er VIP-Bereich war auch sehr beeindruckend.“ Jetzt freuten sie sich aber auch schon sehr auf das Konzert. „Wir verfolgen Steffi auch in den Castingshows und bei ‚Sing meinen Song‘“, schildert Sandra Hugger. Er ergänzt: „Ihr nimmt man das ab, diese Gefühlslagen, auch die Verbindung zu ihrer Band wirkt sehr stark.“
Verena und Ralf Knibbecke sind Schneiders Rat gefolgt und haben sich einen Platz an der „Stage B“ gesucht, von dort beobachten sie das Geschehen. Beim Rundgang hatte sie besonders der Ausblick vom VIP-Bereich beeindruckt, dort nutzten sie die Gelegenheit, selbst ein Selfie vor Seekulisse zu schießen.

Wie groß ist eigentlich das Gelände?
Auf dem Schlossplatz haben vor der Bühne rund 4000 Menschen Platz. Wenn aber – wie bei Silbermond – eine kleine Extrabühne im hinteren Teil aufgebaut wird, dann raubt diese natürlich auch ein paar Zuschauern Platz. 50 bis 80 Personen weniger können dann auf das Gelände. Die Zahlen spielen bei der Künstlerauswahl für Allgäu Concerts eine große Rolle. Wenn eine Band deutlich mehr Menschen anzuziehen verspricht als Platz haben, wird sie einem anderen Konzertplatz zugeteilt. Im Schloss Salem haben etwa bis zu 6500 Zuschauer Platz.