Wie sehen Sie die Partnerschaft der beiden Städte im Moment?

Andrea Marrucci: Die Partnerschaft hat sicher unter Covid gelitten. Aber wenn man heute sieht, wie Meersburg und San Gimignano miteinander umgehen und wie freundschaftlich alles ist, dann ist die Partnerschaft stark und gut.

Robert Scherer: Ja, sie hat unter Corona gelitten, aber die Herzlichkeit auf beiden Seiten ist geblieben. Das macht Mut.

Welche Bedeutung hat diese Partnerschaft und haben Partnerschaften allgemein?

Andrea Marrucci: Das Herzstück einer Partnerschaft sind die Personen. Deshalb hat die Partnerschaft gelitten, als sich die Menschen nicht begegnen konnten. Das kann auch durch digitale Medien nicht aufgefangen werden. Prinzipiell gewinnt man ein größeres Verständnis für andere Kulturen, weil sich die Menschen mit den anderen auseinandersetzen.

Robert Scherer: Für den europäischen Zusammenhalt wird es künftig noch wichtiger sein, Städtepartnerschaften zu erhalten und zu pflegen. Dazu müssen wir vor allem den jüngeren Teil der Bevölkerung aktiv mit einbeziehen und gezielt fördern, sowohl in den kulturellen, als auch in den wirtschaftlichen Bereichen. Dabei könnte ein Schwerpunkt auf dem vertiefenden Austausch zwischen den historisch-kulturellen Vereinen sowie den Weinbetrieben liegen.

Was kann man tun, um die Partnerschaft zu erhalten oder gar zu stärken?

Andrea Marrucci: Wir müssen uns immer wieder treffen und den Austausch zwischen den Menschen immer wieder erneuern. Besonders wichtig ist es, junge Leute mit einzubinden. Mit den Themen Kultur, Wein, Mittelalter und Tourismus haben wir ja viele Vergleichspunkte.

Robert Scherer: Meine Antwort fällt ganz ähnlich aus: Nur wenn es uns gelingt, die jungen Leute für die Partnerschaft zu begeistern, hat sie eine Zukunft. Da ist uns San Gimignano einen Schritt voraus; aber mit dem Besuch der Knabenmusik im August und den Weingesprächen in Meersburg bin ich optimistisch. Es wird künftig wichtiger sein, dass alle Städtepartnerschaften in gemeinsamen Begegnungen und Projekten agieren.

Die Türme bestimmen das Stadtbild San Gimignanos, wo immer man sich gerade befindet.
Die Türme bestimmen das Stadtbild San Gimignanos, wo immer man sich gerade befindet. | Bild: Uwe Petersen

Die finanzielle Situation beider Städte ist durch Corona ja nicht gerade rosig geworden.

Andrea Marrucci: Es gibt Dinge, die auch ohne Geld oder mit wenig Geld gehen. In diesem Jahr geht wegen des fehlenden Geldes wirklich wenig; aber in den nächsten Jahren wird es aller Voraussicht nach wieder besser.

Robert Scherer: Bei uns sieht es ähnlich aus. Momentan sind die Kassen leer; aber wir werden wohl sehr bald wieder im Plus sein. Übrigens sollten wir auf allen Ebenen an Austausch denken, auch bei uns in der Verwaltung.

Andrea Marrucci: Ich kann mir gut vorstellen, dass Winzer aus San Gimignano zu den Weingesprächen nach Meersburg kommen. Und auch ich finde, dass die Verwaltungen stärker zusammenarbeiten können.

Robert Scherer: Dann lade ich die Winzer ganz offiziell nach Meersburg ein.

Andrea Marrucci: Wie Sie sehen können, verstehen wir beide uns sehr gut. Mir scheint die Partnerschaft inzwischen aber so stark, dass sie auch ohne einen so guten Kontakt der Bürgermeister gut dastände.

Uwe Petersen ist Sprecher des Partnerschaftskomitees Meersburg-San Gimignano und war als Meersburger bei den „Ferie delle messi“ zu Besuch.

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