Beim starken Unwetter am Dienstagnachmittag ist in Meersburg ein Baukran umgefallen. Der Kran, der seit etwa anderthalb Jahren in der Stefan-Lochner-Straße aufgebaut ist, stürzte dabei auf ein gegenüberliegendes Haus. Verletzt wurde beim Unfall niemand. Das Ehepaar, das in der betroffenen Wohnung lebt, ist vorübergehend im benachbarten Hotel Eden untergekommen.
Ursache des Unfalls ist bislang unklar
Die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk, ein Statiker und weitere Helfer waren bereits am Dienstag im Einsatz, um das Ausmaß des Schadens unter die Lupe zu nehmen. Erkenntnisse zur Ursache des Unfalls gibt es bislang nicht. Das bestätigt Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamtes Bodenseekreis: „Die Untersuchungen laufen noch, sodass wir hier nicht vorgreifen wollen.“
Weil der Vorfall im Bereich Arbeitssicherheit einzuordnen ist, sei das Umweltschutzamt des Landkreises für die Untersuchungen zuständig. „Da davon auszugehen ist, dass hier kein Verbrechen oder anderes polizeiliches Thema im Raum steht, hat das Umweltschutzamt die Ermittlungen aufgenommen“, erklärt Schwarz.
Geschätzter Schaden liegt bei mindestens einer Million Euro
Das Landratsamt habe einen Sachverständigen beauftragt, um die Unfallursache zu ermitteln. Schwarz betont: „Das hat dann auch Bedeutung für die beteiligten Versicherungen.“ Der geschätzte Schaden beläuft sich auf mindestens eine Million Euro.
Etwa 20 Helfer sind bei der Bergungsaktion dabei
Um den großen Baukran am Mittwoch zu bergen, waren etwa 20 Helfer im Einsatz. Der SÜDKURIER war vor Ort und hat die Bergung, die den ganzen Tag andauerte, in Bildern und Videos begleitet.
Zuständig für die Bergungsarbeiten ist Uwe Wolf vom CT-Kran Service. Für ihn ist es nicht das erste Mal, dass er einen umgefallenen Kran bergen muss. „Leider passiert so etwas ab und zu schon einmal, wenn es sehr stark stürmt“, sagt Wolf. Zu diesem Zeitpunkt, gegen 11 Uhr am Mittwochvormittag, weiß er noch nicht, dass die Arbeiten bis in die späten Abendstunden andauern werden.
Uwe Wolf erklärt, dass die Helfer zuerst die Kleinteile am Kran entfernen. Dazu gehören beispielsweise einige dicke Drahtseile, die am Kran herunterhängen.
Drei der Arbeiter, die an diesem Tag im Einsatz dabei sind, sind Erich Stober, Aleksander Nisic und Bruno Stober. Sie erzählen gegenüber dem SÜDKURIER: „Wir packen mit an, damit die Bergungsarbeiten ordnungsgemäß vonstattengehen.“
Als Unterstützung für die Helfer kommen zwei Arbeitsbühnen im Einsatz, eine vor dem betroffenen Haus, eine dahinter. So können die Arbeiter auch in der Höhe die Seile am umgestürzten Kran abmontieren.
Bei den Arbeiten auf der Hebebühne und um das Haus herum tragen die Helfer für ihre eigene Sicherheit einen Helm.
Um die schweren Drahtseile vom Kran zu entfernen, müssen die Männer teilweise mit vereinten Kräften anpacken.
Während die Helfer auf einen großen Autokran warten, der den zerstörten Kran – in nur wenige Teile geteilt – bergen soll, sind weitere „Kleinarbeiten“ fällig.
Erich Stober erklärt: „Wir bergen jetzt die vorderen beiden Ausleger des Krans, also die Spitze und den mittleren Teil.“ Dabei kommt ein benachbarter Baukran zum Einsatz.
Mittlerweile ist es früher Nachmittag: Der mittlere Ausleger des verunglückten Krans ist geborgen.
Einige Zeit später, gegen 15.30 Uhr, ist der mobile Autokran da. Wegen Stau auf der neuen Bundesstraße 31 bei Überlingen kam der große grüne Kran aus Richtung Stockach später als erwartet zum Einsatzort.
„Dieser Kran kann etwa 230 Tonnen halten. Dafür wird er mit mehreren Tonnen am Fundament verstärkt“, erklärt Erich Stober, während er eine 10 Tonnen schwere Platte am Kran befestigt.
Etwa zwei Stunden dauert es, bis der große Autokran startklar ist. Begonnen wird nun an der hinteren Seite des Hauses. „Zuerst entfernen wir alle restlichen kleineren Teile, die für uns selbst zu schwer waren“, kündigt Stober an. Dazu gehören etwa vier Betonklötze, die dem umgefallenen Kran als Gegengewicht dienten. Ein Klotz wiegt etwa 1,75 Tonnen.
Weiter geht es mit Drahtseilen und anderem Kranzubehör. Auch diese Elemente müssen geborgen werden. „Das Zeug wird später alles verschrottet, es findet keine Verwendung mehr“, sagt Erich Stober. Das bedeutet konkret: Etwa 75 000 bis 100 000 Euro werden zunichte gemacht. So hoch schätzt Experte Uwe Wolf den Wert des Krans.
Bei den Arbeiten mit dem mobilen Autokran sind die Helfer per Funk miteinander in Kontakt. Denn der Fahrer des Krans befindet sich auf der Vorderseite des Hauses und sieht nicht, was hinter dem Gebäude passiert.
Alle Einzelteile sind inzwischen geborgen. Nun ist der erste Ausleger des Krans, die Spitze, an der Reihe. Er wurde zwar im Vorfeld schon vom Unfallort entfernt, muss für den Transport aber noch auf einen Lastwagen gehoben werden.
Gegen 18 Uhr sind die Arbeiten noch in vollem Gange. Helfer Erich Stober betont: „Es wird noch einige Stunden dauern, bis wir hier fertig sind.“ Nachdem die schweren Einzelteile geborgen sind, geht es dann nämlich an den großen Ausleger des Krans.
Der komplette Ausleger wird mithilfe des mobilen Autokrans angehoben, erklärt Stober. „Danach werden wir ihn in drei bis vier mundgerechte Stücke teilen“, sagt er und schmunzelt. Dies geschieht mittels eines thermischen Trennverfahrens. Dabei wird das Material des Kranauslegers geschmolzen und dann abgetrennt. „Weil bei dem Verfahren Funken schlagen, ist die Feuerwehr vor Ort und hält Brandwache“, erklärt Stober. „Sie können also im Notfall eingreifen.“
Für Erich Stober selbst wartet nach der Arbeit noch eine Autofahrt von etwa 130 Kilometern. Solche Strecken sei er gewohnt, sagt er. „Wir sind in ganz Süddeutschland im Einsatz, um Kräne zu bergen. Das hier in Meersburg ist also kein Einzelfall.“