Herr Meßmer, in welcher Stimmung blicken Sie auf das Jahr 2024 zurück?

Es war ein sehr anstrengendes Jahr, vor allem das Starkregenereignis forderte die Verwaltung enorm. Die Verzweiflung und die Angst, die manche Betroffenen mit der plötzlich hereinbrechenden Notsituation durchmachen mussten und bis heute teilweise durchmachen, hat mich sehr bewegt. Ich hoffe, dass sie mit etwas Abstand mit den Ereignissen besser klarkommen. Aber auch die Solidarität untereinander und die außerordentliche Hilfsbereitschaft war beeindruckend und zeigt, wie wichtig die gegenseitige Unterstützung in Notsituationen ist. Ein großartiger Zusammenhalt war in Oberteuringen auf jeden Fall zu spüren, was mich wiederum positiv auf das Jahr 2024 zurückblicken lässt.

Fühlen Sie sich in Sachen Hochwasser- beziehungsweise Starkregenschutz für die Zukunft gewappnet?

Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, gegen solche Wassermassen ist man nie zu 100 Prozent gewappnet, egal ob die Wassermassen als Hochwasser über die Rotach kommen oder als Resultat eines Starkregens vom Gehrenberg. Deshalb appellieren wir an die Grundstückseigentümer, sich die Hochwasserkarten genau anzusehen, ob sie über die Rotach oder im Starkregenfall betroffen sein könnten. Wenn ja, dann sollten sie versuchen, ihre Gebäude entsprechend den Möglichkeiten vor Ort und in Absprache mit den Nachbarn zu schützen. Natürlich ist auch die Gemeinde dabei, Schutzmaßnahmen zu planen und umzusetzen. Damit wir für die notwendigen Maßnahmen Zuschüsse bekommen, müssen wir aber aufwendige Managementsysteme durchführen, die leider zwei bis drei Jahre dauern. Ohne diese Zuschüsse sind die Maßnahmen für die Gemeinde jedoch nicht leistbar. Aktuell versuchen wir, die Gräben und Schächte freizuhalten und kleine Rechen einzubauen. Größere Maßnahmen können wir voraussichtlich erst im Jahr 2028 angehen.

Die Gemeinde hat das Mesnerhaus von der Kirche gekauft. Welche Pläne gibt es für diesen Standort?

Wir haben aktuell noch keine konkreten Pläne. Dem Gemeinderat war es vor allem wichtig, dass das zentral im Ort liegende Gebäude in kirchlicher oder kommunaler Hand verbleibt. Vermutlich werden wir das Mesnerhaus zunächst als Lagerfläche nutzen und versuchen, die Kosten so gering wie möglich zu halten. Über das Landessanierungsprogramm besteht aktuell die Möglichkeit, Zuschüsse für eine Sanierung zu beantragen. Dafür wäre jedoch eine kommunale Nutzung erforderlich. Irgendwann steht die Sanierung des Rathauses an und das Gebäude könnte organisatorisch einbezogen werden.

Das Gewerbegebiet Bildeschle ist auf dem Weg. Wie läuft die Planung? Wann können sich die ersten Betriebe ansiedeln?

Wir haben auf unserer Homepage ein Bewerbungsportal eingerichtet, über das man Interesse bekunden kann. Hier haben sich im Vorfeld bereits rund 15 Betriebe gemeldet. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass alle interessierten Betriebe auch tatsächlich bauen werden. Bis zur Sommerpause soll der Bebauungsplan fertig sein, dann folgt die Ausschreibung und schließlich Anfang 2026 die Erschließung. Nach der Sommerpause 2025 werden wir parallel das Bewerberverfahren durchführen und die entsprechenden Betriebe auswählen. Die ersten Betriebe werden voraussichtlich Ende des Jahres 2026 bauen können.

Welche Projekte haben die Verwaltung ansonsten im vergangenen Jahr beschäftigt?

Ganz vorne steht der Umbau des Feuerwehrgerätehauses. Nach dem Rohbau wurden Ende des Jahres noch die Fenster eingebaut. Jetzt kann im Inneren bei Wind und Wetter weitergearbeitet werden. Wir sind im Zeitplan und die Kosten entwickeln sich positiv. Die Planung eines Retentionsbodenfilters bei der Kläranlage mit Kosten in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro liegt in den Endzügen. Für den Anschluss der Kläranlage nach Friedrichshafen steht die Trasse nun weitgehend fest. Auch hier handelt es sich um ein Millionenprojekt, das der Gemeindeverwaltung einiges abverlangt. Ein Glücksfall für die Gemeinde war im Jahr 2024 die Aufnahme in das Landessanierungsprogramm. Das bedeutet, dass wir in einem ersten Schritt 1,4 Millionen Euro aus dem Topf für Städtebauförderung bekommen werden. Damit können wir im Ortskern von Oberteuringen nach und nach wichtige Sanierungsmaßnahmen umsetzen. Wichtige Projekte zum Start sind hier der Erwerb des Mesnerhauses und die Sanierung des Franz-Roth-Platzes. Auch wenn er Sache des Landes ist, hat uns im abgelaufenen Jahr die Planung des Geh- und Radwegs nach Hefigkofen ständig begleitet. Wir haben Gespräche mit betroffenen Grundstückseigentümern geführt und sind jedem dankbar, der sein „Okay“ zum Radweg gegeben hat. Auch wenn es sich um eine private Baumaßnahme handelt, hat uns die geplante Agri-Photovoltaik-Anlage in Behweiler ebenfalls stark beschäftigt.

Wie ist es um die Finanzen der Gemeinde bestellt?

Das ist zum Start des neuen Jahres das Thema Nummer eins. Wir hatten in 2024 einen Einbruch bei der Gewerbesteuer zu verzeichnen. Leider lässt sich aktuell nicht sagen, wie es hier weitergeht. Es wird auf jeden Fall eine Herausforderung, unsere Aufgaben mit den sinkenden Einnahmen zu erfüllen. Der Druck wird immer größer und es zeichnet sich ab, dass wir neben den Gebühren vor allem die Ausgabenseite und hier vorrangig die freiwilligen Leistungen anschauen müssen. Eine Haushaltsstrukturkommision mit Vertretern des Gemeinderats soll gleich im neuen Jahr den Haushalt 2025 auf Herz und Nieren prüfen und nach Einsparpotenzialen suchen.

Welche neuen Projekte stehen in diesem Jahr in Oberteuringen trotz klammer Kasse auf der Agenda?

Aktuell lassen wir uns ein Konzept für Photovoltaik-Anlagen im Bereich der neuen Schule, des Rotachkindergartens und des Franz-Roth-Platzes erstellen. Die Umsetzung ist für 2025 geplant und soll langfristig zu Einsparungen führen. Strukturell wichtig ist die Entwicklung eines weiteren Baugebiets. Auch ein Ärztehaus steht auf der Agenda. Sobald die Grundstücksfragen geklärt sind, wollen wir in diese Projekte einsteigen und die erforderlichen Beschlüsse im Gemeinderat fassen. Mit der Straßenbeleuchtung zwischen Oberteuringen und Hefigkofen werden wir beginnen, sobald es die Witterung zulässt. Auch bei der Umrüstung auf LED soll in 2025 der letzte Bauabschnitt geplant und 2026 in Angriff genommen werden. Mit Blick auf die Nutzung der alten Schule kann ich aktuell noch nichts sagen. Der Kindergarten ist vor den Weihnachtsferien ausgezogen. Der Gemeinderat wird sich über eine vorübergehende Nutzung im Frühjahr unterhalten müssen.

Das Netzwerk Inklusives Oberteuringen erzielte beim Deutschen Pflegeinnovationspreis den zweiten Platz. Wie wichtig ist Ihnen diese Auszeichnung?

Wir freuen uns riesig über diesen Preis, vor allem weil es sich um einen Innovationspreis handelt. Das heißt, wir machen etwas, was andere vielleicht noch nicht in dieser Art und in diesem Umfang tun. Wenn unsere Gemeinwesenarbeit eine Vorbildfunktion hat, dann zeigt das, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Uns ist wichtig zu betonen, dass der Preis in erster Linie eine Wertschätzung an die vielen Ehrenamtlichen darstellt, ohne diese Unterstützung wäre eine erfolgreiche Gemeinwesenarbeit schlichtweg unmöglich.

Was wünschen Sie sich für das Jahr 2025?

Ich wünsche jedem, dass er ein wenig Leichtigkeit für sich bewahren kann. Es gibt aktuell viele negative Nachrichten, die schon Sorge bereiten. Jeder sollte für sich überlegen, was er selbst zu einer positiven Zukunft beitragen kann. Das sind ja oft die kleinen Dinge vor Ort, in der Familie, in der Nachbarschaft, im zwischenmenschlichen Bereich. Wenn jeder auf seine Mitmenschen achtet, haben wir schon viel erreicht. Wenn wir als Gemeinschaft stark sind, können wir wirklich etwas bewegen.

Fragen: Claudia Wörner