Man muss schon genau hinschauen, wenn man von Weitem ein Affenbaby erkennen möchte. Selbst wenn eine Mutter mit ihrem Nachwuchs über den Weg läuft, ist der meist kaum zu sehen, weil sich die Kleinen eng an den Bauch der Äffin klammern.

Der erste Nachwuchs dieses Jahres kam am 25. Mai zur Welt, erzählt Parkdirektor Roland Hilgartner. „Das war tatsächlich erstaunlich spät. Seitdem sind allerdings fast jeden Tag Babys zur Welt gekommen.“ Momentan gibt es sechs kleine Äffchen in Salem. Erwartet werden bis zu 15.
Versorgung durch die Mutter vor allem in der ersten Woche wichtig
Vor allem in der ersten Woche nach der Geburt sei es wichtig, dass die Mutter gut auf ihr Kleines aufpasst, um es regelmäßig zu säugen, weiß Roland Hilgartner. Da sich die Männchen ebenfalls um die Babys kümmern, könne es bei unerfahrenen Weibchen oder Müttern, die einen niedrigen Rang haben, vorkommen, dass sie den Nachwuchs dem Männchen abgeben. Wenn dieses dann wegrenne, sei es wichtig, dass das Kleine so schnell wie möglich wieder zur Mutter komme, um weiter trinken zu können.
Das soziale Verhalten bei den Berberaffen sei allerdings besonders. Welches Baby von welchem Männchen sei, bleibe oft unklar, weil die Weibchen im Herbst mehrere Paarungspartner haben, erzählt der Parkdirektor. Dies habe einen nachgewiesenen Einfluss auf die Fürsorge. „Das hat den Vorteil, dass gleich mehrere Männchen auf die Babys aufpassen“, erklärt Roland Hilgartner. „Es ist sogar so, dass die Kleinen so etwas wie ein sozialer Vermittler unter den Berberaffen sind, was unter den Primaten einzigartig ist.“
Alle kümmern sich um die Babys
Männchen, die mit einem Kind unterwegs seien, zeigten ihre soziale Ader. Hierdurch könnten sie sogar Kontakte und Netzwerke aufbauen. Deshalb könne es auch vorkommen, dass sich zwei männliche Tiere um eine Mutter mit ihrem Baby streiten. „In einer Gruppe kann man durchaus sagen, dass alle für den Nachwuchs verantwortlich sind“, sagt Roland Hilgartner.
Jedes Jahr lockt der Nachwuchs der Berberaffen viele Besucher zum Salemer Affenberg, weiß der Parkdirektor, der vor allem an Pfingsten mit großem Andrang rechnet. Bislang sei er mit den Zuschauerzahlen zufrieden, wobei es im Mai durch die Kälteperiode einen starken Einbruch gegeben habe. „Wir hatten einen super Auftakt in den Osterferien mit herrlichem Wetter“, erzählt der Parkdirektor. „Das letzte Mai-Wochenende war dann auch wieder klasse.“ Nun hoffe er auf gutes Wetter in den Pfingstferien.
Große Ausfälle beim Storchennachwuchs
Doch nicht nur bei den Berberaffen dreht sich derzeit alles um Babys. Bei den Störchen gibt es bereits seit Ostern Nachwuchs. Allein am Affenberg befinden sich derzeit laut Roland Hilgartner 45 Brutpaare und im Umland noch einmal 60. Allerdings seien beim Storchennachwuchs in diesem Jahr dramatische Ausfälle zu verzeichnen. „Durch die Kälteperiode und den unwetterartigen Regen gibt es in den Außenhorsten riesige Verluste bis zu Totalausfällen“, berichtet der Affenberg-Direktor. Direkt am Hof liege die Ausfallrate bei etwa 25 Prozent.
Küken aus Deisendorf leben jetzt bei Zieheltern am Affenberg
Es gibt allerdings auch zwei Geschichten, die zumindest teilweise ein glückliches Ende gefunden haben, wie der Parkdirektor erzählt: So seien in Deisendorf gleich zwei Horste dem Dauerregen zum Opfer gefallen. Der eine sei nachts mit vier Storchenbabys darin heruntergefallen. Zwei davon hätten den Sturz nicht überlebt. Die anderen beiden habe er in seine Obhut genommen und unter der Wärmelampe aufgepäppelt, schildert der Parkdirektor. „Als die beiden wieder relativ fit waren, haben wir sie in einen bereits besetzten Horst gesetzt. Bei den Altstörchen klappt das dann in der Regel, dass die neuen Babys mitversorgen.“

Ein zweiter Horst habe sich bereits in einer bedrohlichen Schieflage befunden, als die Feuerwehr auf dem Affenberg angerufen und dies gemeldet habe. Dort konnten laut Roland Hilgartner drei Babys gerettet werden, die sich mittlerweile ebenfalls in einem Horst direkt am Affenberg befinden.
Viel Nachwuchs auch am Weiher
Nachwuchs gibt es aber nicht nur bei den Berberaffen und den Störchen. Der Affenberg bietet eine große Artenvielfalt, die man am dortigen Weiher bestaunen kann: Die Blässhühner und Schwäne haben bereits Küken, erzählt der Parkdirektor. Bei den Stockenten und Zwergtauchern warte man täglich darauf, dass der Nachwuchs schlüpfe. Und die Kolbenenten zeigten ein beeindruckendes Balzverhalten.
Unerklärlicher Totalausfall bei Graugänsen
Auch am See gibt es dieses Jahr eine Besonderheit: „Wir haben momentan einen Nachtreiher bei uns“, berichtet Roland Hilgartner. „Er ist deutlich kleiner als der Graureiher und ist sehr selten.“ Eigentlich komme er aus Südeuropa und Afrika. Dass er in Salem brüte, sei ungewöhnlich.

Was den Parkdirektor allerdings nachdenklich stimme, sei, dass die große Population der Graugänse überhaupt keinen Nachwuchs habe. „Normalerweise sind das die Ersten“, erklärt er. „Warum sie dieses Jahr einen Totalausfall haben, können wir uns hier auch nicht erklären.“
Geschichte des Affenbergs
- Gründer und Eigentümer des Affenbergs ist der elsässische Baron Gilbert de Turckheim. 1976 hat er ihn auf Pachtland der Markgräflich Badischen Verwaltung eröffnet. Neben Störchen und Damwild leben etwa 200 Berberaffen im größten Affenfreigehege Deutschlands. Es gibt noch zwei Partnerparks in Frankreich und einen in England, in dem ebenfalls jeweils etwa 200 Berberaffen leben. Insgesamt macht das zehn Prozent der Berberaffenpopulation auf der Welt aus.
- Der Affenberg hat seit Anfang der 1990er Jahre eine Storchenstation. Mittlerweile sind die Störche eine weitere Attraktion für die Besucher. Auf dem Affenberg leben etwa 45 Brutpaare. In der Region sind noch einmal 60 Brutpaare verteilt, um die sich die Mitarbeiter des Affenbergs kümmern. Der Großteil zieht im Winter in Richtung Süden. Lediglich ein paar Tiere der Anfangspopulation bleiben über den Winter in Salem. Mittlerweile hat die Storchenstation laut Parkdirektor Roland Hilgartner maßgeblich dazu beigetragen, dass die Störche in Baden-Württemberg wieder heimisch geworden sind. Bei etwa jedem fünften Storchpaar im Land sei mindestens ein Storch vom Affenberg dabei. Außerdem gibt es viele Wasservögel.
- Bis zum 27. Oktober hat der Affenberg täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Spätester Einlass ist eine halbe Stunde vor Schließung. Für Erwachsene kostet der Eintritt 9 Euro, Kinder bis 15 Jahre zahlen 6 Euro und Kinder unter sechs Jahren sind frei.