Mardiros Tavit

Schon früh hat Matthias Schenkl begonnen, sich für ökologische Zusammenhänge zu interessieren. „Zwischen Schule und Studium habe ich mich um Umwelt- und Naturschutzprojekte gekümmert“, erinnert sich Schenkl, heute Forstchef der Markgräflichen Verwaltung ins Salem. Als solcher wohnt er im historischen Forsthaus, vielen auch als das alte Fischerhaus bekannt. Mit seinen Interessen und seinem professionellen Wissen hat er den Garten hinter dem 200 Jahre alten denkmalgeschützten Gebäude nach nur drei Sommern in ein Paradies für viele Arten und Sorten verwandelt.

Alte Obstsorten wie die wild wachsende kleine gelbe Pflaume sind im Obstgarten zu finden.
Alte Obstsorten wie die wild wachsende kleine gelbe Pflaume sind im Obstgarten zu finden. | Bild: Mardiros Tavit

Garten mit vielen unterschiedlichen Bereichen

Als er und seine Frau Johanna, Holzbildhauerin und Künstlerin, den Garten übernahmen, lag dieser über anderthalb Jahre brach. Schenkl behielt die grundsätzliche Aufteilung des riesigen Gartens bei und entwickelte unterschiedliche Bereiche. Der alte Baumbestand wurde erhalten. „Die Bäume sind ein wichtiger Lebensraum für viele Vögel.“ Kaum hat er es ausgesprochen, hüpft ein Vogel aus einer hohlen Stelle aus einem Baum. Als ein großer morscher Baum während eines Sturmes umfiel, wurde der Stamm einfach liegen gelassen. Der Efeu umhüllt ihn jetzt komplett. „Hier leben viele Eidechsen und Kriechtiere“, berichtet Schenkl bei einem Rundgang mit Blick auf den kleinen märchenhaft anmutenden Hügel.

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Wiese wird in unterschiedlichen Stufen gemäht

Solche Lebensräume für Klein- und Kleinstlebewesen gibt es viele im Garten des Försters. Die natürliche Topografie des Grundstücks gibt viele Habitate vor. Vorne steht das Haus. Links wird der Garten von einem Graben begrenzt, rechts verläuft die Salemer Aach. An der Spitze des dreieckigen Grundstücks stehen Laubbäume und alte Obstsorten. Hier steht das Gras hüfthoch. Mit Absicht. „Auch die Wiese ist ein Habitat, sie wird in unterschiedlichen Stufen gemäht.“

Wildblütenpflanzen bieten Lebensraum für Insekten

Die Wege in der Wiese sind niedrig gemäht. Ansonsten steht das Gras in drei verschiedenen Abmäh-Höhen. Die verschiedenen Stellen werden zudem unterschiedlich behandelt. „Es gibt fette und magere Stellen, feuchte und trockene.“ Von den Maulwurfshügeln gibt es auch nackte Stellen. Dort pflanzt Schenkl Mohn oder Vergissmeinnicht. Überall auf der Wiese stehen verstreut Wildblütenpflanzen. Entsprechend siedeln sich Insekten an, je nach deren Lebensraum. Die unterschiedlich behandelten Wiesenbereiche mögen auf manche Besucher unordentlich wirken. Auf andere wirkt es aber sehr naturbelassen. Beim Rundgang zeigt sich in jedem Fall, dass der Garten sehr lebendig ist.

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Heimische Pflanzen sollen geschützt werden

Nicht nur an die Tiere denkt Schenkl bei seiner Gartenpflege. Auch die Pflanzen liegen ihm am Herzen. Er möchte die heimischen Pflanzen schützen, die durch eingeschleppte Konkurrenten ihr Habitat kaum verteidigen können. Der Blutweiderich ist so eine Pflanze. Er wächst direkt neben dem Indischen Springkraut am Graben. „Das Indische Springkraut wurde von Imkern für ihre Bienen ausgesät.“ Nun sprieße das Kraut überall im Lande, nicht nur in seinem Garten. Demnächst soll es rausgerissen werden.

Matthias Schenkl zeigt die Blüte des heimischen Blutweiderichs, der seinen Lebensraum mit dem eingeschleppten Indischen Springkraut ...
Matthias Schenkl zeigt die Blüte des heimischen Blutweiderichs, der seinen Lebensraum mit dem eingeschleppten Indischen Springkraut (links) teilt. | Bild: Mardiros Tavit

Matthias Schenkls Sammelleidenschaft

Die heimische Flora hat es Schenkl besonders angetan. Seine Frau Johanna weiß viele Geschichten um das Engagement ihres Mannes zu erzählen, denn Matthias Schenkl ist auch ein Sammler. „Wenn er bei der Fahrt durch die Landschaft eine Pflanze entdeckt, dann muss gehalten werden.“ Werkzeug zum Sammeln von Pflanzen und Samen sei im Auto stets griffbereit. Mit der Zeit entstehe so ein botanischer Garten.

Nicht nur einheimische Pflanzen finden eine Heimat im Garten. Auch eine kleine Kakteensammlung wird von Matthias Schenkl gepflegt.
Nicht nur einheimische Pflanzen finden eine Heimat im Garten. Auch eine kleine Kakteensammlung wird von Matthias Schenkl gepflegt. | Bild: Mardiros Tavit

„Die Rosen müssen duften“

Schenkl ist es bewusst, dass seine Liebhaberei nur so gelebt werden kann, denn wirtschaftlich sei das auf keinen Fall: „Die vielen Arbeitsstunden könnte kein Betrieb zahlen oder die alten Bäume stehen lassen.“ Die Wiese verbindet viele Ecken miteinander: Die Bäume an den Enden des Grundstücks, die Weiden an der Aach, die Sträucher am Graben und die Rosen. „Die Rosen müssen duften“, sagt Matthias Schenkl. Sie stehen verteilt im Garten. Und mittendrin befindet sich der eigentlich kleinste Bereich, der Gemüse- und Kräutergarten.

Alle Rosen im Garten sind handverlesen. Das wichtigste Kriterium ist, dass es Duftrosen sein müssen.
Alle Rosen im Garten sind handverlesen. Das wichtigste Kriterium ist, dass es Duftrosen sein müssen. | Bild: Mardiros Tavit

Nutzgarten mit besonderem Aufbau

Auch der Nutzgarten ist besonders aufgebaut. Die Beete sind von Blumen gerahmt. In einigen Beeten wurden drei verschiedene Sorten gepflanzt. „Mangold hält Schatten aus. Wenn der Mais weg ist, schießt er hoch“,erklärt Schenkl. Dazwischen sind noch Gurken erkennbar. Die Beete für die Kräuter quellen schier über. 20 Kräuter zählt der Hobbygärtner auf. Wobei einige wie Thymian oder Bohnenkraut in verschiedenen Varianten vorhanden sind.

Im Gemüsegarten wird teils mit unkonventionellen Anbaumethoden gearbeitet. Im Maisbeet wächst beispielsweise auch Kohl.
Im Gemüsegarten wird teils mit unkonventionellen Anbaumethoden gearbeitet. Im Maisbeet wächst beispielsweise auch Kohl. | Bild: Mardiros Tavit

Rund 320 Pflanzen- und 80 Tierarten fühlen sich im Garten wohl

Ähnlich viele Gemüsesorten gedeihen in den Beeten. Schenkl führt eine Liste der Arten und Sorten in seinem Naturgarten: Gräser, Stauden, Bäume, Gemüse, Kräuter und die exotischen Kakteen – er kommt auf 320 Pflanzenarten, deren Variationen nicht eingerechnet. 80 Tierarten fühlen sich hier heimisch. Die Artenfülle ist ihm wichtig: „Ich möchte sehen, wie hoch ich die Zahl treiben kann.“

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Der Garten mache viel Arbeit. Aber das sei auch sehr befriedigend. „Wichtig ist, die Balance hinzubekommen“, sagt Johanna Schenkl. Sie freuten sich, wenn ihre Gäste sich in ihrem Garten wohlfühlten.