Erstmals ist am Palmsonntag ein Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Salem-Heiligenberg auch von Glockenklang begleitet worden. Das wird in Zukunft immer so sein, wenn sonn- oder feiertags im evangelischen Gemeindehaus in der Schlossstraße Gottesdienst gefeiert wird. "Die Glocke soll das Werk Gottes und Jesu Botschaft auch hinaustragen", sagte Pfarrer Matthias Schmidt in seiner Ansprache.
Um 11.15 Uhr, als die Gottesdienstbesucher am Palmsonntag anhoben, das Vaterunser zu beten, setzte sich die Glocke im Vorgarten des evangelischen Gemeindehauses erstmals in Bewegung und versah ihren zuvor von Pfarrer Matthias Schmidt beschriebenen Dienst: Sie verbreitete die Verkündigung von Jesu Botschaft. Diese fasste Pfarrer Schmidt mit den Worten zusammen: Freude, Trost, Freiheit. Es sei gut, wenn in einer Zeit, in denen Medien viele Illusionen beförderten, diese Botschaft weit unter die Menschen getragen werde. Dem durchdringenden Klang einer Glocke könne man sich nicht entziehen.

"Es ist ein gelungenes Werk", lobte Pfarrer Schmidt alle Beteiligten. Den Markdorfer Architekten Erwin Riederle, der alles sorgfältig geplant habe, die Heiligenberger Zimmerei Hummel, die den Glockenträger errichtet hat, die Calwer Firma Perroth, die das Glockengeläut installiert hat und der Glockengießerei Petit und Edelbrock aus der Münsterländer Glockenstadt Gescher. Ihr sei es gelungen, der Glocke einen lebendigen und warmen Klang zu geben. Zudem sei ihr Ton abgestimmt auf das Geläut der benachbarten katholischen Kapelle. In dieser klanglichen Abstimmung sah Pfarrer Schmidt symbolisch auch eine gesellschaftliche Erinnerung an den geschwisterlichen Umgang miteinander. Es sei immer gut, aufeinander zu hören, meinte er.
"Wir freuen uns, dass die Gemeinde den Glockenträger genehmigt hat", betonte Pfarrer Schmidt und fügte hinzu: "Sie hätte auch Nein sagen und darauf verweisen können, dass in Salem schon genügend Kirchenglocken läuten." Bürgermeister Manfred Härle sprach von einem "schmucken Kleinod", das an einem Ort entstanden sei, der für Begegnung stehe und dafür, dass man willkommen sei. Auch Max Markgraf von Baden, dessen Ahnen das Nebeneinander von katholischer und evangelischer Kirche in Salem befördert haben, freute sich, dass die 1832 gegründete evangelische Kirchengemeinde Salem-Heiligenberg mit dem Glockenträger vor ihrem Gemeindehaus ein Zeichen nach außen bekommen hat. "Zusammen mit der Stefansfelder Kapelle können wir hohe Festtage jetzt mit einem Glockenkonzert feiern", meinte Max Markgraf von Baden im Hinblick auf die klangliche Abstimmung der Glocken.
Das markgräfliche Haus stiftete das Eichenholz für den Glockenträger, wofür sich Pfarrer Schmidt sehr bedankte, wie auch bei den Gemeindemitgliedern, die über 20 000 Euro gespendet hatten. Auch die katholische Gemeinde habe 500 Euro zur Finanzierung der Glockeninschrift gestiftet. Zudem habe die evangelische Landeskirche ihr Scherflein dazugegeben. Das Geld reiche nun dafür aus, dass auch der Vorgarten sowie der Eingang zum Gemeindehaus noch gestaltet werden können.
Das Glockenprojekt
Zwei Jahre hat es gedauert, bis die ersten Überlegungen der evangelischen Kirchengemeinde, vor ihrem Gemeindehaus in Stefansfeld eine Glocke zu installieren, in die Realität umgesetzt werden konnten. In erster Linie musste die Finanzierung geklärt werden. In Verbindung mit dem Bau des Glockenträgers sollte nämlich auch der Vorgarten und der Eingang zum Gemeindehaus neu gestaltet werden. Dabei ging es zunächst um eine Summe von rund 20 000 Euro. Sie wurden hauptsächlich durch Spenden zusammengebracht.
Der aus Eichenholz bestehende Glockenträger hat eine Höhe von 8,50 Meter. Die Glocke hat einen Durchmesser von rund 60 Zentimetern und wiegt 112 Kilogramm. Ihr Ton ist abgestimmt auf das Geläut der benachbarten Stefansfelder Kapelle. Geläutet wird die Glocke in der Regel nur in den Wintermonaten an Sonn- und Feiertagen, wenn die evangelische Kirchengemeinde im Gemeindehaus ihre Gottesdienste feiert. In der wärmeren Jahreszeit werden die Gottesdienste im nicht beheizbaren Betsaal in Schloss Salem abgehalten.