Wenn die Kleinsten die Größten sind, ist Weihnachtszeit. Das gilt auch für die Gemeinde Salem, denn Bürgermeister Manfred Härle ist bekennender Fan des Adventscafés im kleinsten Teilort Rickenbach: „Seit ich Bürgermeister bin, war ich mit meiner Familie immer dort“, berichtet er beim SÜDKURIER-Jahresgespräch. Die heimelige Atmosphäre an der langen Tafel sei für ihn stets die Einstimmung auf den Advent gewesen. „Das habe ich immer sehr genossen, denn der Zusammenhalt und das Miteinander sind wichtig.“ Da dies auch die Gesamtgemeinde auszeichne, habe er sich spontan für das exemplarische Fotomotiv aus Rickenbach entschieden.

Gelungener Start mit neuem Gemeinderat

Gleichermaßen lobende Worte findet der Bürgermeister auch für den neu gewählten Gemeinderat: „Ich habe den Start sehr positiv erlebt, die Zusammenarbeit war einfach hervorragend.“ In der Vergangenheit habe er das Gremium besonders in Bezug auf das kräftezehrende Großprojekt Neue Mitte als gespalten wahrgenommen, doch nun sei der Austausch sehr offen, konstruktiv und wohltuend. „Großes Kompliment an die Gemeinderäte, wie sie sich eingefunden haben“, würdigt Härle das „hoch motivierte“ Team aus elf neuen und elf bewährten Kräften.

Der neu gewählte Gemeinderat vor dem Salemer Rathaus. „Ich habe den Start sehr positiv erlebt, die Zusammenarbeit war einfach ...
Der neu gewählte Gemeinderat vor dem Salemer Rathaus. „Ich habe den Start sehr positiv erlebt, die Zusammenarbeit war einfach hervorragend“, lobt Bürgermeister Manfred Härle. | Bild: Altmann, Miriam

Zusammenhalt in Krisenzeiten

Dass man Herausforderungen am besten gemeinsam bewältigt, habe sich beim Hochwasserereignis im Juni gezeigt. „Ich bin stolz, wie unsere Gemeinde in schwierigen Zeiten zusammengehalten hat“, blickt er zurück. Wie die Verwallung zum künftigen Schutz der Markgrafenstraße aussehen werde, sei noch zu klären, doch man werde das solide aufarbeiten und eine gute Lösung finden.

Hochwasser im Juni in der Markgrafenstraße in Stefansfeld. „Ich bin stolz, wie unsere Gemeinde in schwierigen Zeiten zusammengehalten ...
Hochwasser im Juni in der Markgrafenstraße in Stefansfeld. „Ich bin stolz, wie unsere Gemeinde in schwierigen Zeiten zusammengehalten hat“, blickt Bürgermeister Manfred Härle zurück. | Bild: Altmann, Miriam

Auch ansonsten sei das vergangene Jahr erfolgreich und herausfordernd zugleich gewesen. „Wir konnten viele wichtige Projekte abschließen und neue Weichen für die Zukunft stellen“, bilanziert der Bürgermeister. Dabei hebt er hervor, dass ihm in der Rückschau nicht nur die großen Vorhaben und Anschaffungen, sondern auch die weichen Standortfaktoren wichtig seien: „Da muss man aufpassen, dass das von der Gewichtung her nicht verloren geht.“

Weichenstellungen für die Zukunft

Gerade am Beispiel der Erweiterung des Gewerbegebiets sehe man, dass Entscheidungsprozesse inzwischen viel umfangreicher geworden seien. „Von der ersten Überlegung über die Entscheidung im Gemeinderat bis hin zur Umsetzung zieht es sich zwei bis drei Jahre hin“, erläutert Härle. Daher sei die Kernbotschaft die Weichenstellung – nicht zuletzt passenderweise beim Bahnhofsareal, wofür man die ersten Überlegungen für ein Nutzungskonzept vorbereite.

Die Arbeiten am Stefansfelder Dorfgemeinschaftshaus schreiten voran. Im Sommer wolle man fertig sein, sagt Härle.
Die Arbeiten am Stefansfelder Dorfgemeinschaftshaus schreiten voran. Im Sommer wolle man fertig sein, sagt Härle. | Bild: Altmann, Miriam

Neben dem neuen Radweg zwischen Neufrach und Buggensegel und dem Spatenstich fürs Dorfgemeinschaftshaus in Stefansfeld, das im Sommer fertiggestellt sein soll, hebt der Bürgermeister in einer Rückschau auch die Einweihung des Kindergartens am Keltenring hervor. Ebenfalls sehr wichtig sei ihm das „Wachküssen“ des Schmuckstücks Feuchtmayerhaus, weil auch in dem lang vakanten „Schmuckstück“ ein Miteinander stattfinde. Bei der notwendigen Schaffung von Sozialwohnungen habe man im Keltenring mit dem gemeinsamen Richtfest mit der Kreisbaugenossenschaft einen wichtigen Meilenstein erreicht. Auch die restliche Bebauung der Neuen Mitte sei auf den Weg gebracht – mit einem klaren Bekenntnis zum Ärztehaus.

Ein Höhepunkt für den Bürgermeister: Am Muttertag wurde der Kindergarten Am Keltenring eingeweiht.
Ein Höhepunkt für den Bürgermeister: Am Muttertag wurde der Kindergarten Am Keltenring eingeweiht. | Bild: Altmann, Miriam

Interimshalle statt umfassender Sanierung

Zurückgesteckt habe man allerdings in einem wichtigen Punkt. „Ich hätte gern die Modernisierung oder den Neubau der BZ-Sporthalle auf den Weg gebracht“, offenbart Härle. Da die finanziellen Rahmenbedingungen dafür nicht vorlägen, werde man die Halle für 1,2 Millionen Euro ertüchtigen. „2025 werden wir aber in die Planung für eine Interimshalle gehen“, kündigt er an. Mit der Zwischenlösung hinter der bestehenden Halle könne man ab 2026 die Hallenkapazitäten erweitern – „und zum Zeitpunkt X stehen wir Gewehr bei Fuß, wenn es ein Zuschusspaket gibt“.

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Generell legt der Bürgermeister viel Wert auf den Unterhalt der Infrastruktur und nennt dabei die Schlossseeallee, die Nüffernstraße und auch die Kläranlage, bei der man voraussichtlich 2026 loslege. „Allein im Bereich Straßensanierung investieren wir viel Geld, um keinen zu hohen Investitionsstau aufkommen zu lassen.“ So seien auch drei weitere Radwege geplant, beim Breitbandausbau komme man nach der Insolvenz der verantwortlichen Firma voraussichtlich im Frühjahr zum Anfahren.

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Keine Kredite trotz Konjunkturflaute?

Allerdings mache allen öffentlichen Haushalten die schlechte Konjunktur zu schaffen, verdeutlicht Härle: „Wir befinden uns in einer beispiellosen Abwärtsspirale. Die Aufwendungen nehmen ständig zu und die Einnahmenseite hält nicht Schritt.“ Die Ressourcen würden allein durch die Pflichtausgaben nahezu aufgezehrt – für die Kür sei fast keine Luft mehr. „Dennoch ist mein erklärtes Ziel, mit einer soliden Haushaltspolitik auch das Jahr 2025 ohne Kreditaufnahme zu stemmen.“ Somit macht der Bürgermeister Hoffnung, dass die düsteren Prognosen wie nach der Finanzkrise 2007/08 nicht eintreten. „Wir haben nach wie vor eine gute Ausgangssituation und müssen den Gürtel ein bisschen enger schnallen“, meint er.

Anschlussunterkunft statt Neukonzeption

Zu den wachsenden Aufgaben für die Kommunen gehört auch die Unterbringung der Geflüchteten. Bezüglich des alten Rathauses in Neufrach hat Härle bereits konkrete Ideen: „Ich neige dazu, dem Landkreis zu kündigen und unser Gebäude als Anschlussunterkunft zu nutzen.“ Dafür benötige man dringend Plätze, wohingegen die Gemeinschaftsunterkünfte nicht voll belegt seien, weshalb die Gemeinde momentan ihre Aufnahmequote nicht erfülle. Dadurch sei an eine Neukonzeption des Areals gerade nicht zu denken: „Die Flüchtlingsunterbringung hat jetzt Vorrang.“

Anschlussunterkunft statt Gemeinschaftsunterkunft? Bürgermeister Manfred Härle möchte den Vertrag mit dem Landkreis nicht verlängern, ...
Anschlussunterkunft statt Gemeinschaftsunterkunft? Bürgermeister Manfred Härle möchte den Vertrag mit dem Landkreis nicht verlängern, sondern das alte Rathaus in Neufrach selbst für die Flüchtlingsunterbringung nutzen. | Bild: Altmann, Miriam

An Bewährtem festhalten will der Bürgermeister aber mit dem Neujahrsempfang, den er ein Jahr zuvor auf den Prüfstand stellte. Obgleich er die im kommenden Jahr wieder stattfindenden Bürgerversammlungen in den Teilorten für wichtiger halte, werde man den Empfang in bewährter Form weiterführen: „Der Gemeinderat hat gesagt, das ist für die Gesamtgemeinde.“

Ein Empathie-Trank für den Bürgermeister? Manfred Härle hatte trotz der Vorwürfe der Narren sichtlich Spaß beim Rathaussturm.
Ein Empathie-Trank für den Bürgermeister? Manfred Härle hatte trotz der Vorwürfe der Narren sichtlich Spaß beim Rathaussturm. | Bild: Altmann, Miriam

Hat der Empathie-Trank der Narren gewirkt?

Cholerische Ausbrüche, Sparwut und Größenwahn lauteten die Vorwürfe der Narren an Bürgermeister Manfred Härle beim diesjährigen Rathaussturm. Auf die Frage, ob er den Empathie-Trank aus Zehennägeln, Nasenhaaren und Entenfloh-Schuppen zu Recht erhalten habe, reagiert der Bürgermeister zunächst verhalten: „Nö, aber das war ein gutes Thema, was sie aufgegriffen haben.“ Das Urteil, wie er als Chef sei, überlasse er gern anderen, doch bei 350 Mitarbeitern bleibe es nicht aus, dass es mal Reibungspunkte gebe. „Der Generationsumbruch hat uns schon durchgeschüttelt“, gibt er zu, doch er sei sehr zufrieden mit seinen Mitarbeitern. Man habe eine gute Stimmung, arbeite gut zusammen und die Basis passe. „Wenn dann noch die Bürger zufrieden sind: Was will man mehr?“