Dass sich die Kultur in Deutschland doch sehr von der in ihrem Heimatland unterscheidet, damit haben die Auszubildenden der Salemer Alten-und Pflege-Einrichtung nicht gerechnet. Basile nennt es einen „Kulturschock“, den er in den Anfängen seines Hierseins erlebt hat. Der togolesische Literaturstudent empfand viel Druck, Bürokratie und inakzeptables Verhalten ihm gegenüber. Nicht am Arbeitsplatz, aber dort, wo er sich außerhalb bewegte und bewegt.

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„Die Deutschen sehen uns als Gefahr“

“Die deutschen Menschen nehmen Abstand und sehen uns offenbar als Gefahr“, sagt er. Sein Kollege Tao, der seine Pflegeausbildung bereits bestanden hat, erzählt von ähnlichen Erlebnissen. Es sei anfänglich kompliziert gewesen schon wegen der Sprache, mit deutschen Menschen in Kontakt zu kommen. “Ich habe auch bemerkt, dass die Leute hier nicht so daran gewöhnt sind, Menschen mit anderer Hautfarbe zu sehen“, meint der junge Togolese diplomatisch.

In seiner Heimat hat er ein paar Semester Jura studiert. Gefallen habe ihm die anschließende Arbeit in einem sozialen Verein. Gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern habe er Menschen in den westafrikanischen Dörfern geholfen. Das habe ihm Spaß gemacht. Ein Grund neben der Aussicht auf einen guten Verdienst für ihn, eine soziale Ausbildung in Deutschland zu machen.

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„Ich kann Menschen helfen, egal ob sie schwarz oder weiß sind“

“Ich dachte, wenn ich nach Deutschland komme, kann ich Menschen helfen, egal ob sie schwarz oder weiß sind.“ Die Pflegearbeit gefällt ihm, wie er sagt. Er gehört jetzt zum festen Mitarbeiterstamm des Alten-und Pflegeheims. Was Tao missfällt, ist das steife Verhalten der Menschen auf der Straße. „Mir fehlt es hier an menschlicher Herzlichkeit“, findet er. In Afrika herrsche eine andere, zugewandtere Mentalität vor.

Gemeinsam meistern sie die Herausforderungen der neuen Pflegeausbildung und die sprachlichen Hürden bei der Ausbildung der ausländischen ...
Gemeinsam meistern sie die Herausforderungen der neuen Pflegeausbildung und die sprachlichen Hürden bei der Ausbildung der ausländischen Azubis. Von links: Ulrike Recht, Silke Schillack, Alicia Weltin,Tao Mehmohko, Birgit Endres, Solim Adom und Frank Grundkötter. | Bild: Martina Wolters

„Hier verhungere ich nicht, hier ist kein Krieg und ich bin sicher“

Ansonsten sieht Tao sein deutsches Leben positiv. Gehe es ihm schlecht, verschreibe ihm ein Arzt ein Medikament. „Hier verhungere ich nicht, hier ist kein Krieg und ich bin sicher“, unterstreicht er die Vorteile. Freunde hat er auch schon gefunden über den Fitnesssport, den er in seiner Freizeit treibt. Basile spielt Fußball in Bermatingen und fühlt sich im Fußballverein wohl. Ihren neuen Kollegen Solim, der erst vor sechs Wochen seine Pflegeausbildung begonnen hat, nehmen die beiden erfahrenen Pflegekräfte unter ihre Fittiche. Pflegedienstleiterin Ulrike Recht und Praxisanleiterin Silke Schillack sind froh über die Hilfe der Beiden.

Das ist generalistische Pflegeausbildung

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Sprache ist eine Barriere

Zwar müssten die Azubis, die wie Tao, Basile und Solim über den Verein „AJEED-Togo“ vermittelt werden, über 25 Jahre alt sein, Abitur haben und die deutsche Sprache mindestens auf Niveau B1 sprechen. „Trotzdem ist das Hauptthema die Sprachbarriere“, weiß Recht. Das Pflegepersonal habe sich angewöhnen müssen, langsam und deutlich zu sprechen und direkten Blickkontakt zu halten. Die Praxisbetreuer hätten vielfach Gesagtes durch Gesten verdeutlicht. „Wir müssen insgesamt mehr Zeit investieren als bei einem deutschen Azubi“, fasst die Pflegedienstleiterin zusammen.

Hinzu kommt gemäß Heimleiter Frank Grundkötter die neu strukturierte Ausbildung, die das Ganze erschwere. Trotz allem ist er angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland froh über die Hilfe aus dem Ausland. Insgesamt sieben Togoer sind bei ihm unter Vertrag. Ob sie langfristig in Wespach bleiben, weiß Grundkötter nicht. Basile jedenfalls möchte nach bestandener Prüfung ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln und vielleicht wieder heim gehen. Ein Traum wäre mit dem in Deutschland gelernten Know-How im Togo eine Pflegeeinrichtung zu eröffnen, wie es sie heute dort noch nicht gibt.