Birgit Zauner und Martina Spintig hatten offenbar einen Nerv getroffen: Der Einladung der Grünen-Gemeinderätin und der FDP-Kandidatin zum ersten kommunalpolitischen Frauenfrühstück in Salem waren knapp 20 Interessierte gefolgt. „Ich freue mich, dass der Raum so voll geworden ist“, leitete Zauner die Vorstellungsrunde ein. Ziel des Treffens war ein Austausch über Gemeindethemen sowie eine Vernetzung über parteipolitische Grenzen hinweg. So waren unter den Anwesenden elf Kandidatinnen von vier verschiedenen Listen.

Interessiert an Gesichtern hinter den Namen

Eine davon war Christina Hopstock von der Grünen offenen Liste (GoL): „Ich bin hier, weil ich mich habe aufstellen lassen und die anderen kennenlernen möchte.“ Katharina Schwehr wollte ebenfalls wissen, welche Gesichter sich hinter den Namen auf den Wahlvorschlägen verbergen. „Ich finde es wichtig, andere Meinungen anzuhören und sich miteinander auszutauschen“, sagte die CDU-Kandidatin. Katharina Goldmann von der SPD sagte, sie sei schon ihr ganzes Erwachsenenleben über politisch aktiv: „Wenn‘s klappt, wäre ich auch gern ein Teil von euch“, wandte sie sich an die drei anwesenden Gemeinderätinnen.

Birgit Zauner und Martina Spintig (stehend, von links) freuen sich, dass so viele Frauen der Einladung ins Stefansfelder Café Fachwerk ...
Birgit Zauner und Martina Spintig (stehend, von links) freuen sich, dass so viele Frauen der Einladung ins Stefansfelder Café Fachwerk 11 gefolgt sind. | Bild: Miriam Altmann

Kritik: Generell zu wenige Frauen in der Politik

Petra Herter sitzt seit vier Amtsperioden für die CDU im Gemeinderat und kandidiert erneut. „In den 20 Jahren ist doch auch einiges passiert, was mir nicht immer gefallen hat“, bekannte die Rätin – doch demokratische Entscheidungen müsse man akzeptieren. GoL-Rätin Petra Karg merkte an, dass beim sachlichen Austausch auf Gemeindeebene nicht die große Politik reinspielen müsse. Sie kritisierte, dass Frauen in der Politik generell zu wenig vertreten seien. Bei zehn Prozent im Regionalverband und 20 Prozent im Kreistag reiche das nicht aus, um die Anliegen der Frauen einzubringen.

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„Frauen haben es schwerer, gewählt zu werden“

Ihre Fraktionskollegin Birgit Zauner hob hervor, dass in Salem der durchschnittliche Frauenanteil in Gemeinderäten von 25 Prozent überschritten sei. Außerdem habe man zwei Bürgermeisterstellvertreterinnen. Dennoch sei man von Parität noch ein ganzes Stück entfernt: „Wenn 40 Prozent antreten, werden 20 bis 25 gewählt“, schätzte sie. „Frauen haben es schwerer, gewählt zu werden – an der Qualifikation liegt es nicht!“ Martina Spintig versuchte sich an einer Begründung: „Ich habe lange Jahre gesagt, ich wurde nicht schlechter gestellt, aber es sind ganz subtile Sachen.“ Dafür müsse man ein Bewusstsein schaffen, um dann dagegen zu arbeiten.

Angeregter Austausch: (von links) Elisabeth Schweizer, Suzan Hahnemann, Petra Karg, Birgit Zauner und Martina Spintig.
Angeregter Austausch: (von links) Elisabeth Schweizer, Suzan Hahnemann, Petra Karg, Birgit Zauner und Martina Spintig. | Bild: Miriam Altmann

Renate Wolf-Wöhler, kommunalpolitisch interessierte Mimmenhausenerin, erklärte: „Ich habe immer nur Frauen gewählt.“ Solch ein Angebot von Frauen für Frauen wie das Frühstückstreffen habe sie sich bereits gewünscht – „und einen Tag später lese ich von der Veranstaltung und habe mich gleich angemeldet“. Auch Hedi Christian, ehemalige Vorsitzende des Grünen-Ortsverbands, befand, dass sich Frauen einmischen sollten. Die Politik in Salem sehe sie „hin und wieder sehr kritisch“.

Bezahlbarer Wohnraum ein zentrales Anliegen

In einer offenen Themenrunde kristallisierte sich schnell heraus, dass die Frage nach bezahlbarem Wohnraum viele bewegt. GoL-Kandidatin Suzan Hahnemann war entsetzt über den Preisanstieg: „Das hat sich in etwas mehr als zehn Jahren verdoppelt und ist für viele Familien ein großes Problem.“ Simone Deutschmann hat ebenfalls ein Wohnproblem: „Ich finde keine bezahlbare kleinere Wohnung, um meine große abzugeben.“ Hedi Christian schlug mit dem Verweis auf diverse leerstehende Häuser in der Gemeinde ein Flächenmanagement vor: „Man muss nicht mit Enteignung drohen, aber es geht um die Daseinsvorsorge, der man als Gemeinde nachgehen muss“, sah sie die Verwaltung in der Verantwortung.

Renate Wolf-Wöhler, Tina Hefler-Matthiae, Petra Herter, Simone Deutschmann, Katharina Schwehr, Martina Obser und Elisabeth Schweizer ...
Renate Wolf-Wöhler, Tina Hefler-Matthiae, Petra Herter, Simone Deutschmann, Katharina Schwehr, Martina Obser und Elisabeth Schweizer (von links) | Bild: Miriam Altmann

Petra Herter bezweifelte, dass man so die Eigentümer in die Verantwortung nehmen könnte. Martina Spintig bestätigte aus juristischer Perspektive: „Die Anreize, zu vermieten, sind sehr gering, da das Mietrecht den Schutz des Wohnraums sehr hoch gewichtet.“ Elisabeth Schweizer, Ortsreferentin von Stefansfeld, brachte die Ferienwohnungen ins Spiel: „Da wünsche ich mir, dass die Gemeinde Handhabe dagegen hat.“ Petra Karg berichtete von Gemeinden, die beim Wohnungstausch vermittelten: „Es muss ins Bewusstsein kommen, dass es sinnvoll ist.“

Interesse an einem Netzwerk: (von links) Hedi Christian, Christina Hopstock, Heike Willmann, Elke Schweinberger und Christiane Konstanzer.
Interesse an einem Netzwerk: (von links) Hedi Christian, Christina Hopstock, Heike Willmann, Elke Schweinberger und Christiane Konstanzer. | Bild: Miriam Altmann

Im Netzwerk gemeinsam Ideen sammeln

Um an den Auftakt anzuknüpfen, regte Martina Spintig die Gründung einer Gruppenchats an: „Wir wollen eine überparteiliche Austauschmöglichkeit bieten und eine Anlaufstelle, um Gleichgesinnte zu finden.“ Durch die digitale Vernetzung könne man gemeinsam Ideen sammeln und sich zu weiteren Treffen verabreden. Die anderen Frauen fanden das gut: „Hier gibt es die Möglichkeit, konstruktiv mitzuarbeiten“, meinte Renate Wolf-Wöhler. Hedi Christian schloss sich an: „Ich verspreche mir von so einer Runde, dass es der Gemeinde und dem Gemeinderat guttut.“