Mit sofortiger Wirkung hat sich die Stiftung Spitalfonds Bonndorf von der bisherigen Geschäftsführerin und Leiterin des Pflegeheims St. Laurentius, Petra Naylor, getrennt. Entschieden hat das der Stiftungsrat, der identisch ist mit dem Bonndorfer Gemeinderat. Künftig werde die bisherige Pflegedienstleiterin Daniela Schumpp die Leitung des Pflegeheims übernehmen, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Bonndorfer Rathaus mit Bürgermeister Marlon Jost als Absender, der auch gleichzeitig Vorsitzender des Stiftungsrats ist.
Das Pflegeheim St. Laurentius befindet sich in der Trägerschaft des Spitalfonds, den Fürstabt Martin Gerbert 1779 ins Leben gerufen hatte, um ein Spital für Verarmte, Bedürftige und Kranke zu errichten. 1889 kam zu dem Spital ein Altersheim hinzu, das in der Form des heutigen Pflegeheims die Zeiten überlebte. Im Spitalfonds mit zwei Millionen Euro Stiftungskapital ist heute nur noch die Stadt Bonndorf vertreten. Die Stiftung ist rechtlich jedoch eigenständig.
Petra Naylor kam im Juli 2022 als geschäftsführende Heimleiterin ins Pflegeheim St. Laurentius in Bonndorf. Die heute 57-Jährige war zuvor sechs Jahre lang Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbands Säckingen und davor Pflegedirektorin im Waldshuter Spital gewesen. Weder Naylor noch ihre Nachfolgerin Daniela Schumpp waren bislang telefonisch oder per E-Mail für Nachfragen dieser Zeitung erreichbar.
Der Vorsitzende des Stiftungsrats, Bürgermeister Marlon Jost, hat zu den Fragen dieser Zeitung Stellung genommen. Zu den Gründen für die Kündigung von Petra Naylor wollte er allerdings nichts sagen. Nur so viel: Die Entscheidung sei am Montagabend im Stiftungsrat gefallen und einstimmig gewesen. Persönlich wünsche er Petra Naylor alles Gute, sagte Marlon Jost. Mit Daniela Schumpp habe man eine Nachfolgerin mit großer Fachkompetenz gefunden, die sich durch ihre Empathie auszeichne, fügte er hinzu. „Sie kann sehr gut mit Menschen umgehen“, sagte Jost, „sie hat ein Gefühl für die Leute.“ Der gute Ruf des Pflegeheims solle erhalten und ausgebaut werden, schob Jost hinterher.
Von den 96 Pflegeplätzen im Pflegeheim St. Laurentius seien derzeit rund 70 belegt, berichtete Jost. Das Heim passe die Belegung an die vorhandenen Personalkapazitäten an. Zurzeit seien dort zahlreiche Stellen nicht besetzt. Die Stadt arbeite daran, Fachkräfte zu finden und Zugezogenen den Start in Bonndorf zu erleichtern. Das sei aber nicht so leicht, räumte der Bürgermeister ein, besonders im Bereich Pflege bestehe überall ein erheblicher Arbeitskräftemangel, stellte er fest.
Sanierung oder Neubau nötig
Bei den Investitionen stehen in absehbarer Zeit im St. Laurentius wichtige Entscheidungen an. Bis spätestens 2031 muss das Pflegeheim nach aktuellem Stand die Auflagen erfüllen, die die Landesheimbauverordnung von 2009 vorschreibt. Demnach hat in stationären Einrichtungen für alle Bewohner ein Einzelzimmer zur Verfügung zu stehen. Das ist im St. Laurentius nicht der Fall. Um die Vorgaben der Verordnung zu erfüllen, werden in Bonndorf seit Jahren zwei Varianten diskutiert: Entweder die bestehenden Gebäude zu sanieren und den Anforderungen anzupassen, oder ein neues Pflegeheim zu bauen. Für letzteres war immer wieder die innerstädtische Industriebrache „Studer-Areal“ im Gespräch.
Eine Entscheidung stellte der Bürgermeister in naher Zukunft in Aussicht. Planer seien bereits beauftragt, eine Kostenschätzung für die Sanierung vorzunehmen. Der Bürgermeister glaubt, dass sie noch in diesem Jahr dem Stiftungs- und Gemeinderat vorgelegt werden kann. Auch wenn es keine rechtliche Verpflichtung gibt, lässt Jost wenig Zweifel daran, dass sich die Stadt finanziell an einer Sanierung beteiligen würde. Diese könnte eine zweistellige Millionensumme kosten. „Wir wollen die Pflegeeinrichtung in Bonndorf halten“, sagte Jost, „daran haben alle ein großes Interesse.“
Mit einem Pflegeheim habe Bonndorf ein Alleinstellungsmerkmal. „Deshalb wollen wir die Versorgung der Altenpflege gewährleisten.“ Es bestehe weiterhin die Möglichkeit, dass ein Dritter ein ganz neues Pflegeheim baut, erklärte der Bürgermeister. Das Angebot eines Investors, das dieser ihm schon 2023 vorgelegt habe, sei noch nicht vom Tisch, sagte Jost, und kündigte an: „Da werden wir vor einer schwierigen Entscheidung stehen.“