Bonndorf Das Kulturzentrum Schloss Bonndorf öffnet ab dem 26. September wieder seine Tore für Veranstaltungen. Den Start macht am 26.¦und 27. September, 19 Uhr, die Theateraufführung des Einakters „Die Hochzeit“ von Bertolt Brecht, wobei die Besucher direkt mit den Schauspielerinnen und Schauspielern an der Hochzeitstafel sitzen und dieses Theaterereignis mit allen Sinnen miterleben können.

Regisseurin Kami Manns hat das im Jahr 1919 verfasste Schauspiel, das mit satirischem Blick die Kleinbürgeridylle seziert, komödiantisch in Szene gesetzt und als Produktion von „Paradise is here“ und Hochrhein-Schauspiel bereits zehnmal erfolgreich in der Bergkirche Kadelburg und der Markuskirche Jestetten aufgeführt. Inzwischen fördert der Landkreis diese Produktion und hat sie ins Programm des Herbstfestivals 2025 auf Schloss Bonndorf aufgenommen.

Brecht hat sein Stück als Entlarvung verlogener kleinbürgerlicher Moral konzipiert, hat „Die Hochzeit“ selbst als „Orgie der Hohlheit, der Langeweile, der Öde und der Vereinzelung“ bezeichnet. Auch in Kami Manns Auseinandersetzung entfaltet sich die Hochzeitsfeier als Fest voller Pleiten, Pech und Pannen, als charmantes Chaos zwischen Sehnsucht und Scheitern, aber auch mit der unverwüstlichen Kraft der Liebe – unbeholfen, brüchig, aber auch beharrlich, nie hoffnungslos.

„Die Idee zur Aufführung dieses Stücks basiert auf einer ganz persönlichen Erfahrung“, gesteht Kami Manns: In der Bergkirche Kadelburg nämlich hatte sie selbst geheiratet, und dort wurden auch ihre Zwillinge getauft. Da sie sich außerdem als Spezialistin für Theater und Oper in partizipativen Formaten an besonderen Orten sieht – auf diese Weise hat sie bereits Shakespeares „Hamlet“ oder Ferdinand von Schirachs „Terror“ inszeniert –, lag diese Form der Inszenierung für das Brechtstück für sie auf der Hand. Die sogenannte „vierte Wand“ existiert für ihre Art der Umsetzung nicht mehr. Das Theater findet mitten im Publikum statt, „so erlebt der Zuschauer die Kraft der Spielenden viel unmittelbarer, als dies bei einer klassischen Guckkastenbühne je möglich wäre“, ist Kami Manns überzeugt.

Natürlich bleibt das Brechtstück im Prinzip erhalten, die Zuschauer greifen nicht ins Geschehen ein oder können gar das Ende der Handlung beeinflussen. Aber sie teilen den Augenblick mit den Akteuren, lachen gemeinsam und feiern das Leben. „Das Stück ist erstaunlich zeitlos, alles könnte sich genau so heute abspielen“, erklärt sie, menschliche Abgründe wie menschliche Komik seien unverändert. Und genau das zeichne ja einen großen Autor aus, sein Text bleibt universell gültig.

Karten: Aufgrund der begrenzten Platzzahl ist eine Reservierung telefonisch (07751/867401) oder per E-Mail (kultur@landkreis-waldshut.de) erforderlich.