Bonndorf Das Bonndorfer Schloss kommt Ende September zurück als Veranstaltungsort – mit Musik, Kunst, Blumen, Literatur, Party und einer Neuheit. Die Planung erforderte starke Nerven von Susanna Heim, Leiterin Kultur und Kommunikation beim Landkreis Waldshut, und ihren Mitarbeitern. Gut anderthalb Jahre konnten im Gebäude wegen notwendiger Verbesserungen beim Brandschutz und der Sanierung der Fassade keine Veranstaltungen stattfinden. Das soll sich ab Freitag, 26.¦September, ändern. Dann beginnt die XXL-Kulturwoche des Landkreises, die neun Tage dauert.
Zum Start wartet der Kreis mit einer Besonderheit auf: Am 26. und 27.¦September wird erstmals in den historischen Gemäuern ein Theaterstück aufgeführt. Regisseurin Kami Manns inszeniert im Schlosssaal mit Profis und Laien den Einakter „Die Hochzeit“ von Bertolt Brecht. Der Clou: Das Publikum wird zum Teil der Aufführung. Die Zuschauer nehmen zwischen den Schauspielern an der großen Hochzeitstafel Platz. Eventuell sei dann gar nicht so leicht zu unterscheiden, wer Schauspieler ist und wer Zuschauer, sagt Susanna Heim. Sie selbst und die Mitarbeiter des Kulturamts sind an den Aufführungen ebenfalls beteiligt: Sie bedienen die Hochzeitsgäste. Diese kommen neben der Unterhaltung auch in den Genuss eines mehrgängigen Menüs sowie korrespondierenden Weins – beides ist im Eintrittspreis von 35 Euro enthalten. Eine Band spielt, es wird getanzt. (Reservierung erforderlich unter 07751/867401).
Eine Vernissage der besonderen Art findet am Sonntag, 28. September, statt. „Kunst und Floristik im Dialog“ heißt die Ausstellung, für die der Kreis acht Künstler gewonnen hat – sowie fünf Floristen, die die Kunst mit Blumen umsetzen. Kunst, die überdauert, trifft auf Kunst, die die Vergänglichkeit feiert. „Wahrscheinlich werden die Besucher stark diskutieren, ob die Umsetzung gelungen ist“, sagt Susanna Heim. „Aber genau das beabsichtigen wir ja.“ Die Ausstellung ist bis zum 5. Oktober täglich von 12 bis 18 Uhr zu sehen. Am Dienstag, 30. September, bis 20 Uhr, dann wird um 18.30 Uhr eine Führung angeboten, dazu spielt die Harfenistin Stefanie Kirner. Der Eintritt ist frei.
„Zuhören – in Zeiten großer Gereiztheit“, zu einem Vortrag unter diesem Titel lädt der Professor für Medienwissenschaften, Bernhard Pörksen, von der Universität Tübingen am Donnerstag, 2. Oktober, um 19 Uhr ins Schloss ein. Pörksen ist Autor des Bestsellers „Zuhören – die Kunst, sich der Welt zu öffnen“. Zuhören lohne sich, kommentiert das Kulturamt des Kreises in der Ankündigung. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ein Getränk ist inklusive.
Für das ganz junge Publikum holt der Kreis die Zeit-Journalistin Heike Faller ins Schloss, sie stellt dort erstmals ihr neues Buch „Wir alle“ vor, eine kleine Geschichte der Menschheit, illustriert mit vielen Bildern von Valerio Vidali. Der Schmöker wendet sich an Menschen von acht bis 99 Jahren. Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel dürfen also am 3. Oktober um 15 Uhr ebenfalls mitkommen. Das Buch wird als Quiz präsentiert, es soll auch Süßes geben. Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt, Erwachsene zahlen 5 Euro.
Zum Abschluss der Kulturwoche spielt die Musik: Am Samstag, 4. Oktober, tritt ab 19 Uhr die Klezmer- und Balkanband Haiducken auf. Es darf getanzt werden, Häppchen und Getränke sind im Eintrittspreis von 15 Euro enthalten. Den Endpunkt bildet das Casal Quartett mit der Pianistin Claire Huangci – mit Kompositionen von Mozart über Mendelssohn und Gershwin bis zu Queen, am Sonntag, 5. Oktober, in einer Matinee um 11.30 Uhr. Der Eintritt kostet 20 Euro.
„Man braucht starke Nerven“, kommentiert Susanna Heim die Vorbereitungen. Planung, Organisation und Engagements für die Kulturwoche haben sie und ihr Team im Vertrauen darauf begonnen, dass die Arbeiten am Schloss rechtzeitig beendet sein werden. Ursprünglich hatten die Kulturleute gehofft, dass sie schon im Mai dieses Jahres wieder ein Programm in Bonndorf präsentieren können. Das stellte sich bald als Seifenblase heraus. Erst Ende Juni wurde entschieden, die Planungen für den Herbst aufzunehmen. 100-prozentig sicher sind Susanna Heim und ihre Mitarbeiter nicht, dass die Kulturwoche wie geplant stattfindet. „Es kann immer was passieren“, sagt Heim, „es wird eine Punktlandung.“ Einen Plan B gebe es jedenfalls nicht. „Ist wie bei der Kanzlerwahl“, erklärt die Kulturchefin, „da gab es auch keinen Ersatzkandidaten.“ Schon jetzt ist klar, dass das Baugerüst am Schloss während der Kulturwoche wohl noch stehen wird. Es werde kreativ genutzt, versprechen Heim und ihr Kollege Udo Eggi. Wie? Das soll eine Überraschung sein.