Salem Seit rund 200 Jahren hält sich das Gerücht, Mozart habe eine Abneigung gegen die Flöte als Soloinstrument gepflegt. Das hat den Schöpfer der „Zauberflöte“ nicht davon abgehalten, sich zwei wundervolle Flötenkonzerte einfallen zu lassen. Es wären vielleicht weitere gefolgt, hätte er Christina Fassbender gekannt. Die Berliner Flötenprofessorin war am Sonntag, 31. August, die prägende Gestalt des letzten Konzertabends im Salemer Mozart-Sommer. Ihr Spielfeld entwuchs aber nicht der Feder des Salzburger Genies, sondern zunächst gab Bach mit seiner „Ouverture Nr. 2 h-moll“ den Ton an. Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim zeigte sich ganz in seinem Element, wenn es Bachs satztechnische Finessen plastisch vor Ohren führte. Die abschließende Badinerie – „Tänzelei“ – gehört zu den wohl prominentesten Einzelsätzen der Barockmusik, und es war hinreißend, in welch rasendem, gleichwohl virtuos beherrschtem Tempo die Querflötistin diesen Parcours meisterte.

Es folgte Frühklassiker Franz Benda mit seinem „Flötenkonzert e-moll“. Dieses Sturm-und-Drang-Stück forderte der Solistin neben spieltechnischer Bravour auch viel dynamische Beweglichkeit ab. Ob Preußenkönig Friedrich II. als Benda-Schüler dem gewachsen war, mag bezweifelt werden. Fassbender jedenfalls ließ beim beifallsfreudigen Auditorium keine Frage offen. Danach tat man im Kaisersaal einen weiten Schritt und landete mit Antonín Dvoráks „Serenade E-Dur“ für Streichorchester in der fortgeschrittenen Romantik. Wer diese Epoche mit einem bläsersatten Orchesterklang verbindet, mochte gespannt sein, wie sich die Streicher dieses Auftrags entledigten. Freilich war die Gattung der Serenade seit ihren Wegbereitern um Mozart ohnehin kein Aufmarschgebiet symphonischer Großbataillone. Und so konnten die Kammermusiker mit ihrem erstaunlich einheitlichen, gleichwohl bei Bedarf temperamentvoll auftrumpfendem Streicherklang überzeugen – stiladäquat geführt von Georg Mais‘ angenehm unprätentiösem Dirigierstil.