Fast ein Jahr ist es mittlerweile her, dass die Bewohner und Mitarbeiter des Pflegeheims „Hospital zum Heiligen Geist“ in der Radolfzeller Innenstadt in den Neubau auf der Mettnau gezogen sind: Am 21. September 2024 fand die logistische Großaktion mit Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes und vielen ehrenamtlichen Helfern statt. Seither stehen die direkt aneinander grenzenden Gebäude in der Poststraße 15 und der Seestraße 46 leer – und damit 2500 Quadratmeter Fläche.

Das soll sich jedoch ändern. Wie die Stadt berichtet, soll das Areal in Zukunft für „neu gedachte Wohnkonzepte“ genutzt werden. Die Suche nach einem Investor hat nun begonnen, bis Ende September läuft die Ausschreibung.

Bis zu 82 Wohnungen möglich

Für die ehemaligen Gebäude des Pflegeheims hat die Stadtverwaltung große Pläne, diese gab sie kürzlich bereits bekannt. Dort sollen mit Wohnformen wie Co-Living und Micro-Living künftig vor allem junge Leute angesprochen werden. Mit den modernen Begriffen sind auch moderne Wohnformen gemeint: Wohngemeinschaften, in denen die Bewohner ein eigenes Zimmer mit Bad haben und es trotzdem einen Gemeinschaftsbereich gibt, sowie kleine, aber praktisch ausgestattete Wohnungen.

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Die Stadt nennt als mögliche Zielgruppe junge und hochqualifizierte Arbeitnehmer, Studierende, Auszubildende oder Berufseinsteiger. Das soll auch für die Stadt von Vorteil sein: „Gerade mit Hinblick auf die angespannte Wohnsituation in Radolfzell könnte dies perspektivisch zur Entlastung führen“, wird Wirtschaftsförderer Emanuel Flierl in der Mitteilung der Stadt zitiert. Denn immer wieder würden Unternehmen berichten, wie schwer es sei, Wohnungen für die Angestellten zu finden.

Je nach Aufteilung könnten laut der Stadtverwaltung in der Poststraße 15 und der Seestraße 46 bis zu 82 Wohnungen entstehen.

Begegnungsstätte im Innenhof und Erdgeschoss

Zudem hat die Stadt Vorstellungen für den Innenhof, der die beiden Gebäude verbindet. „Dieser könnte nicht nur als Ruheoase für die Bewohnerinnen und Bewohner dienen, sondern auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden“, erklärt die Stadt in der Mitteilung. „Denkbar wären Quartiersfeste, kleine Konzerte oder Lesungen, die die Innenstadt zu einem lebendigen Treffpunkt machen.“

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Auch das Erdgeschoss des ehemaligen Pflegeheims, in dem vor dem Umzug die Cafeteria untergebracht war, soll zu einem Begegnungsort werden, zum Beispiel zu einem inklusiven Café.

Bewerber werden gesucht

Die beiden Grundstücke sollen im Erbbaurecht vergeben werden. Wer das Projekt übernehmen möchte, muss laut den Vergaberichtlinien allerdings einiges beachten. So wird unter anderem eine Renovierung der Einheiten, Zimmer und Gemeinschaftsflächen gefordert, außerdem eine Sanierung der Bäder, eine Erneuerung der Fenster sowie eine Ertüchtigung der Elektro- und Sanitärinstallationen. Dabei soll eine barrierefreie Bauweise auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität den Zugang ermöglichen. Außerdem verbietet die Stadt die Vermietung der Wohnungen in den Gebäuden als Ferienwohnungen.

Das Erbbaurecht soll für 50 Jahre vergeben werden. Es soll aber möglich sein, das Erbbaurecht zwei Mal um jeweils 20 Jahre zu verlängern.

Wie teuer ist das alles?

In den Vergaberichtlinien wird auch die Höhe der Erbbauzinsen aufgelistet. Sobald die Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen sind und bis einschließlich des fünften Jahres des Erbbaurechts sind demnach zwei Prozent des Bodenrichtwertes fällig. Das wären für die Poststraße 15 19.320 pro Jahr und für die Seestraße 46 33.200 Euro pro Jahr.

Danach soll der Zins pro Jahr um 0,2 Prozent erhöht werden – so lange, bis ein Zinssatz von drei Prozent erreicht ist. Ist es soweit, müssten für das Gebäude in der Poststraße 28.980 Euro pro Jahr und für das Gebäude in der Seestraße 49.800 pro Jahr gezahlt werden.

Ausschreibung bis Ende September

Bewerben kann sich, wer eine Finanzierungsbestätigung in Höhe von mindestens 3 Millionen Euro vorlegen kann. Die Ausschreibung läuft bis Sonntag, 28. September, bis dahin sind Bewerbungen möglich. Der Erbbaurechtsnehmer soll dort nach den Maßgaben der Stadt und des Spitalfonds ein neues Wohnraumangebot schaffen. Weitere Informationen zur Ausschreibung gibt es unter www.radolfzell.de/bauplaetze.