Salem-Mimmenhausen – Der Narrenverein Goldkäfer um seine Präsidentin Nadine Knor hatte im ausverkauften Dorfgemeinschaftshaus alles aufgeboten, um am Samstagabend in einem vierstündigen Programm keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die einzelnen Vereinsgruppen, also etwa die Bierkärhexen, zeigten uralemannischen Mummenschanz, während die „Schnetterle“ ihre Songs so abgrundböse zuspitzten, dass die jungen Moderatorinnen Melina Dietz und Lara Meyer dazu meinten: „Na ja, so genau will man manches gar nicht wissen!“
Voller Bühnenwitz war auch die Modenschau, in der die Mannequins die unverhofften Einsatzmöglichkeiten der langen, weißen Männerunterhose aufzeigten. Von ganz aus der Ferne kam die Tanzgarde Weildorf mit vielen kleinen und großen, weiß-blau gewandeten jungen Damen und brachte Bühne und Saal mit augenschmausigen Choreografien zum Beben.
Treffsicher traten Ingrid Fuchs und Renate Geiger vom Alzheimerstrand am Schlosssee aus den Dorftratsch breit. Dass die Aach demnächst eine Fischaufstiegsanlage bekommt, sei erstaunlich, denn, so die Damen im Badeoutfit, „normalerweise mag der Härle nichts, was gegen den Strom schwimmt“. Insgesamt war man sich im Saal aber einig, dass der im Saal präsente Bürgermeister bei früheren Anlässen schon mal „heißeres Fett abgekriegt“ hat.
Ungewöhnlich viel Politik
Im zweiten Teil des Abends wurde es dann so politisch, wie man es normalerweise eher im rheinischen Karneval erleben kann. Denn zunächst enterte der Mimmenhauser Ortsreferent und Ehrennarrenrat Adolf Eblen die Bütt und ließ seinen Blick auch über die aktuelle politische Lage schweifen. Da reimte er unmissverständlich: „Der braune Sumpf macht alles schlimmer; den hatten wir schon, den brauchen wir nimmer.“ Das laute Echo aus dem Auditorium gab ihm recht.
Und dann steuerte der Abend auf seinen fulminanten Höhepunkt zu: Pfarrer Peter Nicola bezog in der Bütt Stellung, zunächst speziell zu Trumps Entgleisungen der vergangenen Tage im Weißen Haus: „Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.“ Eine Deftigkeit, mit der man aus dem Mund eines katholischen Geistlichen vielleicht nur in Salem rechnen darf. Aber er warnte auch vor Mutlosigkeit: „Der Pessimist ist der einzige Mist, auf dem nichts wächst.“
Richtig in Rage geredet verschonte er auch seine eigene Kirche nicht mit gepfefferter Kritik. Da war seine bevorstehende Versetzung an den Hochrhein sogleich das unausweichliche Thema: „Dass ich gehen muss, halten viele für Stuss!“ Nicola nutzte seinen Auftritt für Botschaften, die weit über den Büttenrand hinauswiesen und sich zu etwas wie einer sehr bekenntnishaften Abschiedsansprache an seine Salemer auswuchsen.
Pfarrer tritt in Narrenverein ein
Die zentrale Kunde: Er habe hier in den vielen Jahren seines Wirkens eine Heimat gefunden, die ihm keiner nehmen könne: „Ich bin ein Salemer und werde das immer bleiben! Ich bin einer von Euch!“ Dass er dereinst, wenn er in den Ruhestand trete, hierhin zurückkehren werde, „so Gott will“, stehe für ihn außer Zweifel, erklärte Peter Nicola. Und zur feierlichen Bekräftigung dieser Gelöbnisse nahm er ein weltliches Recht in Anspruch: Er trat zum Jubel der Anwesenden stehenden Fußes in den Narrenverein Goldkäfer ein. Mit dem Aufnahmeantrag in der Hand winkte er der Präsidentin fröhlich-gerührt zu.
Ein denkwürdiger Auftritt: Dekan Peter Nicola wurde mit anhaltenden Standing Ovations von der Bühne verabschiedet.