Wie geht es an der Fritz-Baur-Grundschule ab September 2026 weiter? Die Frage bewegte viele Eltern, deren Kinder aktuell oder künftig in Mimmenhausen zur Schule gehen. „Eine so gut besuchte Veranstaltung hat man selten“, sagte Christiane von Zahn vom Staatlichen Schulamt Markdorf bei der Infoveranstaltung im Neufracher Prinz-Max-Saal.
Anlass dafür war der bundesweite Rechtsanspruch auf eine ganztägige Betreuung für Grundschulkinder, der ab dem Schuljahr 2026/2027 stufenweise ab Klasse 1 eingeführt wird. Gemeinsam mit Schulleiter Stefan Neher stellte die Schulrätin die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die ersten Ansätze für die Fritz-Baur-Schule vor.
Ganztagsform soll gleich für alle Grundschüler kommen
Wie bereits im März im Gemeinderat deutlich wurde, möchten Gemeindeverwaltung und Schule gleich den gesamten Schulbetrieb auf die Ganztagsform umstellen, was somit auch die Klassenstufen 2 bis 4 betreffen würde.

Neher erklärte, dass das bisherige Modell einem Baukasten gleiche: „Ich kann verstehen, dass man als Eltern die Wahlform vorzieht, doch für uns in der Organisation ist das sehr aufwendig und für die Kinder verwirrend.“ Daher habe man überlegt, wie man den Rechtsanspruch umsetzen und möglichst viele Bedarfe unter einen Hut bringen könne.
Drei Nachmittage Schule bis 15.15 Uhr
Von Zahn betonte, dass sich Mimmenhausen mit drei Nachmittagen bis 15.15 Uhr auf das Minimum beschränke. Um eine Betreuung bei Bedarf bis zu 40 Stunden zu gewährleisten, müsse es zusätzlich ein Angebot von der Gemeinde als Schulträger geben. „In der verbindlichen Form bekommt die Schule mehr Lehrerwochenstunden zugeteilt“, sprach sie sich gegen die Wahlform aus. „Und mit der gebundenen Form erreichen Sie auch Kinder, die eventuell aufgrund ihrer Biografie benachteiligt sind.“ Die Entscheidung treffe die Gemeinde nach Anhörung der Schulkonferenz.
Umstellung für alle Schüler erleichtert Organisation
Wie Neher darlegte, könne man erst nach dem Gemeinderatsbeschluss das pädagogische Konzept entwickeln. „Das Ziel ist es, Bildung und Betreuung ganzheitlich zu denken“, plädierte er für Zukunftsfähigkeit und Verlässlichkeit. Daher könne er sich eine schrittweise Umstellung noch weniger vorstellen als eine Wahlform: Unterschiedliche Pausen- und Buszeiten würden einen festen Rhythmus des Tagesablaufs verhindern und seien gerade bei Geschwisterkindern nicht vorstellbar. Der Rektor merkte an, dass die Stundentafel künftig sowieso zwei Schul-Nachmittage ab Klasse 3 verlange. Er bat um einen Vertrauensvorschuss: „Wir wollen Ihnen nicht die Kinder entreißen.“

Die zahlreichen Publikumsfragen, auf Kärtchen notiert, beantworteten die Referenten und Verwaltungsmitarbeiter je nach Thema. So versicherte von Zahn in Bezug auf die Lehrerversorgung, dass es im Bodenseekreis keine Engpässe gebe. Auch könnten die Kinder in der Mittagspause nach Hause oder mitgebrachtes Essen verzehren. Neher versprach, mangels Hausaufgaben die Eltern regelmäßig über den Lernstand ihrer Kinder zu informieren.
Im Zweifel bleibt nur der Schulwechsel
Nachdem die Bedarfsabfrage der Gemeinde ergeben hatte, dass die Eltern in ihren Wünschen zwiegespalten sind, eröffnete von Zahn: „Wenn Sie keine Ganztagsschule wünschen, können Sie den Schulbezirk wechseln.“ Auch dann sei der Träger für die Schülerbeförderung zuständig, nahm sie einigen die Sorge wegen der Busverbindungen. Ein Schulbezirkswechsel könne auch in höheren Klassen beantragt werden – genehmigt werde das aber erst, wenn der Erlass des Kultusministeriums schriftlich vorliege, dass die Fritz-Baur-Grundschule zur verbindlichen Ganztagsschule wird.
Vor besondere Schwierigkeiten stellt das beispielsweise Familie Klein: Der älteste Sohn besucht die zweite Klasse in Mimmenhausen, die jüngere Schwester wird dort im September eingeschult. Für ihre Kinder würden sich die Eltern weiterhin die Halbtagsform wünschen, doch einen Schulwechsel zu gegebener Zeit möchten sie ihnen auch nicht zumuten. Vater Fabian Klein kritisierte bezüglich der Lernzeiten im Klassenverband: „Den Fokus auf die Bedürfnisse des einzelnen Kindes zu legen, kann die Schule nicht stemmen.“ Auch gebe es in jeder Klasse verhaltensauffällige Kinder, was sich im Ganztag noch stärker auswirke.
Rektor Neher gestand dem Vater zu, dass viele Schüler zu Hause gut unterstützt würden – „wir müssen aber ein Modell für alle finden“. Gegen Störungen im Schulalltag habe man bereits Maßnahmen zur Hand, doch auf die Schulsozialarbeit angesprochen, meinte Neher: „Wir wünschen uns eine 100-Prozent-Stelle.“ Anhand von Positivbeispielen wolle man ein überzeugendes Schulkonzept entwickeln: „Wir hoffen, dass Sie merken, dass das gut ist und die Gemeinschaft gestärkt wird.“