Salem-Neufrach – Wenig Klatsch und dafür viel Showvergnügen haben die Neufracher Narren ihren rund 400 Gästen beim 25. Bürgerball serviert. Närrische Spitzen in Richtung Verwaltung fehlten. Bürgermeister Manfred Härle hätte sie auch nicht gehört, denn er wurde von Stephanie Straßer vertreten. Härle feierte mit den Rickenbacher Hennen bei deren Riesenumzug.
Dekan Peter Nicola sorgte mit seiner Rede in der Bütt für emotionale und nachdenkliche Momente. Kräftig teilte er aus gegen das erzbischöfliche Ordinariat. Nach einem vorgeblichen Babyfund dort habe sich sogleich eine Arbeitsgemeinschaft gegründet. Denn: “Wenn man nicht mehr weiterweiß, gründet man einen Arbeitskreis“, spottete der geistliche Schelm. Dass der Findling nicht innerhalb des Erzbistums entstanden sein kann, dafür lieferte er ebenfalls gleich passende Begründungen. Dort geschehe sicher nichts aus Liebe, und es komme dort auch nichts heraus, was Hand und Fuß habe, höhnte der Narr im Zuber.
Dass er Salem im Rahmen der großen Strukturreform vonseiten des Erzbistums Freiburg verlassen muss, fällt Nicola offenkundig schwer. „Salem ist meine Heimat“, bekundete der Geistliche sichtlich bewegt. Als Zeichen dafür, dass er nach seiner Rente zurückkehre, überreichte er Zunftmeister-Stellvertreter Christian Kugler seinen Beitritt in die Hardtwieblezunft und bekam lang anhaltenden Applaus.
Hoher Besuch aus Stuttgart
Dass neben dem Dekan vermeintlich der amtierende Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit Gattin Gerlinde zu Gast war, ließ Großes erahnen. Und tatsächlich nahmen die vorgeblichen Landeseltern zusammen mit Elisabeth Bulander, Hildegard Eblen sowie Florin und Waltraud Dunst an einer festlich geschmückten Tafel Platz. Kronleuchter, Kerzen und ein finales Feuerwerk taten ihr Übriges, um das 60-jährige Bestehen der Hardtwieble ins rechte Licht zu rücken.
Dass den Hardtwieble-Frauen das kredenzte Dinner nicht mundete, konnte der scheinbare Landesvater bei diesem Bürgerball verstehen. „Auf hochgestochenen Events gibt es selten etwas Gescheites zum Essen“, konstatierte der angebliche Politiker zur Freude der Mäschgerle im Prinz-Max-Saal. Lacher ernteten auch Christoph Waibel und Andreas Füllsack mit ihrer Nummer als zwei schwäbische Turteltäubchen auf dem Neufracher Krämermarkt. Sparsames Haushalten der Ehefrau, die Leitungs- und Sprudelwasser und Stulle statt Sauschwänzle vom Markt anbot, sorgte für Ehekrach. Da halfen dem Ehemann nur seine Ohrenhaare als „natürliche Schalldämpfer gegen das Frauengeschwätz“.
Musikalisch kurzweilig zeigten sich die kleinen Kluftis, die auf ihrer Reise ins All singend Aliens bezirzten. Tilly, alias Silke Löhle, hielt den Mäschgerlen im Prinz-Max-Saal und der Gesellschaft allgemein nach längerer Büttpause wieder den Spiegel vor. Nach Büttenreden seien ihr manche Leute aus dem Weg gegangen, reimte die Närrin im Till-Kostüm. „Macht einer net, was der andere wet, dann mobbt der den im Internet“, wunderte sich Tilly über weitverbreitete Internethetze. Nicht einmal Polizei, Feuerwehr und Sanitäter könnten noch in Ruhe schaffen. „Es müsste doch jeder nur probieren, den anderen ein klein wenig zu akzeptieren“, so Tillys Vorschlag. Franziska Schempp, Ariane Jobs, Martina Ritsche und Veronika Krämer nahmen sich als Zimmermannsfrauen der schwäbisch-norddeutschen Völkerverständigung kulinarisch an. „Spätzle mit Labskaus“ hieß ihre Devise beim Bau eines Vereinsheims für ihre Männer auf dem Mars.
„Jetzt wird es explosiv“, hatte Ansagerin Vanessa Jehle das Neufracher Männerballett angekündigt und damit auch nicht zu viel versprochen. Die acht Tänzer bestachen als Nasa-Piloten mit Akrobatik und zeigten viel Haut als tanzende Nixen aus dem All. Weiteren Augenschmaus bot der Narrensamen der Zunft als „Wieble + friends“ mit mehreren Tanzeinlagen, kess choreografiert von Helene Gräbner. Auch bei den Polonaisen waren die Kids mittendrin dabei und sorgten für eine fröhliche und gleichzeitig familiäre Atmosphäre beim Ball. Die Gardemädchen aus Bitzenhofen sind ein Garant für Stimmung beim Bürgerball, so auch dieses Mal. In atemberaubendem Tempo wirbelten sie über die Saalbühne, schlugen Räder, sprangen und boten dabei ein synchrones Bild. Wie die Wikinger-Band mussten die Tänzerinnen auch eine Zugabe geben.
Fastnachtsprogramm
Freitag, 28. Februar, beginnt der Kinderball in Neufrachs Prinz Max um 15 Uhr, gefolgt von der Jugenddisco ab 19 Uhr im Zelt.Das lesen Sie zusätzlich online
Bilder, Videos und mehr: Alles zur Fasnet 2025 im Bodenseekreis:http://www.sk.de/12312699