Wer von Salem den weiten Schulweg in die Klosterschule Wald auf sich nimmt, weiß in der Regel, worauf er sich einlässt. So ist es Gudrun Hahnemann aus Mimmenhausen gewohnt, dass sie das Haus bis zu zwei Stunden vor Schulbeginn verlassen muss, um mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Schule zu kommen. Doch mitunter sind es die Kurzstrecken, die sie vor Probleme stellen, wie ihre Mutter Suzan Hahnemann erklärt: „Gudrun hat den Emma-Rufbus benutzt, um zur Musikschule nach Weildorf zu kommen.“ Da die 17-Jährige Tuba spiele, sei das Fahrrad als Option ausgeschieden.
Doch den Rufbus zu ergattern, sei gar nicht so einfach: Wie Suzan Hahnemann berichtet, hätten beide Töchter den Bus zur gleichen Zeit benötigt – Gudrun von Weildorf nach Mimmenhausen, ihre ältere Schwester Maren von Stefansfeld nach Mimmenhausen. „Aber wenn ich für die eine gebucht hatte, war der Bus für die andere weg.“ Einen kurzen Stopp in Stefansfeld, um das zweite Kind einzusammeln, schloss das Buchungssystem aus.
Emma stark ausgelastet, aber zu hohem Preis
Suzan Hahnemann ist durchaus vom Rufbus-Konzept überzeugt: „Die Idee an sich ist super, aber an der Struktur des Buchungssystems hapert es.“ In der Zentrale in Franken kenne man die Gegebenheiten vor Ort in Salem nicht, deswegen halte man sich an das, was der Algorithmus vorgebe, heißt es. So sei Emma sehr gut ausgelastet, aber zu einem hohen Preis: Als die Gemeinde Salem vor einem Jahr beschloss, das seit 2020 bestehende Angebot fortzuführen, wurde bekannt gegeben, dass man durchschnittlich jede Fahrt mit 17,43 Euro sponsere. Die 57-jährige Suzan Hahnemann sagt: Würden stets vier, fünf Personen mitfahren, sänken die Kosten für die Gemeinde. „Aber wenn das System so funktioniert, könnte man auch einen Smart nehmen“, spottet sie.

Lange Vorausbuchung nicht mehr möglich
Veränderungen im Buchungsmodus habe es bereits gegeben, allerdings nicht zum Positiven, wie die Mutter schildert: „Man konnte mal vier Wochen im Voraus buchen, jetzt nur noch eine Woche.“ Auch das Abonnieren wöchentlich wiederkehrender Fahrten – beispielsweise zur Musikschule – sei nicht mehr möglich. Ganz spontan geht es allerdings auch nicht: 60 Minuten vorher müsse man buchen, obwohl in der Fahrplanauskunft auch kurzfristigere Fahrten vorgeschlagen würden. Und bei veränderten Abfahrtszeiten von bis zu 40 Minuten erreiche man seinen Anschluss an einen Linienbus nicht, auch wenn einem die Vorschau das suggeriere.
Das sagt die Gemeinde
Im Rathaus ist die Problematik mit dem Buchungssystem bekannt. Sabine Stark von der Stabsstelle des Bürgermeisters erläutert, dass der Verkehrsverbund Bodo an Verbesserungen und einem neuen System arbeite. „Die Gemeinde hat hier leider keine Einflussmöglichkeiten.“ Man habe allerdings festgestellt, dass der Rufbus dem Linienverkehr mitunter vorgezogen werde, da man so seine Wunschabfahrtszeit buchen könne. Die Buchungen zum Teil Monate im Voraus hätten deshalb so zugenommen, dass der Rufbus auf lange Zeit blockiert gewesen sei. „Die meisten dieser Fahrten werden dann aber doch wieder abgesagt oder nicht angetreten“, berichtet Stark. Daher nehme man keine längerfristigen Fahrtenwünsche mehr an.

Leichter nach Uhldingen als nach Weildorf
Gudrun Hahnemann bekommt inzwischen Musikunterricht in Uhldingen – nicht nur, aber auch wegen des Bahnhofs in der Nähe: „Es ist schwieriger, in die Musikschule Weildorf zu kommen als von hier aus nach Uhldingen.“ Ihre Mutter fügt hinzu: „Das Problem sind die Anschlüsse.“ So hätten viele Salemer Teilorte keinen direkten Anschluss an den Bahnhof. Auch gebe es Lücken zwischen den Gemeindegebieten, beispielsweise auf Gudruns Heimweg über Heiligenberg nach Salem: „Auf den drei, vier Kilometern dazwischen ist nichts.“ Sabine Stark stellt allerdings klar, dass Emma ein von der Gemeinde finanzierter Bürgerbus sei und daher auch in der Gemeinde fahre. „Für die überörtlichen Strecken ist die RAB zuständig.“
Weitere Emmas mit Parkgebühren finanzieren
Suzan Hahnemann sieht weit größeren Bedarf: „Wir bräuchten eigentlich noch zwei weitere Emmas.“ Sie wünscht zudem die Abdeckung weiterer Zeiten, sei es für Schüler vor dem Betriebsstart um 8 Uhr oder für Kirchgänger am Sonntag. Die Fahrtkosten von 1 Euro könnte man auch erhöhen – „die meisten Nutzer haben eh eine Dauerkarte.“ Um die Kosten für die Gemeinde zu senken, hat die 57-Jährige schon eine Idee: „Wenn wir Parkgebühren wie in Überlingen hätten, könnte man viele Emmas finanzieren“, sagt sie provokant. Die Fahrradboxen am Bahnhof kosteten Geld, die Parkplätze für Autos hingegen nicht – „das ist falsch herum“.