Wie der Name bereits verrät, reichen die Wurzeln des Männergesangsvereins Eintracht 1860 Salem-Neufrach 165 Jahre zurück. Chorleiter Ulrich Raither lässt im Gespräch besondere Erlebnisse mit der Chorgemeinschaft Revue passieren. Sein Cousin Siegfried Raither sowie Chormitglied Friedrich Menzel steuern ihre Eindrücke bei. Alle drei Männer wurden jüngst für ihre langjährige Treue zum Chor ausgezeichnet. Wegen des hohen Altersdurchschnitts der Salemer Sänger und der langsam schwindenden Mitgliederzahl setzt der musikalische Leiter Ulrich Raither darauf, neue Wege bei der Mitgliederwerbung zu gehen.
Kurz vor dem Mauerfall ein Konzert in Prag
Beide Raithers erinnern sich gern an die Teilnahme an einem internationalen Chorwettbewerb in Prag im Jahr 1989. Schon allein die Reise sei für sie ein Erlebnis gewesen. „Es war gar nicht so einfach, in den Ostblock zu reisen“, erinnert sich Siegfried Raither an langwierige Kontrollen bei der Einreise in die ehemalige DDR. „Damals haben wir niemals damit gerechnet, dass kurze Zeit später die Mauern zwischen Ost- und Westberlin fallen“, erzählt Ulrich Raither mit Blick auf die Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989.

In dem großen Smetanasaal zu singen, wo das Symphonische Orchester Prag normalerweise auftritt, bezeichnet der 75-jährige Siegfried Raither als „Riesenerlebnis“. Hinzu kam, dass der Neufracher Chor das dortige Wertungssingen mit der Gesamtnote „Ausgezeichnet“ abschloss und das Ehrenzeichen des Goldenen Bandes erhielt. Der damalige Dirigent Joachim Sigl wurde als bester Nachwuchs-Dirigent geehrt.

Zu gern erinnern sich die Chormitglieder an die Rückkehr aus Prag, als sie in Salem mit Begeisterung empfangen wurden, der stellvertretende Bürgermeister Manfred Nolle an der Spitze, eine Feier im früheren Gasthaus Sternen inklusive.
Auftritte im Ausland und eine CD
So einige denkwürdige und beeindruckende Chorreisen hat die singende Männerschar seitdem unternommen. Die Sänger reisten nach Südtirol und Luxemburg, auf die Insel Borkum und nach Wernigerode. Bei einem Konzert in den Niederlanden sangen sie ganz ohne Publikum. Ein Wettbewerb im Karlsruher Konzerthaus brachte den Männern den Titel „Konzertchor im Badischen Sängerbund“ ein. Es folgten Auftritte in Rundfunk und Fernsehen. Unter der Federführung des früheren Chorleiters Dieter Gebauer nahm der Chor im Jahr 2004 sogar eine CD auf. Diese spiegelt mit Kirchenliedern, Volksweisen, Gospels sowie klassischem Liedgut und Popsongs das Repertoire der Chors bis heute wider.
„Wir studieren ein breites Spektrum an Chorliteratur ein“, unterstreicht der aktuelle Leiter Ulrich Raither. „Als ich 1985 mit 26 Jahren als Sänger in den Chor eintrat, hätte ich nicht gedacht, dass daraus 40 Jahre werden“, sagt er mit einem Schmunzeln. Dennoch denkt der 65-Jährige vorerst noch nicht daran, den Taktstock abzugeben. Diesen hatte er vor 18 Jahren eigentlich nur vorübergehend übernommen, weil sein Vorgänger ganz plötzlich aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste. Mittlerweile hat die Chorgemeinschaft Ulrich Raither zum Ehrendirigenten ernannt.
34 Sänger haben im Schnitt einen Auftritt pro Monat
Gern beteiligen sich die aktuell 34 aktiven Chorsänger am Gemeinwohl. Vom Pfingstgottesdienst im Salemer Ortsteil Neufrach, einer Abendserenade auf dem Campinghof Gern und der jährlichen Teilnahme an einem Benefizkonzert mit dem Essarter Chor reichen die Auftritte, in der Regel einer pro Monat. Am Jahresende steht ein festliches Konzert, das seit 1965 zusammen mit dem Musikverein Neufrach bestritten wird. Hinzu kommen Auftritte im „Generationen Plus“ und im Alten- und Pflegeheim Wespach.
Am 3. Juli ist ein Begegnungskonzert mit einem Kinderchor geplant
Aktuell plant Ulrich Raither einen Auftritt mit ganz jungen Sängern: Am 3. Juli soll es ein Begegnungskonzert in Kooperation mit dem Kinderchor der Fritz-Baur-Grundschule in Mimmenhausen geben. „Vielleicht lassen sich so auch neue und jüngere Mitsänger werben“, setzt Raither Hoffnung in dieses Projekt.