Bürgermeister Anselm Neher gab das Wahlergebnis auf dem Rathausplatz bekannt, die Sipplinger jubelten, die Bürgermiliz feuerte Salutschüsse ab, die Musikkapelle spielte das Badnerlied: Die Wahl Oliver Gortats zum neuen Bürgermeister von Sipplingen hatte Volksfestcharakter.
Der Verwaltungsfachwirt Oliver Gortat (Jahrgang 1986, Mitglied der Freien Wähler, aktuell beschäftigt bei den Stadtwerken in Schaffhausen) gewann mit 59,71 Prozent im zweiten Wahlgang die Bürgermeisterwahl. Seine Herausforderin Heike Sonntag kam auf 40,29 Prozent. Im ersten Wahlgang vor drei Wochen hatten beide mit 37 und 36 Prozent fast gleichauf an der Spitze eines damals vierköpfigen Bewerberfeldes gelegen. Die Wahlbeteiligung lag bei 66,74 Prozent, nur geringfügig unter der Wahlbeteiligung von 67,4 Prozent im ersten Wahlgang. Die Wahl von diesem Sonntag in absoluten Zahlen ausgedrückt: 698 Stimmen erzielte Gortat für sich, 471 Stimmen erreichte Sonntag. Von den 1768 Wahlberechtigten waren 1180 Bürger zur Wahl gegangen, elf Stimmen waren ungültig.
Anselm Neher überreichte Gortat einen Blumenstrauß und ein Mikrofon. Beides nahm der Wahlsieger, der am Wahlabend von seinem Lebensgefährten Patrick Pittelkow, seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern begleitet wurde, strahlend entgegen. Gortat: „Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir ihre Stimme geschenkt haben. Das ist ein wahnsinniger Vertrauensvorschuss, ich werde Sie nicht enttäuschen. Ich habe jetzt genau acht Jahre Zeit um zu zeigen, dass es die richtige Entscheidung war. Ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam Sipplingen in den nächsten Jahren sehr gut gestalten können.“ Er schloss seine erste Ansprache mit den Worten: „Vielen Dank, und uns allen einen schönen Abend.“
Bürgermeister Anselm Neher machte es bei der Bekanntgabe des Ergebnisses spannend. Für Sipplingen sei das „ein wichtiger Tag“, sagte er. Er dankte dem Landrat sowie den (Ober-)Bürgermeistern aus der Nachbarschaft für ihren Besuch, den Kandidaten für ihre Kandidatur („eine Herausforderung“) und ihren „ganz tollen Wahlkampf“, dem Musikverein für den guten Ton und der DRK-Jugend für die Bewirtung und dafür, dass schon vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses unter den gut 200 bis 300 Besuchern auf dem Rathausplatz „eine zufriedene Stimmung“ herrsche. Als Neher die Besucher dann nicht mehr weiter auf die Folter spannte, sondern das mit Spannung erwartete Ergebnis verkündete, fasste sich Oliver Gortat ans Herz, als könne es vor Aufregung und Freude nicht schnell genug schlagen. Derweil kämpfte Heike Sonntag mit den Tränen.
Das Ergebnis, sagte Amtsinhaber Neher, sei „eine gute Entscheidung für Sipplingen, ein durchaus eindeutiges Ergebnis“. Er wünschte Gortat „alles, alles Gute, Gesundheit und eine glückliche Hand“. Heike Sonntag, Kämmerin in Meersburg, zeigte sich als faire Verliererin und gratulierte als eine der ersten dem Wahlgewinner, anschließend wurde sie von Landrat Wölfle getröstet, der die 40 Prozent als respektable Größe bezeichnete, für die sich niemand verstecken müsse.
Über die Frage, was sie im Wahlkampf möglicherweise falsch gemacht habe, wollte Sonntag nicht spekulieren. „Ich schlafe erst einmal darüber und mache mir dann meine Gedanken“, sagte sie.
Die beiden Mitbewerber aus dem ersten Wahlgang von vor drei Wochen, Ralph Freund und Stefan Metzger, die auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatten, verfolgten den Wahlausgang live auf dem Rathausplatz. Freund sagte bei der Gratulation für Gortat im Scherz, dass er ihm für jede Stimme, die er von ihm im zweiten Wahlgang übernommen habe, nun ein Bier schulde. Und er fügte an: „Passen Sie mir gut auf das Dorf auf.“ Gortat genoss es sichtlich, dass die Schlange der Gratulanten immer länger wurde. Vielfach schloss der Mann aus Rielasingen-Worblingen, der hörbar nahe an der Schweizer Grenze aufwuchs, mit den Worten: „Merci vielmohls!“
Ganz vorne in der Reihe der Gratulanten standen Landrat Lothar Wölfle, Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler und Landtagsabgeordneter Klaus Hoher. Zum Gratulieren kamen unter anderem auch die Bürgermeister aus Owingen, Hagnau und Daisendorf, die eine Stunde zuvor noch die Amtseinsetzung von Robert Scherer als neuen Bürgermeister in Meersburg besucht hatten. OB Jan Zeitler sagte, dass er sich auf die Zusammenarbeit mit Oliver Gortat in der Verwaltungsgemeinschaft freue. Er beglückwünschte ihn „zu dem überraschend deutlichen und klaren Votum“. Zeitler ist seit Februar im Amt und weiß gut, dass auf den Neuen in Sipplingen nun „wahnsinnig viel Neues einströmen wird“. Er gebe ihm folgenden Tipp für die Anfangsphase mit auf den Weg: „Haushalten Sie mit den Terminen.“