Wenige Tage vor der Bürgermeisterwahl kursiert ein Flugblatt in Sipplingen. Gedruckt und digital ruft das Schreiben dazu auf, CDU-Gemeinderat Lars Heinzl zu wählen. „Es ist nur eine richtige Wahl, wenn man die Wahl hat“, heißt es dort in Anspielung darauf, dass Amtsinhaber Oliver Gortat der einzige offizielle Kandidat bei der Wahl am Sonntag ist. „Deshalb ist es in unserer Demokratie möglich, in die freie Zeile auf dem Wahlschein eine Person der eigenen Wahl einzutragen“, heißt es weiter in dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt. Heinzl selbst wollte sich dazu gegenüber dem SÜDKURIER nicht äußern. Laut dem Flugblatt würde er die Wahl bei entsprechender Zustimmung annehmen.

Gortat kommentiert
Heinzl ist Bauamtsleiter in Stockach und wohnt, anders als Amtsinhaber Oliver Gortat, in Sipplingen. Gortat kommentiert die Aktion mit den Worten: „Meiner Meinung nach ist es für die Bürgerinnen und Bürger sehr bedauerlich, dass nicht schon bereits innerhalb der Bewerbungsfrist weitere interessierte Kandidatinnen und Kandidaten in den Wahlprozess eingetreten sind.“ Weiter schreibt er auf Anfrage: „Ob diese anonyme Aktion einen Wettbewerb darstellt, wird sich zeigen.“ Er sei sich sicher, dass die Bürgerinnen und Bürger einschätzen können, weshalb diese anonyme Aktion erst eine Woche vor der Wahl gestartet wurde.
Bürgermeister wider Willen
Dass keine offiziellen Kandidaten gewählt wurden, hat es schon mehrfach gegeben. So etwa in Röttingen im Landkreis Würzburg, wo Steffen Romstöck als unabhängiger Kandidat mit 51,9 Prozent gewählt wurde, obwohl er nicht als offizieller Kandidat auf dem Wahlzettel stand. In der Gemeinde Bissingen an der Teck im Landkreis Esslingen wurde ein Kandidat über die freie Zeile gewählt, der nicht auf dem Wahlzettel stand, der jedoch das Amt nicht antrat. In Hagnau kam es 2003 ebenfalls zu einem vergleichbaren Fall, als Simon Blümcke, heute Oberbürgermeister von Friedrichshafen, seine Kandidatur zurückzog und schließlich – über die freie Zeile gewählt – doch das Amt antreten konnte.