Sipplingen Das gemeindeeigene Gebäude Rathausstraße 6 in Sipplingen, in dem einst der Kindergarten unterbracht war, soll grundlegend saniert werden. Der große Raum im Anbau, dem sogenannte „Sängerheim“, der derzeit insbesondere vom Gesangsverein und den Bürgerfrauen genutzt wird, soll barrierefrei und offen für verschiedene Nutzergruppen werden. „Ziel ist es, eine zukunftssichere und multifunktionale Nutzung dieses Raumes sicherzustellen – auch mit Blick auf mögliche Veränderungen in den kommenden Jahrzehnten“, wie die Gemeindeverwaltung im Gemeinderat mitteilte.

Im Vorfeld hatte die Verwaltung das Büro Translake GmbH aus Konstanz kontaktiert, ein Büro für Beteiligung und Kommunikation, das eng mit Kommunen in der Bodenseeregion zusammenarbeitet. Dieses soll einen professionellen Bürgerbeteiligungsprozess begleiten. Die Ergebnisse dieses Beteiligungsprozesses sollen in die weitere Planung für den Teilbereich des Gebäudes Rathausstraße 6 einfließen und getrennt zur übrigen Sanierungsplanung betrachtet werden.

Sabrina Girrbach, Fachbereichsleiterin Finanzen, machte darauf aufmerksam, dass die Einbindung der Bürger in kommunale Entscheidungsprozesse die Transparenz stärke, die Akzeptanz fördere und eine bedarfsorientierte Entwicklung vor Ort ermögliche. Sie erinnerte dabei unter anderem an die Zukunftswerkstatt der Bürgerselbsthilfe, bei dem die Bürger einen grundlegenden fundierten Impuls gesetzt hätten, worauf das gesamtörtliche Entwicklungskonzept erstellt worden sei.

Ziele des Beteiligungsprozesses sind nach Darstellung der Kämmerin unter anderem mögliche Kooperations- oder Mehrfachnutzungen des Raumes. Wichtig sei dabei, dass die bestehende Nutzung insbesondere durch den Gesangsverein nicht geschmälert, sondern durch eine multifunktionale Ausrichtung des Raumes ergänzt werde. Der Raum solle so entwickelt werden, dass mehrere Gruppen davon profitieren können – etwa durch barrierefreie Zugänge oder flexible Ausstattung. Girrbach: „Gerade vor dem Hintergrund knapper kommunaler Mittel ist eine Mehrfachnutzung eine Chance und langfristig notwendig.“ Für die Sanierung der Rathausstraße 6 mit dem Anbau „Sängerheim“ stehen ihr zufolge Fördermittel aus dem Investitionspakt BW Soziale Integration im Quartier (IBW/Landes-SIQ) von 543.000 Euro sowie zusätzlich ein Ausgleichstock-Zuschuss von 40.000 Euro zur Verfügung, so die Fachbereichsleiterin Finanzen.

Die Mitglieder des Gemeinderates halten das Vorhaben für gut, sparten aber auch nicht mit Kritik zur Vorgehensweise. So sagte etwa Arne Schuldt (DBS), das Vorhaben sei „zu kurz gedacht“, es gelte die Nutzung aller gemeindeeigenen Vereinsräume in Sipplingen im Gesamten zu betrachten. Clemens Beirer (CDU) zeigte sich überrascht, dass schon Tatsachen geschaffen worden seien. „Wir sind nicht rechtzeitig in den Beteiligungsprozess einbezogen worden“, kritisierte er, seinem Wunsch nach mehr Transparenz aussprechend. Günther Völk (CDU) zeigte sich sogar „zutiefst verärgert, dass der Gemeinderat einfach abnicken soll“. Er bemängelte, dass es nur um einen Raum gehe und plädierte dafür, „nochmal einen Schritt zurückzugehen, um neu darüber nachzudenken“. Dass man in Bezug auf die Sanierung des Raumes „schon ein bisschen im Zeitdruck“ sei, sagte wiederum Thomas Biller (UL). Lars Heinzl (CDU) votierte für eine Gesamtbetrachtung aller Räume, Hannes Schuldt für eine Bedarfsanalyse.

Das Gremium sprach sich schließlich dafür aus, den Beteiligungsprozess als eigenständigen Schritt getrennt von der übrigen Sanierungsplanung zu betrachten. Der Prozess umfasst eine Kurzumfrage im August und September für alle Sipplinger Bürgerinnen und Bürger sowie eine öffentliche Dialogveranstaltung am Dienstag, 14. Oktober, bei der konkrete Ideen diskutiert werden. Die Ergebnisse sollen dem Gemeinderat am Donnerstag, 23. Oktober, vorgestellt werden.