„Ein toller Tag mit einem super Umzug, einem Fahneneinmarsch und Salutschüssen. Besser kann‘s eigentlich nicht sein, tolles Wetter, viele Leute, alles passt.“ Voll des Lobes und sichtlich erleichtert, dass der Festtag problemlos verlaufen ist, war am Sonntagnachmittag Oberstleutnant Adrian Staiger, Kommandant der Bürgermiliz Sipplingen. Der Verein feierte im Rahmen des Sipplinger „Seezaubers“ gemeinsam mit rund 650 Uniformierten aus 40 Bürgerwehren und Milizen Baden-Württembergs und Südhessens seinen 175. Geburtstag.
Im September kommen Teilnehmer aus ganz Europa
Die Feierlichkeiten hatten bereits mit einem Kommandantentreffen der badisch-südhessischen Bürgerwehren und Milizen im Frühjahr und einem Festakt Ende Mai ihren Anfang genommen. Ende September werden sie mit einem Generalrapport der Union der Europäischen Wehrhistorischen Gruppen mit Teilnehmern aus ganz Europa fortgesetzt.
Empfang für Kommandanten und Gäste im Rathaus

Gestartet waren die Festivitäten am Sonntag mit einem Gottesdienst, bevor sich die Teilnehmer zu einem Frühschoppen mit der Brass Band aus Ludwigshafen auf dem Festgelände am See zusammenfanden. Beim Kommandantenempfang im historischen Rathaussaal machte Bürgermeister-Stellvertreter Clemens Beirer auf die, wie er sagte, denkwürdige Geschichte der alten Fahne der Bürgermiliz aufmerksam.
Fahne stammt aus der Völkerschlacht bei Leipzig 1813
Im Feldzug gegen Russland 1812 und in den deutschen Freiheitskämpfen von 1813 bei den badischen Truppen in Napoleons großer Armee hätten auch vier Bürgersöhne aus Sipplingen mitgekämpft. Ein Soldat mit Namen Fidel Wucherer habe in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 eine verschlissene, verschmutzte Feldfahne aus rotem Tuch erobert und sie als Trophäe mitgebracht.

Geschickte Frauenhände hätten sie ausgebessert und sie durch eine weiße Umrandung zur Bürgermilizfahne ergänzt, wie sie heute noch besteht. „Als künstlerische Ausstattung trägt die Fahne auf der einen Seite das badische Landeswappen und auf der Rückseite das alte Sipplinger Gemeindewappen“, sagte Beirer.
Er freue sich sehr, dass die Motivation und Entschlossenheit zum Erhalt der Tradition und des Brauchtums bis heute angehalten habe. Die Bürgermiliz habe in den zurückliegenden Jahren viele neue Mitglieder hinzugewonnen. „Unsere Bürgermiliz ist das Aushängeschild unserer Gemeinde.“
Wilderich von und zu Bodman unter den Zuschauern

Den Umzug, der sich dem Empfang anschloss, verfolgte neben vielen Bürgerinnen und Bürgern auch Wilderich von und zu Bodman. Das Geburtstagskind unter dem Kommando von Leutnant Matthias Lohrer führte den von Oliver Huber moderierten Umzug selbst an, gefolgt vom Spielmannszug, angeführt von Sergeant Lothar Brosowski, und der Milizkapelle unter Fähnrich Arthur Widenhorn.

Es folgten 39 Vereine und Vereinigungen im Umzug, unter ihnen die Stadtkapelle, die Schwertanzkompanie, der Trachtenbund und das Bürgerlicher Artillerie Corps aus Überlingen sowie die Sipplinger Patenkompanie, das Jägerbataillon 292 aus Stetten am kalten Markt. Mehrere berittene Bürgergarden sorgten für besondere Höhepunkte im Zug. Den Abschluss markierte ein Fahneneinmarsch auf dem Festgelände mit anschließendem Salutschießen des Bürgerlichen Artilleriekorps aus Überlingen und aus Ehningen.

Adrian Staiger hatte im Vorfeld darauf aufmerksam gemacht, es sei nicht absehbar gewesen, dass sich die bewaffnete Ausrückung vor 175 Jahren derart auf die Geschichte von Sipplingen auswirken würde. „Mit der Verleihung des Privilegs an die Gemeinde Sipplingen, eine bewaffnete Bürgermiliz unterhalten zu dürfen, war der Grundstein gelegt, dass die Tradition der Bürgermiliz von Generation zu Generation weitergegeben wurde.“
Voller Stolz blickten die Soldatinnen und Soldaten der Bürgermiliz auf 175 Jahre bewegte Geschichte zurück und freuten sich, dieses Jubiläum feiern zu dürfen, erkärte Staiger. Er hoffe, es möge weiterhin gelingen, junge Menschen für die Bürgermiliz zu begeistern, „damit der Fortbestand des Bataillons gewährleistet wird und noch viele Jubiläen gefeiert werden können“.