„Es war der krönende Abschluss einer rasanten Entwicklung der Gemeinde in den Jahren 1977 bis 1987.“ Das sagt Kurt Binder, Bürgermeister von Sipplingen von 1977 bis 1993, über die Verleihung der Goldmedaille im Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“.

Die Goldmedaille „Unser Dorf soll schöner werden“ für Sipplingen.
Die Goldmedaille „Unser Dorf soll schöner werden“ für Sipplingen. | Bild: Kurt Binder

Die Auszeichnung wurde im Rahmen der Grünen Woche in Berlin im Februar 1988 von Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle und Schirmherrin Gräfin Sonja Bernadotte verliehen: Rund 25 Sipplinger waren seinerzeit auf eigene Kosten mit nach Berlin geflogen.

Grundlage für die Goldmedaille war der 1985 abgeschlossene Dorfentwicklungsplan. Wesentlich beteiligt daran war der Sipplinger Friedrich Frick, Obstbauberater beim Landwirtschaftsamt Überlingen. Er war auch Juror und Initiator der jährlichen, schon in den 1970er Jahren ausgerichteten Blumenschmuckwettbewerben in Sipplingen. Frick schlug Binder vor, an „Unser Dorf soll schöner werden“ teilzunehmen.

So gestaltete sich der Blick vom Kirchturm auf Sipplingen im Jahr 1980 gen Westen.
So gestaltete sich der Blick vom Kirchturm auf Sipplingen im Jahr 1980 gen Westen. | Bild: Karl-Heinz Rimmele
Uns so ist der Ausblick heutzutage vom Kirchturm aus.
Uns so ist der Ausblick heutzutage vom Kirchturm aus. | Bild: Kleinstück, Holger

„Er hat uns in all den Jahren auch ehrenamtlich beraten“, erinnert sich Binder. Die Teilnahme erfolgte zunächst auf Kreis-, dann auf Landes- und schließlich 1987 auf Bundesebene. „Als jeweiliger Sieger dieser Wettbewerbe konnte man auf die nächste Wettbewerbsebene aufsteigen“, so Binder.

Viele verschiedene Projekte

Auf Grundlage des Dorfentwicklungsplans wurden mit finanzieller Unterstützung durch das Land viele öffentlichen Einrichtungen geschaffen. Binder nennt unter anderem die Anlegung von Fuß- und Wanderwegen, Wanderpark-, Grill- und Kinderspielplatz, Fußgängerunterführung B31 alt, Touristinfo im Haus des Gastes, Platzgestaltungen am Winzerbrunnen, Hänselebrunnen und Rathausplatz.

Die im Rahmen des Dorfentwicklungsplans erstellte Unterführung unter der Bahnstrecke im August 1983: Der Baubeginn war im September 1981 ...
Die im Rahmen des Dorfentwicklungsplans erstellte Unterführung unter der Bahnstrecke im August 1983: Der Baubeginn war im September 1981 erfolgt, die offizielle Inbetriebnahme im Juni 1983. | Bild: Karl-Heinz Rimmele
Diesen Ausblick hat man heutzutage vom Kirchturm aus: Im Mittelpunkt ist das Ristorante Riva, wie dieses Bild aus dem Jahr 2018 zeigt.
Diesen Ausblick hat man heutzutage vom Kirchturm aus: Im Mittelpunkt ist das Ristorante Riva, wie dieses Bild aus dem Jahr 2018 zeigt. | Bild: Kleinstück, Holger

Dazu kamen Feuerwehrgerätehaus, Wanderhütte, Übungsräume für Musikkapelle und Jugendrotkreuz. Binder: „Deren Mitglieder haben durch eine Vielzahl von freiwilligen Arbeitsstunden wesentlich dazu beigetragen.“

Das Rathaus im Jahr 1983.
Das Rathaus im Jahr 1983. | Bild: Karl-Heinz Rimmele
Das Rathaus heute nach der Renovierung.
Das Rathaus heute nach der Renovierung. | Bild: Kleinstück, Holger

Verbesserungen auch im privaten Bereich

Das Erscheinungsbild des Dorfes wurde auch im privaten Bereich erheblich aufgebessert. Als er 1977 in die Gemeinde gekommen war, „hat es teilweise grausam ausgesehen“, beschreibt der Ex-Bürgermeister viele seinerzeit unverputzte Häuser und deren Anbauten.

Das erste Gebäude an der linken Seite der Straße „An der Lenzensteig“ im Jahre 1983.
Das erste Gebäude an der linken Seite der Straße „An der Lenzensteig“ im Jahre 1983. | Bild: Karl-Heinz Rimmele
Kurt Binder vor dem Gebäude an der Lenzensteig heute.
Kurt Binder vor dem Gebäude an der Lenzensteig heute. | Bild: Kleinstück, Holger

Nicht weniger als 103 Gebäude wurden im Rahmen von drei Farbleitplänen in den 1980er Jahren renoviert. „Allerdings lief das ganze am Anfang zäh an. Ich bin damals von Haus zu Haus gelaufen“, erläutert Binder, dass viele Bürger erst überzeugt hätten werden müssen.

Blick vom Kirchturm auf die Gebäude „Im Winkel“ 1984.
Blick vom Kirchturm auf die Gebäude „Im Winkel“ 1984. | Bild: Karl-Heinz Rimmele
Blick vom Kirchturm auf die Gebäude „Im Winkel“ 2018.
Blick vom Kirchturm auf die Gebäude „Im Winkel“ 2018. | Bild: Kleinstück, Holger

Gesamtkosten: 2,85 Millionen Mark

„Zum Schluss war es ein Selbstläufer.“ Die Gesamtkosten beliefen sich auf 2,85 Millionen Mark – bei Landeszuschüssen von 639 100 Mark. „In die Bewertung bei den Wettbewerben wurde sehr stark auch das bürgerschaftliche Engagement und die Vereinsaktivitäten einbezogen“, erläutert Binder. „Und hier konnte Sipplingen wirklich punkten.“

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