Sipplingen – Gut zweieinhalb Stunden haben die Gemeinderäte am vergangenen Mittwoch mit rauchenden Köpfen zusammengesessen, um sich vom Stockacher Architekturbüro Fiedler die Kostenentwicklung für die Sanierung der Turn- und Festhalle erklären zu lassen. Sie liegt laut Clemens Beirer, CDU, rund 700.000 Euro höher als noch im Sommer 2024 berechnet. Die Gemeinde soll nun rund zwei Millionen Euro aus dem ohnehin schon leeren Gemeindesäckel für die Renovierungsarbeiten bezahlen.

In der Novembersitzung hatten die Räte einstimmig beschlossen, den Punkt „Sanierung der Turn- und Festhalle“ von der Tagesordnung zu nehmen. Thomas Seiberle, Demokratische Bürger, erklärte im SÜDKURIER-Gespräch: „Die neuen Gemeinderäte hatten überhaupt keine Zeit, sich in das Thema einzuarbeiten. Da mussten wir uns erst einmal informieren. Ich beschließe nicht mal eben eine Ausgabe von rund 3,5 Millionen Euro.“

Die Informationsrunde am Mittwoch wurde nicht öffentlich angesetzt, was etliche Sipplinger ärgerte. Sie bildeten spontan eine Interessengemeinschaft, die in einem Brief an die Sipplinger Vereine schrieben: „Die Vereine, die Bedarf und Nutzung unserer Mehrzweckhalle aus langjähriger Erfahrung und Praxis kennen, werden in einer so extrem wichtigen Grundsatzentscheidung für unser Dorf nicht angehört.“ Einen anhängenden Protestbrief an Gemeinderäte und Verwaltung unterschrieben bis auf die Narrengesellschaft alle Sipplinger Vereine.

Dennoch blieb es bei der nicht öffentlichen Sitzung, zu der außer den Gemeinderäten der Ortsbaumeister von Owingen, Bernhard Widenhorn, und Willi Schirmeister, ehemaliges Sipplinger Ratsmitglied und langjähriger Stadtbaumeister von Stockach, als sachkundige Bürger eingeladen waren. Die unter Beisein von Kämmerin Sabrina Girrbach und Hauptamtsleiter Christoph Huber von Bürgermeister Oliver Gortat geleitete Sitzung fasste keinen Beschluss, allerdings wurden Vorschläge zur Einsparung diskutiert, die nun eingeplant werden sollen. Dennoch führte das Treffen zu keinem eindeutigen Ergebnis. Teilnehmer erklärten, dass es danach in beiden Fraktionen des Gemeinderates sowohl Zustimmung als auch Ablehnung der vorgeschlagenen Sanierung gegeben habe. Nun soll dem Vernehmen nach das Architekturbüro Fiedler in der kommenden Ratssitzung zwei Sanierungskonzepte vorlegen, eine kleine und eine große Lösung, wobei in jedem Fall die Auswirkungen auf Fördermöglichkeiten dargestellt werden sollen.

Wenn auch die Verwaltung der Forderung nach Öffentlichkeit der Sitzung am Mittwochabend nicht nachgekommen war, zeigte der von den Vereinen unterschriebene Brief dennoch Wirkung. Nach der internen Ratssitzung lud die Gemeindeverwaltung die Sipplinger Vereinsvertreter am nächsten Tag zum Runden Tisch in den Ratssaal ein, an dem auch Ratsmitglieder teilnahmen. Laut Schilderung von Teilnehmern gab es eine fast zweistündige lebhafte Diskussion, in der sich die Verfasser des Briefes zunächst wegen Ungenauigkeiten bei Belegungszahlen teils heftige Kritik anhören mussten. Claudia Neudörffer bedauerte: „Nicht alle haben verstanden, worum es den Briefeschreibern im Kern eigentlich ging.“ Im Mittelpunkt des Abends aber standen die Sorgen vor einer Überschuldung der Gemeinde, die Kritik an den hohen Kosten, die eine Sanierung der Halle erforderten, Fragen nach Einsparungsmöglichkeiten und nicht zuletzt die Kritik wegen mangelnder Information und Transparenz des gesamten Verfahrens. Lars Heinzl, CDU-Ratsmitglied, nannte die Kommunikation im Dorf bei vielen Projekten eine Katastrophe. Das führe zu einer aufgeheizten Stimmung im Dorf, was er schade finde.

Gleichwohl führte der Sitzungsmarathon in der Gemeinde offensichtlich dazu, dass etwas Dampf aus dem Kessel genommen wurde. Darum geht es auch dem Sprecher der CDU-Ratsfraktion, Clemens Beirer: „Es muss die Emotionalität raus aus der Debatte“, sagte er dem SÜDKURIER. Man müsse „Sachlichkeit walten lassen“. Beirer ist der Meinung, dass die Sanierung der Turn- und Festhalle kommen muss und dies auch bei den jetzt genannten Kosten. „Warten, bis wir Geld haben“, sagt er, könne man nicht, denn „das haben wir auch in 30 Jahren nicht.“ Allerdings weiß er, dass längst nicht alle Gemeinderäte seiner Meinung sind. Das Dafür und Dagegen gehe quer durch beide Fraktionen, das habe sich auch durch die Klausurtagung nicht geändert.