Ein Erdrutsch am Steilhang zwischen Sipplingen und Ludwigshafen? Die Lage am Dienstagabend bei Starkregen und Sturm war unübersichtlich. Als die Feuerwehr gegen 18.45 Uhr alamiert wurde, musste sie davon ausgehen, dass der Hang, der in den Jahren 2016/17 aufwändig gesichert worden ist, ins Rutschen kam. Sofort sperrten die Behörden die B31-alt zwischen Sipplingen und Ludwigshafen.

Geologe gibt Entwarnung
Ein Hangrutsch war aber nicht zu befürchten, wie ein Geologe des Geologischen Landesamtes am Mittwochmorgen vor Ort bestätigte. Die Straßensperrung wurde noch am Vormittag aufgehoben, für den Radweg blieb sie bis Donnerstag bestehen.
Statt eines Hangrutsches wurde vielmehr im Sturm eine gut sechs Meter hohe Kiefer entwurzelt, die auf die alte B31 gestürzt war. Das wurde einer 74-jährigen Frau in einem Kleinwagen zum Verhängnis, die bei schlechter Sicht nicht rechtzeitig bremsen konnte und ins Geäst der Kiefer prallte.
Die Airbags in dem Fahrzeug lösten aus. Beim Eintreffen der Feuerwehr befand sich die Fahrerin noch im Auto und wurde von den Löschkräften medizinisch erstversorgt, wie Kommandant Mirko Schirmeister berichtete, bevor das DRK Sipplingen die weitere Versorgung übernahm. Die Frau hatte einen Schock erlitten, an ihrem Auto entstand ein Schaden von etwa 5000 Euro.

Dominik Ehret, Geologe beim LGRB (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau), kennt den Steilhang zwischen Sipplingen und Ludwigshafen aus früheren Sanierungsmaßnahmen. In den Jahren 2016/17 sei der Hang vor einem Abrutschen mit Gitternetzen gesichert worden. Wie sich nun herausstellte, sei diese Maßnahme auch wirksam gewesen. Denn vom Hang rutschte nichts ab, weshalb Ehret in Absprache mit der Straßenmeisterei am Mittwoch die B31-alt wieder für den Verkehr freigab.

Der parallel verlaufende Radweg blieb bis Mittwoch gesperrt, bis alle Reste der herabgestürzten Kiefer beseitigt sind. Nun wird geprüft, ob weitere Bäume, die zwischen den Gitternetzen stehen, vorsorglich gefällt werden müssen. Die Feuerwehr Sipplingen war mit vier Fahrzeugen im Einsatz. Er sei dankbar, sagte Sipplingens Bürgermeister Oliver Gortat, dass er auf die Hilfe der freiwilligen Helfer von Feuerwehr und DRK zählen könne.
Riesiger Feuerwehreinsatz in Stetten
Das nördliche Einzugsgebiet des Bodensees stand seit Sonntag unter starkem Dauerregen. In Stetten hielt ein verstopftes Rohr, das unter der B33 liegt, die Feuerwehr in Atem. Laub und Gestrüpp steckten in dem Durchlass, durch den der Dysenbach fließen sollte. Das Wasser staute sich auf einer nordwestlich der Bundesstraße gelegenen und etwa 4000 Quadratmeter großen Obstplantage samt einer Scheune.
Nachdem schon der Bauhof und die Straßenmeisterei seit dem Vormittag vor Ort waren, wurde kurz vor 16 Uhr auch die Feuerwehr alarmiert. Die anfängliche Befürchtung, dass die Straße unterspült werden würde, konnte ausgeschlossen werden, „aber es zeigten sich weitere Gefahren durch die Überflutung“, schreibt Martin Scherer, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes: Zum einen seien in der Scheune abgestellte Fahrzeuge vom Wasser gefährdet gewesen, zum anderen eine Photovoltaik-Anlage an der Scheune, die bei Wasserkontakt einen großflächigen Stromnetzausfall hätte verursachen können.

Die Freiwillige Feuerwehr Stetten unter der Einsatzleitung von Kommandant Dagobert Heß setzte „auf starke Kräfte“, wie es im Pressebericht heißt, und zwar auf Pumpen, um den Wasserspiegel der überschwemmten Fläche zu senken. Auch die Feuerwehren aus Uhldingen-Mühlhofen, Meersburg, Daisendorf, Immenstaad und Überlingen mit ihren Pumpen wurden alarmiert, insgesamt 55 Einsatzkräfte.

Hochdruckfräse bringt die Lösung
Das abgepumpte Wasser wurde über die B33 befördert, wofür die Straße zwischen Stetten und Ittendorf für etwa drei Stunden, bis 19.30 Uhr, voll gesperrt werden musste. So wurde das verstopfte Rohr (Fachleute nennen es Verklausung) umgangen und das Wasser auf der südöstlich gelegenen Straßenseite zurück in den Dysenbach geleitet. Gleichzeitig fräste eine Spezialfirma das verstopfte Rohr frei. Als dies gegen 18.30 Uhr gelang, ergoss sich laut Scherer ein starker Wasserstrom in den Graben des Dysenbachs und ließ ihn vor dem Gartenfachmarkt über die Ufer treten. Die Feuerwehr war mit Sandsäcken gewappnet und schützte das Gartencenter vor einer Überflutung.
Chef im Gartencenter sagt Danke
Axel Röhm, Inhaber des gleichnamigen Gartencenters in Stetten, sagte am Morgen nach dem Feuerwehreinsatz: „Ich bin dankbar dafür, dass die Feuerwehr so eine gute Arbeit geleistet hat.“ Sein Geschäft liegt in einer Senke, was in früheren Jahren schon einmal zu einer Überschwemmung geführt habe, noch bevor er den Betrieb übernommen hat. Damals habe sich das Wasser weiter bachabwärts gestaut. Den freiwilligen Helfern sei es gelungen, das Wasser kontrolliert abfließen zu lassen und mit Sandsäcken einem möglichen Schaden vorzubeugen.