Ein Motorrad, zwei Ersatzkanister Benzin und 45 Kilogramm Gepäck: Das sind die Zutaten der Transkanada- und Alaska-Tour von Motorrad-Abenteurer Charlie Spiegel aus Überlingen, zu der er heute aufbricht. Der 62-Jährige besteigt heute ein Flugzeug in Zürich. Seine BMW G 650 GS erwartet ihn bereits in Montreal. Die Maschine ist schon am Freitag nach Kanada transportiert worden.
Einfachere Vorbereitung als bei Südamerika-Tour
Charlie Spiegel ist mehr als nur ein leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er liebt das Abenteuer und vor allem längere Strecken. 2016 umrundete er Südamerika in elf Monaten in drei Etappen. Pünktlich zum Abschied zur nächsten Tour ist sein Buch „40.000 Kilometer Südamerika – Mit dem Motorrad quer durch den Kontinent“ erschienen. Außerdem hielt er in den vergangenen Monaten mehr als 35 Multivisionsvorträge. Jetzt muss etwas Neues her. „Ich bin seit etwa vier Monaten nicht mehr länger auf dem Motorrad gesessen“, berichtet der Überlinger. „Mittlerweile kribbelt es schon ganz gewaltig.“
Dieses Mal führt ihn sein Fernweh nach Nordamerika auf eine Transkanada- und Alaska-Tour. „Diese Tour ist sicherlich zum Fahren nicht ganz so heftig wie in Südamerika, da die meisten Straßen asphaltiert sind“, sagt Charlie Spiegel. „Auch die Vorbereitungen waren deutlich einfacher.“ Etwa zweieinhalb Monate hat der 62-Jährige intensiv geplant. Dabei stellte er fest, dass es erstaunlich viele Deutsche und Schweizer in der Region gibt.
Hoffen auf Eisberge in Neufundland
Ausgangspunkt ist Montreal. Von dort aus geht es zunächst nach Osten bis nach Neufundland. „Ich bin gespannt, ob ich dort Eisberge treiben sehen werde.“ So einer wurde der Titanic zum Verhängnis. Das kann Charlie Spiegel nicht passieren, denn er wird über Land wieder zurückfahren. Über Montreal geht es dann in Richtung Rocky Mountains. „Das werden lange Tage auf dem Motorrad. Da gilt es schlichtweg Kilometer zurückzulegen.“
In Edmonton am Fuße der Rockys wird er dann sein Motorrad einer Inspektion unterziehen, bevor es weiter nach Dawson Creek geht. „Dort ist der einzige mehrtägige Stopp geplant“, berichtet Charlie Spiegel. „Ich habe einen Deutschen kennengelernt, der dort eine ehemalige Militär-Kaserne zu einem Hotel umgebaut hat.“ Wenn es dann wieder weitergeht, wartet die größte fahrerische Herausforderung auf den Überlinger: der Dempster Highway bis nach Tuktoyaktuk am Eismeer. „Ich freue mich ganz besonders darauf, weil man diese Strecke erst seit vergangenen November ganzjährig befahren kann.“
Respekt vor dem Dempster Highway
Allerdings hat er auch einen riesigen Respekt davor, denn zum einen ist der Dempster Highway schlappe 1200 Kilometer lang, zum anderen sollte es keinesfalls regnen. „Wenn es nass ist, wird die Piste schmierig und rutschig“, weiß Charlie Spiegel, „dann wird das Ganze nicht ungefährlich.“ Doch der Drang ans Eismeer ist deutlich größer. „Ich werde alles geben, das Ziel zu erreichen und hoffe, dass ich auf dem Weg nicht auf Moschusochsen, Bären oder allzu viele Moskitos treffe“, sagt er mit einem verschmitzten Grinsen.
Nach dem Eismeer wartet Alaska. Ziel ist die Stadt Homer im Süden, danach Vancouver. Allerdings gönnt sich Charlie Spiegel auf dem Weg zurück nach Kanada noch etwas ganz Besonderes. Er wird eine dreitägige Schifffahrt machen und dabei unter anderem Alaskas Hauptstadt Juneau besuchen, die man nur mit dem Flugzeug oder per Schiff erreichen kann. Dann geht es nach British Columbia, wo er sich auf „atemberaubende Gletscherwelten“ freut. Ziel ist Vancouver, von wo aus Spiegel am 13. August wieder an den Bodensee zurückfliegen wird.

Schwere Foto- und Filmausrüstung
Das Gepäck hat der Überlinger im Vergleich zur Südamerika-Tour noch einmal minimiert. „Mehr als die Hälfte der 45 Kilogramm macht die Foto- und Filmausrüstung aus. Da habe ich noch einmal ein paar Klamotten ausgepackt.“ Zwei Hosen, zwei T-Shirts und einige andere Sachen müssen da reichen. Hinzu kommen noch zwei Ersatzkanister mit Zusatzsprit. Das ist vor allem für den Dempster Highway notwendig.
Die BMW G 650 GS ist mit 3,2 Liter zwar extrem sparsam, aber bei einem 14-Liter-Tank kommt man dennoch nur etwa 400 Kilometer. Fahren wird Charlie Spiegel nach Navi, betont aber: „Natürlich habe ich auch Kartenmaterial dabei. Manchmal ist es gut, sich nicht voll und ganz auf die Technik zu verlassen.“
Wochen nach Rückflug auch schon verplant
Und Charlie Spiegel wäre nicht Charlie Spiegel, wenn er nicht schon vor der Transkanada- und Alaska-Tour bereits neue Pläne hätte. „Ich muss den Rückflug unbedingt erreichen, denn die Wochen danach sind bereits komplett verplant. Ich werde bis in den Herbst hinein etwa zehn Tage in Überlingen sein. Da gilt es dann Klamotten wechseln, dann geht's gleich wieder weiter.“ Außerdem plant er bereits an einer neuen spektakulären Tour in Asien. Allerdings sei diese noch nicht ganz spruchreif.
Person, Tour und Motorrad
- Charlie Spiegel: Der 62-jährige Überlinger ist gelernter Bankbetriebswirt und befindet sich in der passiven Phase seiner Altersteilzeit. Seine Leidenschaft für das Motorradfahren entdeckte er bereits mit 16 Jahren. Er war schon mehrere Male in Südamerika unterwegs. 2016 umrundete er in elf Monaten und drei Etappen den Kontinent. Anschließend präsentierte er seine Eindrücke in mehr als 35 Multivisionsvorträgen. Sein Buch „40.000 Kilometer Südamerika – Mit dem Motorrad quer durch den Kontinent“ ist jetzt erschienen. Nun ist er nach Kanada und Alaska aufgebrochen.
- Die Tour: Die Transkanada- und Alaska-Tour startet in Montreal. Von da aus geht es nach Osten bis nach St. Johns in Neufundland und wieder zurück. Anschließend fährt Spiegel über Edmonton und Dawson Creek durch die Rocky Mountains über den Dempster Highway bis nach Tuktoyaktuk. Danach geht es nach Alaska bis nach Homer und Vancouver. Hier gönnt sich Spiegel eine dreitägige Schiffsreise. Die Gesamttour ist etwa 20.000 Kilometer lang und soll in etwa zweieinhalb Monate absolviert sein. Der Rückflug am 31. August ist bereits gebucht. Blog von Charlie Spiegel: www.mototrotter.de
- Die Maschine: Charlie Spiegel ist mit einer BMW G 650 GS (Bild) unterwegs. Sie wiegt 205 Kilogramm und trägt etwa 55 Kilogramm Gewicht, inklusive elf Liter Zusatzsprit. Das Motorrad hat 50 PS und verbraucht 3,2 Liter auf 100 Kilometer. Der 14-Liter-Tank reicht also ungefähr 400 Kilometer.