Der Sommer ist zurück! Kaum ist es nicht mehr zu kalt und nass, spricht so mancher schon über die lästige Wärme. Bei um die 30 Grad Celsius sehnt man sich nach Abkühlung. Diese bietet jetzt neben dem See auch der Augustinerplatz. Der Bereich zwischen Blätzlebrunnen und Rathaus wurde im Zuge des Projektes „Innenstadt von morgen“ der Smart Green City vorübergehend zum Sommerort umgestaltet.
Der Augustinerplatz ist bei dieser Aktion der bereits zweite Sommerort – nach dem Pfalzgarten. Im September folgt dann als drittes und letztes Areal der Bodanplatz. Alle drei Orte dienen als Testfläche, um Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität in urbanen Räumen im Sommer auszuprobieren.
Auf dem versiegelten Augustinerplatz, unter dem ein Parkhaus liegt, wurden die trostlos wirkenden Gemäuer durch ansprechende gelbe Tische, Sitzmöbel und Holzflächen ergänzt. Die wuchernde Bepflanzung wich Rudbeckien – gelbe Blumen, die mit den Sitzmöbeln harmonieren. Die größte Veränderung ist eine Sprühanlage. Diese wurde ausgewählt, weil es sich beim Augustinerplatz um einen der heißesten Orte – einen Hotspot – der Innenstadt handelt.
Anlage kostet 8500 Euro, die die Stadt nicht allein zahlt
Die Anlage sorgt für adiabate Kühlung. Hierbei wird die Umgebungsluft mit Wassernebel besprüht, der nach wenigen Sekunden verdunstet. So wird der Luft Wärmeenergie entzogen. Barbara Schaar vom Smart-Green-City-Team erklärt, dass dies zu einer Verbesserung des Mikroklimas führe: „Das kann je nach Außentemperatur und zerstäubter Wassermenge bis zu fünfzehn Grad gefühlte Temperaturreduktion ausmachen.“
Bei der Maschine handelt es sich um einen Prototyp, der speziell für Konstanz entwickelt wurde. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 8500 Euro – brutto. Schaar verteidigt die Ausgaben: „Es ist eine nachhaltige Investition, da Nebelkühle eine viel geschätzte und effiziente Möglichkeit ist, stark aufgeheizte Standorte abzukühlen.“
Zudem werde die Anlage nach Ende des Sommerort-Projekts am Augustinerplatz Mitte September weiterverwendet. Sie könne von der Stadt „flexibel im Rahmen der Klimawandelanpassungen an weiteren Standorten genutzt werden.“
Den finanziellen Aufwand muss die Stadt nicht alleine tragen. Wie bei allen Maßnahmen der Smart Green City ist auch diese durch das Bundesprogramm „Modellprojekte Smart Cities“ zu zwei Dritteln gefördert. Die Stadt trägt somit ein Drittel der Kosten.
Konstanzer begeistert: „Hier kann man sich aufhalten“
Daran scheinen sich die Menschen, die sich am Platz aufhalten, wenig zu stören. Die Fußgänger, die zwischen den beliebten Einkaufsstraßen Rosgartenstraße und Hussenstraße hin und her laufen, verlangsamen sich, betrachten die um das Nebelsystem rennenden Kinder. Manche entschließen sich, den zielstrebigen Gang ins Getümmel auf der gegenüberliegenden Straße abzubrechen und probieren selbst die Kühlungsmöglichkeit aus.

So auch die Konstanzer Claudia und Patrick Koll. Für sie sind die gelben Bänke kaum zu übersehen. Aus einem „kahlen Platz, der ziemlich schnell ziemlich heiß wurde“, entwickelte sich für sie eine Art „einladende Oase“. An der Sprühanlage sei es „schön kühl“, sagt Claudia Koll – und ihr Mann ergänzt: „Hier kann man sich aufhalten.“
Was sagen andere Passanten zu den Neuerungen?
Ähnlich geht es den Touristen Konstantinos Zlatos aus Nürnberg und Vivien Lauer aus St. Gallen. Konstantinos Zlatos kam erst vor wenigen Minuten mit dem Zug in Konstanz an. Auf dem Weg zur Unterkunft entdeckten sie den umgestalteten Augustinerplatz. Zlatos berichtet: „Das ist die erste Stelle, die uns gefallen hat, wo wir uns hingesetzt haben. Die Stühle sind echt gut. Total gemütlich.“ Im Schatten sitzend, beobachten die beiden Freunde das Treiben an der Wassersprühanlage: „Wir sehen viele Leute. Sie kommt gut an.“
Umso verwunderter sind die Menschen, als die Anlage aufhört, aus ihren 18 Düsen gefiltertes Wasser zu versprühen. Barbara Schaar erklärt auf Nachfrage, dass die Maschine automatisiert gesteuert werde. Sobald die Temperatur über 25 Grad steigt, wird die Kühlungsfunktion aktiviert.
Verschiedene Einstellungen der Steuerung werden bis September getestet. Einmal aktiviert, werden ungefähr 48 Liter Wasser pro Stunde verdunstet. Damit ließe sich eine Badewanne zu grob einem Drittel füllen. Das ist Schaars Angaben zufolge ein vergleichsweise sehr niedriger Verbrauch für solche Geräte.

Bianca und ihre Tochter Thea Frischhut freuen sich auf jeden Fall über die Wassertröpfchen in der Luft. „Ich finde es sehr schön, dass sich was getan hat“, sagt Bianca Frischhut, „nur schade, dass es nicht dauerhaft ist.“ Wie es genau mit dem Platz weitergeht, entscheidet sich im Herbst. Hierfür wird die ausliegende und online verfügbare Umfrage zu den Veränderungen ausgewertet.