An die Tatsache, die Ortsvorsteherin von Deisendorf zu sein, muss sich Karin Müller noch gewöhnen. Eigentlich war sie davon ausgegangen, dass ihr Vorgänger Martin Strehl den Job weitermacht.
Doch nach seinem Rückzug stand sie als Kandidatin mit den meisten Wählerstimmen ganz oben auf der Liste. „Es lief dann auf mich hinaus“, räumt sie freimütig ein. Ihre Stellvertreter sind Lothar Weber, der seit 25 Jahren im Ortschaftsrat ist, und ein Neuling im Gremium, Paul Neyrinck. Diesen Mix findet Karin Müller ideal.
Die 52-Jährige ist seit zehn Jahren im Ortschaftsrat und schätzt an Deisendorf den starken Zusammenhalt sowie den dörflichen Charakter. „Ich finde es schön, wenn auch einmal ein Trecker durch den Ort fährt.“
Karin Müller arbeitet als Tagesmutter
Die gelernte Arzthelferin ist angestellt beim Landratsamt und arbeitet als Tagesmutter. Sie stammt aus Mengen und zog zu ihrem Mann nach Deisendorf. Die beiden haben drei erwachsene Kinder und betreiben noch etwas Landwirtschaft.
„Areal wäre ideal gewesen“
„Deisendorf hat ein aktives Vereinsleben. Wir brauchen ein Dorfgemeinschaftshaus für die Allgemeinheit“, beginnt sie die Liste der Themen aufzuzählen. Auch beim zweiten Punkt geht es um eine Immobilie: Der in der Ortsmitte liegende Gasthof Löwen wurde an einen Schweizer Investor verkauft, der dort 24 Wohnungen errichten will.
Leider seien sie von dem Eigentümerwechsel überrascht worden. „Das haben wir zu spät erfahren.“ Das Areal wäre ideal für das neue Dorfgemeinschaftshaus gewesen, bedauert Müller. Sie will sich in die Materie einarbeiten und Kontakt mit dem Investor aufnehmen, um den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen.
Viele Wünsche aus den Teilorten
Zu den weiteren Punkten, die den neuen Ortschaftsrat beschäftigen werden, gehört die lange gewünschte Sanierung der Kirchgasse. Solche Projekte werden an den Gemeinderat der Stadt weitergeleitet. Dort laufen viele Wünsche aus den Teilorten ein, aber die Mittel sind begrenzt und oft ist Geduld gefragt. Ist sie geduldig? „Das kommt darauf an“, sagt Karin Müller. „Wenn man vertröstet wird, finde ich das schade. Eine offene Aussage, wann es machbar ist, wäre mir am liebsten.“
Bei der Landesgartenschau (LGS) werden sich die Deisendorfer wie alle Teilorte präsentieren. Ihr Dorf wollen sie im Herbst durch die Erschließung und Ertüchtigung von einigen Wanderwegen attraktiv machen und an exponierten Stellen mit schöner Aussicht Sonnenliegen aufstellen. Auch ein Fahrradweg Richtung Tüfingen steht schon lange auf der Liste. Damit könnten mehr Bewohner und Schüler aufs Rad umsteigen, so Müller.
Wird sie die Ortsvorsteherin der Herzen?
„Ich habe Respekt vor dem Amt, aber freue mich auf die Arbeit!“ Die Aussage ihres Neffen, sie werde die Ortsvorsteherin der Herzen, hat sie zwar gefreut, aber das will sie nicht überbewertet wissen.